21. Kapitel

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     Ruhig lag ich auf dem Bug, die Sonnenbrille auf der Nase, die Cap tief in die Stirn gezogen und die kühle Sonnencreme auf der Haut, während die Sonne erbarmungslos auf mich herabschien.
     Leise schaukelte das Boot mit den kleinen Wellen, die in der Bucht entstanden. Stille herrschte. Nur am Rande hörte ich Mika und Dardan flüstern, während sie um die Boote schwammen. Diese Ruhe war... beruhigend. Erfrischend. Entspannend. Nichts war zu hören. Ab und an nur mal ein paar Vögel.
     Wir waren um die Landzunge gefahren, die die große Bucht von Cres vom weiten Meer abgrenzte und dann hatten wir uns eine ruhige, kleine Bucht gesucht, in der wir schwimmen konnten. Da mir noch nicht nach baden war, lag ich am Bug und sonnte mich. Das weiche Polster drückte dabei in meinen Rücken.
     Julio war ebenfalls im Wasser und schnorchelte. Damir hatte ein Auge auf ihn, war aber bei mir geblieben, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass er auch schwimmen gehen konnte. Er saß aber lieber bei mir und sonnte sich ebenfalls.
     In diesem Moment ertönte ein Motorengeräusch. Ein lautes, stetiges Brummen, das von den Wänden in der Bucht widerhallte. Gestört von dem plötzlichen Geräusch zog ich die Sonnenbrille ab und blinzelte gegen die Helligkeit an, ehe ich mich umsah. Um die Ecke bog ich ein kleines Hartschalenboot.

     Sportlich und schnittig. Nichts für meinen Geschmack. Ich mochte Schlauchboote mehr. Im ersten Moment wusste ich nicht, wer da angefahren kam, doch als ich mintgrüne Haare im Sonnenlicht schimmern sah, wusste ich, wer da auf dem Boot war. Kurz darauf ankerte Sita in der Bucht, zog sich das Kleid über den Kopf und schwamm auf uns zu.
     Damir grinste und wank ihr zu, als sie am Boot vorbeischwamm, um zu Mika und Dardan zu kommen. Ehe ich mich versah nahm sie Mika in den Arm und dann Dardan. Mika wirkte überhaupt nicht überrascht. Genauso wenig wie Dardan. Auch Damir wirkte nicht überrascht, was mich verwirrte.
     Julio hob den Kopf und als er Sita sah, erhellten sich seine Augen. Ehe jemand von uns reagieren konnte, schwamm er in Windeseile auf sie zu und umarmte sie ganz fest. Lachend schlang Sita ihre Arme um ihn. »Ich hab dich auch vermisst«, hörte ich sie sagen. Wie von selbst verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln.
     Julio drückte sich fest an sie. Um ihnen den Moment zu gönnen, sah ich zu Damir, nur um festzustellen, dass er mich bereits ansah. Fragend hob ich eine Braue und musterte ihn. Ohne den Blick von mir zu wenden stand er auf und kam mit langsamen, aber bedächtigen Schritten auf mich zu.

     Wie immer, wenn er mich so intensiv ansah, geriet mein Herzschlag außer Kontrolle und ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte. Mein Herz schlug schneller und schneller. Ein Lächeln zupfte an seinen Lippen. Ehe ich mich versah saß er vor mir und legte seine Hand in meinen Nacken, um mich näher zu ihm zu ziehen.
     In der einen Sekunde lächelte er mich noch an, in der anderen küsste er mich bereits. Hitze flutete meinen Körper und brachte mein Blut in Wallung, während seine Lippen auf meinen lagen. Der Kuss kam überraschend, doch er fühlte sich gut an. So verdammt gut. Der Kuss war süßer als die anderen bisher.
     Ruhiger. Die Liebe spürte man diesmal deutlicher als die Lust. Trotzdem begann die Welt sich zu drehen und mein Bauch zu flattern. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust. Ich glaubte schon, dass mein Herz jeden Moment aus der Brust springen würde. Damir küsste mich kürzer als bei den anderen Küssen und trotzdem blieb mir die Luft weg. Immer, wenn er mich küsste, passierte das.
     Meine Lungen schienen den Dienst zu versagen, weil ich so aufgeregt war. Mein Herz pochte wild in meiner Brust. Es wurde auch nicht besser, als er sich von mir löste und mir eine rote, wirre Strähne hinter mein Ohr schob. Die Liebe in seinem Blick schnürte mir die Kehle zu.

      Trotzdem lag mir ein Spruch auf den Lippen. »Hast du es einfach nicht ausgehalten, mich nicht zu küssen?«, neckte ich ihn atemlos. Damirs Lippen verzogen sich zu einem frechen Grinsen. »Es ist schwer dir zu widerstehen. Wirklich.«
     Meine Wangen schmerzten von dem breiten Lächeln auf meinen Lippen. »Also wirklich. Nehmt euch doch einfach ein Zimmer«, hörte ich Sita rufen und Mika lachte schallend. Beinahe hätte ich die Augen verdreht. Aber nur beinahe.
     Damir tat es dafür aber für mich und legte seine Brille ab. Kurz darauf folgte seine Cap und dann trat er auf den Schlauch und sprang ins Wasser. Schnell wie ein Pfeil schoss er durchs Wasser und erreichte Mika, die versuchte ihm zu entkommen. Mit einem gurgelnden Schrei wurde sie unter Wasser gezogen.
     Lachend richtete ich mich auf, legte meine Sonnenbrille beiseite, so wie die Cap, dann sprang auch ins Wasser. Ein paar Sekunden später entstand eine wilde Wasserschlacht. Das pure Leben rauschte durch meine Adern, während wir uns alle eine Wasserschlacht lieferten.

Das Rätsel der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt