16. Kapitel

195 19 8
                                    

     Strahlend blauer Himmel begrüßte mich am nächsten Mittwochmorgen. Damir schlief noch, während ich mich anzog und mich frisch machte. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich Laura heute helfen würde.
     Nicht, dass ich nicht gerne den ganzen Tag mit ihm verbracht hätte, doch der Drang etwas zu tun, war einfach stärker. Damir hatte nicht widersprochen. Lächelnd hüpfte ich unter die Dusche und ließ den gestrigen Tag Revue passieren. Wir hatten nach dem Schwimmen noch viel Spaß gehabt. Wir waren nach Mali gefahren und hatten ein paar Sachen eingekauft und hatten die Aussicht genossen.
     Die Leute hatten uns angestarrt, doch das war mir herzlich egal gewesen. Zusammen hatten wir einfach viel Spaß gehabt. Auf der Rückfahrt hatte ich noch ein paar mehr Bilder gemacht. Den Abend hatten wir mit überbackendem Gemüse ausklingen lassen und waren danach beide müde ins Bett gefallen.
     Sein Schnarchen drang jetzt, wo ich mit dem Duschen fertig war, erneut zu mir heran. Grinsen kämmte ich durch meine nassen Haare und cremte mich danach mit Bodylotion ein.

     Der gestrige Tag war... perfekt gewesen. Wunderschön. Ich hatte ihn genossen. Generell hatte ich die letzten beiden Tage mit Damir genossen, doch jetzt wollte ich Laura helfen. Sie erlaubte mir jedoch nicht, länger als vier Stunden zu bleiben. Sie meinte, ich sollte auch den Tag mit Damir genießen.
     Also würde ich das tun. Nachdem ich in ein frisches Kleid geschlüpft war, verließ ich das Bad und ging in mein Zimmer. Dort entschied ich mich für passende Schuhe und lief leise aus dem Zimmer. Das Handy schob ich in eine Tasche im Kleid.
     In der Küche gönnte ich mir zwei Pfirsiche und entschied, dass das reichen würde. Damir hatte mir verraten, dass er für die Bootsfahrt später einiges einpacken würde. Lächelnd nahm ich noch meine kleine Tasche und verließ das Haus.
     Ein Schrei entkam meiner Kehle, als ich eine Gestalt sah, die an der Wand gegenüber lehnte. Meine Schwester lachte sich einen ab. »Warum denn so schreckhaft? Du hast gestern nicht mehr geantwortet und jetzt erschrickst du so.« Ihr Lachen erstarb, als sie mich näher musterte.

     »Was ist passiert?«, fragte sie. Ich schluckte. Mika kannte mich einfach zu gut. Vor ihr konnte man nichts verstecken. Egal wie sehr man sich bemühte. »Na ja... Will war hier. Oder ist noch hier. Keine Ahnung. Am Montagabend stand er einfach vor der Tür und meinte, er wolle zu mir und bla bla bla«, erzählte ich und Mika spannte sich an. Ihre rechte Hand ballte sich zur Faust.
     »Nicht sein Ernst, oder? Deswegen ruft Mum mich vermutlich auch die ganze Zeit an... Man... sie versteht es echt nicht, oder? Du warst schon immer verschossen in Damir und er in dich. Das wird sich nicht ändern.«
     Das Herz sank mir in die Hose. »Sie ruft dich an?«
     Mika nickte. »Ja, aber ich drücke sie immer wieder weg. Ich hab ihr jetzt auch geschrieben, dass sie uns in Ruhe lassen sollen und das wir glücklich ohne sie sind. Sie scheint einfach nicht zu wissen, wann Schluss ist.«
     Ich nickte. Ja. Mutter hatte noch nie gewusst, wann Schluss ist. Sie war eben stur. Nur nicht auf eine gesunde Art und Weise. »Ich hoffe, sie hört bald damit auf. Bestimmt hat sie Will erzählt, welches Haus Damir hat und so weiter. Ich fasse es einfach nicht, dass sie mir ständig in den Rücken fällt«, erklärte ich.

     Mika verzog den Mund und in ihren Augen flammte Wut auf. »Sie denkt eben immer noch, dass sie weiß, was das Beste für dich ist. Aber das weiß sie nicht.« Zustimmend nickte ich und fühlte die Wut in mir aufkochen.
     Langsam hatte ich es satt, dass sie meinte zu wissen, was das Beste für mich sei. Denn sie wusste es nicht und würde es auch nie wissen. Niemals. »Ich verstehe einfach nicht, was in ihrem Kopf vorgeht«, murmelte Mika, dann schüttelte sie den Kopf.
     »Na ja. Ich will dich nicht aufhalten. Ich wollte nur sichergehen, dass alles gut ist.« Meine Schwester musterte mich von Kopf bis Fuß und lächelte dann. »Aber es scheint dir gut zu gehen.« Grinsend sah ich sie an.
     »Ja. Das tut es.« Mika grinste noch mehr. »Seit du hier bist, strahlst du mehr. Du siehst... glücklicher aus. Mehr wie du selbst. Das freut mich.« Ehe ich reagieren konnte, nahm sie mich fest in den Arm und drückte mich an sich.
     Lächelnd schmiegte ich mich an sie und genoss die Umarmung meiner Schwester. Unsere Mutter hätte uns beinahe auseinandergetrieben. Einen ganzen Ozean entfernt. Jetzt aber war ich hier in ihren Armen und konnte mir keinen anderen Ort mehr als mein Zuhause vorstellen.

Das Rätsel der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt