»Nur weil du das willst, heißt das nicht, dass Phoenix das will. Mir ist egal, was du willst. Du wirst das Haus nicht betreten, wenn sie das nicht will«, hörte ich Damir sagen und meine Wut verrauchte. Einfach so.
Damirs Ruhe färbte auf mich ab und besänftigte mein Blut, das in Wallung geraten war. Mit neuer Ruhe trat ich zur Tür. Will starrte Damir an. Den Mund missbilligend verzogen, sein Blick scannte ihn von Kopf bis Fuß. »Und in diesem Aufzug soll ich dich ernst nehmen, Bro? Wie alt bist du? Fünf?« Nun kam die Wut wieder zurück. Der Hohn in seiner Stimme gefiel mir nicht.
Damir fand keine Zeit zu antworten, denn in diesem Moment schob ich mich an ihm vorbei und sah Will wütend an. Ich war kleiner als Will. Was nicht schwer war, denn er war ein Riese. Fast 2 Meter groß. Doch das kümmerte mich nicht. Nicht in diesem Moment.»Deinen Hohn kannst du für dich behalten, Will! Verpiss dich. Ich will dich hier nicht sehen und mit dir reden will ich auch nicht. Nicht, weil du mir das Herz gebrochen hast, denn Überraschung: Du hast es mir nicht gebrochen, weil ich dich nie geliebt habe! Und du mich auch nicht. Dein Ego ist verletzt. Mehr nicht. Mein Herz hat immer ihm gehört. Du hast es nur nie glauben wollen. Mein Herz gehört Damir und wenn du noch mal so mit ihm redest, werde ich mich nicht zurückhalten! Hast du das verstanden?«
Meine Stimme überschlug sich und mein Körper bebte vor Wut. Will blinzelte überrascht, denn so hatte ich noch nie gesprochen. Nicht mit ihm und auch sonst mit niemanden. Stattdessen hatte ich immer schön geschwiegen und meinen Ärger hinuntergeschluckt.
Dann glitt sein Blick über Damir hinweg, dann über mich. Er erkannte wohl das Muster. Wir beide trugen einen Jumpsuit. Etwas, dass ich noch nie getragen hatte. Doch ich schämte mich nicht. Nicht im Geringsten.
»Es ist echt anstrengend, Phoenix. Ehrlich. Ich versuche dich zu lieben, aber das ist Arbeit. Kannst du nicht einfach machen, was man dir sagt? Ich bin hier und will das klären und du schreist mich an? Wie wäre es mit Dankbarkeit, dass ich extra hierher geflogen bin?« Mein altes Ich hätte jetzt kleinbeigegeben und sich bei ihm bedankt. Das wahre Ich allerdings kochte vor Wut fast über.»Wenn mich zu lieben in deinen Augen Arbeit ist, dann ist das dein Problem. Ich kenne meinen Wert und ich bin mehr wert als das, was du mir gibst. Du denkst du verdienst Dank dafür, dass du hierher geflogen bist? Nein, tust du nicht. Weil du wegen deinem Ego hier bist und nicht wegen mir.«
Will kniff die Augen zusammen. »Damir ist nie für dich nach Boston geflogen, nicht wahr? Er ist nie gekommen um für dich zu kämpfen.« Damir hinter mir versteifte sich und nun kochte die Wut über. Ich sah rot. Nur noch rot.
Ich wollte auf ihn losgehen und ihm dieses scheiß Grinsen aus dem Gesicht schlagen, doch Damir hielt mich fest. Seine Arme schlangen sich, wie gestern, um meine Taille und hielten mich fest.
»Nicht, Feniks. Beruhig dich. Wir beide kennen die Wahrheit«, hauchte er in mein Ohr und wie auf Knopfdruck entspannte ich mich. In meinem Leben war ich noch nie so wütend gewesen. Was vielleicht daher kam, dass ich all die Wut, die ich in all diesen vielen Jahren empfunden hatte, hinuntergeschluckt hatte.Stück für Stück. Jetzt kam sie an die Oberfläche und wollte hinaus. Wollte raus. »Du kennst Damir nicht. Er hat für mich gekämpft aber ich nicht für ihn. Er hat dann aufgehört aber er hat nie aufgehört mich zu lieben. Du gehst jetzt besser wieder. Du kennst mich nicht. Du kennst Damir nicht. Du bist nur für dein Ego hier, doch ich werde nicht mit dir gehen. Ich vergebe dir, aber das bedeutet nicht, dass ich es je vergesse. Denn das werde ich nicht. Danke, dass du mir gezeigt hast, dass ich mehr wert bin als das, was du oder Mum mir gegeben habt.«
Will erstarrte und wurde bleich im Gesicht. Langsam schien er zu verstehen, wie ich tickte. Schien zu verstehen, wie es schon immer in mir ausgesehen hatte. Er liebte mich nicht? Gut. Bitte. Er musste mich nicht lieben.
Niemand musste das. Wenn er mich nicht mochte, dann war das seine Sache. Damit konnte ich leben. Es tat nicht mehr weh. Nein. Stattdessen fühlte es sich befreiend an zu wissen, dass nicht ich das Problem war, sondern er.
Zu wissen, dass er einfach nur ein Idiot war, tat gut. Endlich begriff ich, was wirklich wichtig war. Ich begriff, dass mein Leben wichtig war. Mein eigenes. Ich musste mein eigenes Leben führen und glücklich werden.
Niemand durfte mir das kaputtmachen. Schon gar nicht meine Mutter. Das würde ich nicht zulassen. Will sah Damir und mich eine Weile an. Wut glomm in seinen Augen, doch er schnaubte nur und lief davon.
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Das Rätsel der Gefühle
RomanceNach einer Veranstalung mit Will ist für Phoenix eins klar: Sie hat ihn nie geliebt und wird ihn auch nie lieben. Ihr wird klar, was ihr Herz wirklich will. Also tut sie genau das, was ihr Herz will. Überstürzt ändert sie ihr Leben und fliegt nach K...