14. Kapitel

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     Das Zwitschern von Vögeln weckte mich. Kaum hatte ich die Augen offen, wollte ich sie auch schon wieder schließen, erinnerte ich mich doch daran, was ich heute schon alles geträumt hatte. Und immer war Damir in meinen Träumen gewesen.
     Nach ein paar Stunden war ich aber zu faul gewesen, noch einmal aufzuwachen, in der Hoffnung, dass ich dann etwas anderes träumen konnte. Denn das würde so oder so nicht passieren. Seufzend fuhr ich mir über das zerknautschte Gesicht und strich mir ein paar wirre rote Strähnen aus dem Gesicht.
     Der Geruch von Waffeln erfüllte die Luft und drang langsam an meine Nase, jetzt wo meine Sinne zum Leben erwachten. Mein Magen grummelte und kündigte somit an, dass er leer war und etwas zu Essen wollte. Am besten jetzt. So ganz war ich aber noch nicht in der Stimmung dazu.

     Denn Frühstück bedeutete, dass ich Damir sehen würde. Langsam wurde es anstrengend, ihn nicht anzufassen. Nicht über ihn herzufallen. Das war einfach so verdammt schwer. Auf der einen Seite wollte ich ihn den ersten Schritt machen lassen, damit er sich von mir nicht gedrängt fühlte, auf der anderen Seite aber hatte ich keine Geduld mehr.
     Jedenfalls keine richtige. Das Herz schlug mir einfach bis zum Hals und ich wollte ihn so sehr spüren. Seine Lippen auf meinen. Seine Nähe. Doch das konnte ich nicht. Noch nicht.
     Grummelnd schwang ich meine Beine über die Bettkante und stand auf. Langsam streckte ich meine Glieder und ließ Knochen für Knochen an seine Stelle rutschen, da sie in der Nacht doch in verschiedene Richtung gerutscht waren, je öfter ich mich gedreht hatte. Meine Schulter schmerzte etwas, da ich die ganze Nacht auf ihr gelegen hatte, weswegen ich sie hin und her rollte, um sie zu lockern.
     Träge schlurfte ich aus dem Zimmer, ab zum Bad. Dort putzte ich mir die Zähne und kämmte durch das wilde Nest in meinen Haare. Notiz an mich: Dreh dich nie wieder so oft, sonst kannst du am nächsten Morgen Stunden vor dem Spiegel verbringen.
    Ergeben seufzte ich. Nachdem ich das Nest beseitigt hatte und meine Zähne sauber waren, lief ich in mein Zimmer und zog mir eine schicke Hose an, die sich gut für die Fahrt mit dem Motorrad eignen würde und ein Oberteil.

     Schon jetzt konnte ich das schwerer Gewicht seiner Ersatzjacke auf meinen Schultern spüren, doch mir war klar, dass ich das tragen musste, damit mir nichts passierte. Kurz warf ich einen Blick in den Spiegel, der eine Schranktür ersetzte und betrachtete mich von Kopf bis Fuß.
     Vor ein paar Wochen hätte ich die Nase gerümpft. Besonders bei dem Anblick der Hose, die an meiner breiten Hüfte anlag und meine Fettablagerungen zeigte. Allerdings war es jetzt anders. Diese Ablagerungen waren ein Teil von mir. Sie gehörten zu mir. Wem das nicht passte, der konnte sich verpissen.
     Mit mir selbst im Reinen verließ ich das Zimmer und trat in die Küche, nur um zu erstarren. Damir stand am Herd. Oberkörperfrei. Die Sonne schien auf seine braungebrannte Haut und zeigte einen leichten Schweißfilm, der seine Haut glänzen ließ. Mein Mund wurde so trocken wie die Wüste.
     Klopf. Bum. Bum. Bumbumbum. Mein Herz schlug wie verrückt und schien keinen Tackt mehr zu finden. Meine Augen saugten sich an jeder seiner Bewegungen fest. Immer und immer wieder. Es war schrecklich. Ich konnte gar nicht mehr weg sehen. Es schien mir gar unmöglich. Einfach so.

     Damir drehte sich um und ein schiefes Lächeln huschte über seine Lippen. Dieser Idiot hatte meinen Blick gespürt, aber nichts gesagt. »Guten Morgen, Feniks.« Seine Stimme war rau und in seinen Augen funkelten viele Emotionen gleichzeitig.
     Allesamt Emotionen, die mir den Atem raubten und meine Knie weich werden ließen. Meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an und ich kam mir vor wie in der Highschool. Im ersten Moment.
     Etwas stellte sich aber in meinem Kopf um und dann lief ich einfach auf ihn zu. Meine Wangen wurden nicht heiß, sondern mein Blick war weiter auf ihn gerichtet. Ich sah, wie sein Adamsapfel wild auf und ab hüpfte, als er schluckte ich und ich näherkam. Gut, dachte ich und meine Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen.
     Das was er konnte, konnte ich auch. Geschickt drängte ich mich an ihn und tat so, als würde ich sehen, was er kochte. Dabei drängte ich meinen Körper so dicht es ging an seinen und schnupperte in der Luft.
     »Mhm. Riecht lecker«, säuselte ich. Meine Mutter hätte jetzt ihren Mund nicht mehr zubekommen, doch das hier, wie ich feststellte, war mein wahres Ich. Das hier war ich selbst. Ein für alle mal. Das würde ich auch nicht mehr ändern...

Das Rätsel der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt