10. Kapitel

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     Mit verklebten Augen wachte ich auf. Irgendwie hatte mich die Realität doch heimgeholt, bevor ich hatte einschlafen können. Jetzt waren meine Augen trocken und meine Wimpern leicht verklebt. Der Morgen startete perfekt. Als ich einen Blick auf die Uhr warf, erstarrte ich.
     07:32 Uhr am Morgen. Eigentlich hätte ich noch schlafen können, doch mein Körper wollte nicht so, wie ich wollte. In meinem Kopf fasste ich den Entschluss, dass ich heute nicht allein sein wollte. Erst wollte ich Mika anschreiben, doch dann hätte ich es ihr erklären müssen und das... das wollte ich nicht.
    Sie würde sich nur die Schuld geben und das war ja nicht ihre Schuld. Zwar fühlte ich mich schlecht, als ich an Sita dachte, doch ich wollte mit ihr reden. Musste mit ihr reden. In der Hoffnung, dass sie mir einen Rat geben konnte.
     Also schrieb ich ihr. Erst als die Nachricht raus war, erkannte ich, wie früh es doch war und war mir sicher, dass sie nicht antworten würde. Fünf Sekunden später kam aber schon eine Antwort.

     Klar, ich sitze in einem Kaffee. Komm doch vorbei. Ich schick dir die Adresse.

     Mit großen Augen starrte ich den Bildschirm an, dann schrieb ich schnell zurück, dass ich kommen würde. Die Adresse schickte sie mir kurz darauf. Eilig lief ich ins Bad und unterzog mich einer Katzenwäsche, ehe ich wieder ins Zimmer huschte und mir ein Kleid anzog. Damir schlief noch. Sein Schnarchen war laut genug, so dass ich es auch in meinem Zimmer hören konnte.
    Wie eine Diebin huschte leise und auf Zehenspitzen aus dem Haus und folgte der Wegbeschreibung, die Sita mir noch geschickt hatte. So war es ganz leicht das Cafè zu finden. Es war direkt am Hafen. Die Meeresluft stieg in meine Nase und beruhigte mich. Für die Uhrzeit an einem Sonntag war erstaunlich viel los.
     Manche liefen bereits zum Einkaufen oder andere genossen die noch kühlere Luft. Erstaunlich, dachte ich. Sita wank mir zu und ich setzte mich zu ihr. Sie lächelte mich an. »Guten Morgen!« Ihre fröhliche Stimmung war ansteckend.
     »Morgen. Wieso bist du schon so früh wach?«, fragte ich, da ich sicher war, dass die Party etwas gedauert hatte. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin kurz nach dir gegangen. Vaughn hat mich aufgeregt und meinte mit mir flirten zu müssen und Damir konnte ich danach nicht wirklich ansehen, ohne ihm zu verraten, was mich wütend macht. Also bin ich auch gegangen.«

     Schuldgefühle wallten in mir auf und überraschten mich wie eine Flutwelle. Sie schwappten über mich und ließen mir keine Wahl ihnen zu entkommen. Sita schien es mir anzusehen, denn sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Schau mich nicht so an, Nix. Ehrlich nicht. Es ist okay. Die Party war eh nicht so meins. Ich bin nur gekommen, weil Damir mich gebeten hat und mir gesagt hast, dass du kommen würdest. Vaughn und ich sind nicht gerade die besten Freunde.«
     Sie zuckte mit den Schultern. »Deswegen schau mich nicht so an. Es ist schon in Ordnung gewesen. Jedenfalls für mich.« Widersprüche lagen mir auf der Zunge, doch ihrem Blick nach zu urteilen wollte sie keinen davon hören. Also behielt ich meine Gedanken für mich.
    »Heute findet in Mali Lošinj eine Strandparty statt. Möchtest du kommen?«, fragte sie, ehe ich einen Widerspruch über die Lippen bringen konnte. Strandparty? Heute? Noch eine Party? Wollte ich schon wieder zu einer Party gehen?
     »Wann ist denn diese Party?«, fragte ich. Sie warf einen Blick auf die Uhr. »Die ist so um 18:00 Uhr und geht bis 22:00 Uhr, damit alle noch nach Hause kommen, um morgen zu arbeiten. Es ist keine riesige Party. Eher nur ein kleines Treffen unter Freunden, die am Strand sitzen, leise Musik hören, den Wellen lauschen und ein bisschen Sparß haben. Du kannst gerne mitkommen.«

     Etwas unsicher sah ich sie an. Diesmal würde ich nur Sita kennen. Auf der anderen Seite wollte ich unbedingt raus. Weg. Damir wollte ich nicht über den Weg laufen. Überhaupt nicht. Dafür war ich noch nicht bereit.
     »Okay. Ich komme mit. Würde es dir was ausmachen, wenn wir den Tag etwas zusammenverbringen? Wann müssen wir losfahren?« Bei meinen vielen Fragen lächelte Sita. »Hm... so um 16:00 Uhr hier wegfahren wäre gut, weil ich nie weiß, wie der Verkehr ist. Besser pünktlich als zu spät. Und klar kannst du den Tag mit mir verbringen. Ich wollte allerdings mit dem Boot raus.«
    »Klar. Kein Problem. Ich fahre gerne mit, wenn du mich lässt.« Sita rollte mit den Augen. »Als würde ich dich nicht lassen. Was für ein Quatsch.« Ich lächelte. Genau in diesem Moment spürte ich mein Handy vibrieren.
     Damir hatte eine Nachricht geschrieben.

Das Rätsel der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt