Im Schatten der Weinreben zu sitzen, tat erstaunlich gut. Die Sonne kämpfte sich immer wieder zwischen den Wolken hindurch und schien erbarmungslos auf uns herab. Die Lederjacke hing hinter mir auf dem Stuhl, da ich sie wirklich nicht gebrauchen konnte. Es war angenehm warm.
Mit diesem Ding aber hatte ich das Gefühl in der Wüste zu stehen. Damir war gleich mit seiner Pizza fertig, während ich noch bei der Hälfte war. Er schien nicht mal zu merken, wie schnell er war. Wie er diese Pizza verdrücken konnte, wusste ich nicht. Sie war riesig und gerade fragte ich mich, wie ich das Eis noch in den Magen bekommen sollte.
Viel zu essen war ich nicht gewohnt. Meine Mutter hatte mir immer beigebracht, nur das Nötigste zu essen. Der Geschmack von etwas Süßem war mir fast fremd. Nur selten ließ sie mich Schokolade, Eis, Kuchen oder sonst etwas essen.
Mein Magen war eben klein und kämpfte schon jetzt mit der Hälfte der Pizza. Um mir noch ein Eis gönnen zu können, ließ ich mir die Hälfte der Pizza in einen Karton packen und bestellte mir ein Erdbeereis.
Damir schien im ersten Moment überrascht, dass ich noch ein Eis wollte, lächelte dann aber. Und verdammt... diese Eiskugel war riesig. In Boston gab es knapp die Hälfte von dieser Kugel als eine. Und sie war viel teurer.
Vorsichtig schob ich den Löffel in die Kugel und nahm einen Bissen. Sofort explodierte fruchtiger Geschmack auf meiner Zunge und verdammt... noch nie hatte ich so ein Eis gegessen. Noch nie. Es schmeckte köstlich und weniger künstlich als die, die ich bis jetzt probiert hatte.Verdammt, dachte ich. Mika hat nicht untertrieben. Das Eis war so verdammt lecker, dass ich es langsam aß, nur um länger etwas davon zu haben. Damir beobachtete mich dabei. Er hatte sein Eis vor der Pizza gegessen.
»Wenn du es noch langsamer isst, schmilzt es bald«, sagte er zu mir. Ich rollte mit den Augen und sah ihn an. »Weiß ich. Aber was soll ich machen? Ich will es genießen.« Damir grinste mich an. »Wir können auch öfter mit dem Boot vorbeikommen, wenn du möchtest.« Überrascht blinzelte ich.
»Ist das nicht sehr weit?«
Damir schüttelte den Kopf. »Nein. Ist es nicht. Mit meinem Boot dauert es gerade mal 45 Minuten oder so.« Schon lange war ich nicht mehr mit seinem Boot gefahren. Ich wusste nur, dass es 150 PS hatte, weil es hinten auf dem Motor stand.
Es konnte also relativ zügig fahren. Von daher konnte ich mir vorstellen, wie schnell es wirklich ging. Ich biss mir auf die Lippe. »Okay. Dann lass uns das öfter machen.« Er lächelte, dann aß ich weiter.
Immer mehr Touristen drängten in die Eisdiele und sagten ein paar Worte. Die meisten von ihnen kamen aus Deutschland, Italien oder Österreich. Nur selten sah man jemand anderen hier herumlaufen.Einheimische schienen um diese Tageszeit auch nicht zu kommen. Vielleicht, weil so viele Touristen da waren. Das wusste ich nicht genau. Nachdem ich mein Eis beendet hatte, spürte ich, wie voll mein Magen war.
Selbst das Atem schien schwer zu sein. Jede Bewegung schien gar unmöglich, so voll fühlte ich mich. Es war... na ja... es war in Ordnung, aber es hätte auch schlimmer sein können. Damir wirkte fit. Fast so, als hätte er nicht drei Kugeln Eis und eine riesige Pizza im Magen.
Die Schritte zum Parkplatz waren noch schwerer. Irgendwie hatte ich das Gefühl nach unten gezogen zu werden. So müssen sich wohl Löwen fühlen, dachte ich. Sobald sie gegessen hatten, blieben sie liegen und rührten sich nicht mehr.
Das wäre eigentlich eine gute Idee, schoss es mir durch den Kopf, doch der Tag war noch nicht vorbei und es gab noch so viel, dass ich sehen wollte. Also fuhren wir von Cres über die Brücke nach Mali. Erstmal erkundeten wir kleine Orte oder Buchten, an denen wir noch nie gewesen waren.
Wir kamen an einen kleinen Strand und genau in diesem Moment kam die Sonne heraus und ließ das Wasser funkeln und türkis leuchten, als wollte sie sagen: Na los. Geht schwimmen. Und irgendwie packte mich die Lust, ins Wasser zu gleiten.Vielleicht lag es an der Farbe des Wassers... diese Farbe glich dem Meer aus der Karibik und ich wollte hineingleiten. Damir schien die gleichen Gedanken zu haben, denn er parkte die Maschine und zog seinen Helm ab. Fragend drehte er sich zu mir um.
»Ich weiß, dass wir keine Badesachen dabei haben, aber wir könnten ja auch in Unterwäsche schwimmen gehen. Handtücher habe ich unterm Sitz und na ja... ich weiß, dass es spontan ist, aber das Wasser sieht so einladend aus.«
Lächelnd zog ich mir den Helm vom Kopf. »Klar. Ist in Ordnung. Allerdings wäre in Unterwäsche schwimmen gehen ungünstig, wenn wir danach alles wieder anziehen müssen. Wir könnten nackt baden gehen.«
Bei diesen Worten erstarrte Damir und sah mich an. Überraschung flackerte in seinen Augen. Selbst ich hatte nicht mit den Worten gerechnet und eigentlich grummelte es auch noch in meinem Bauch und noch immer fühlte ich mich so, als könnte ich mich kaum rühren, doch das Wasser war einfach so einladend.
Dem konnte ich einfach nicht widerstehen. So gut ich mit vollem Magen konnte schwang ich mein Bein über das Motorrad und stieg ab. Sofort zog ich mir die Jacke aus und hängte sie über den Sitz.
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Das Rätsel der Gefühle
RomanceNach einer Veranstalung mit Will ist für Phoenix eins klar: Sie hat ihn nie geliebt und wird ihn auch nie lieben. Ihr wird klar, was ihr Herz wirklich will. Also tut sie genau das, was ihr Herz will. Überstürzt ändert sie ihr Leben und fliegt nach K...