17. Kapitel

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     Drei Tage waren seit meinem Entschluss vergangen und irgendwie hatte ich es nie geschafft ihn zu fragen, weil ich dann doch immer kalte Füße bekam. Meine Unsicherheit war noch nicht ganz verschwunden. Sie wurde aber von Tag zu Tag besser. Es war Samstag und ich saß gerade mit Mika am Igelbrunnen, mit einem Eis in der Hand.
     Immer wieder sah sie mich an. Sie bemerkte natürlich die Unruhe in mir. Ich war wirklich unruhig. Ständig warf ich einen Blick auf mein Handy oder spielte am Saum meiner Kleidung. Heute Abend wollte ich ihn fragen. Nach einem Date. Abendessen in seinem Lieblingsrestaurant.

     Mika hatte es mir verraten und ich hatte schon einen Tisch reserviert. Jetzt musste er nur noch zustimmen. »Er wird zustimmen. Wieso machst du dir solche Gedanken?« Mika sah mich lange an. »Ich hab Dardan schon oft nach einem Date gefragt und er hat sich total gefreut, dass auch ich mal gefragt habe.«
     Mir war natürlich klar, dass Damir sich sicher auch freuen würde, allerdings... allerdings hatte ich eher Angst vor der Antwort. Er konnte ja auch absagen. Vielleicht wollte er ja gar kein Date mit mir, weil er noch immer nicht dafür bereit war. Mittlerweile war ich wieder dazu übergangen, mir zu viele Gedanken auf einmal zu machen. Immer wieder.
     Zu viel über etwas nachzudenken war nicht gut, wie ich feststellte. Es war einfach nicht gut. Es brachte mich nur dazu alles in Frage zu stellen. Immer und immer wieder. Also holte ich tief Luft und leckte weiter an meinem Eis.
     »Hm... Du hast ja Recht aber...« Sie ließ mich nicht weiterkommen. »Nein. Kein Aber. Das ist doch bescheuert. Damir liebt dich. Er wird zusagen.« Ihre Zuversicht hätte ich gerne, dachte ich.

     Leider war das nicht so leicht, wie ich es gerne hätte. Meine Zuversicht war relativ gering. Immer wieder dachte ich daran, dass er vielleicht nicht wollte, weil er noch nicht bereit war.
     Weil sein Vertrauen in mich noch nicht ganz aufgebaut war. Das alles konnte passieren und ich... ich wollte nicht, dass es passierte. Das wollte ich einfach nicht. Doch hier saß ich noch immer und hatte Angst nach Hause zu gehen.
     Mika und ich saßen nun schon seit zwei Stunden hier und es war bereits mein drittes Eis. Das Eis half allerdings nicht gegen meine Nerven. Es beruhigte mich nicht. Auch Mika Worte konnten die Nervosität nicht aus meinem Körper verdrängen. Tief holte ich Luft und versuchte mir in Erinnerung zu rufen, dass ich das konnte.
     Ich kann das, sagte ich mir. Ich kann ihn fragen. Und wenn er nicht zusagt, dann ist das eben so. Das ist nicht das Ende der Welt. Die Worte setzten sich langsam fest und ließen mich zur Ruhe kommen. Mittlerweile glaubte ich sie sogar.
     Wenn er nicht mit mir gehen will, gehe ich eben allein. Sein Pech. Sein Problem. Ich konnte auch ohne ihn zum Essen gehen. Nachdem das Eis fertig war, hatte ich neuen Mut gefasst. Mika schien die Veränderung in meiner Haltung zu merken und schenkte mir ein warmes Lächeln.

     Dann umarmte sie mich fest zum Abschied. »Du packst das. Und wenn er morgen nicht mit dir Essen möchte, dann gehst du allein. Du kannst auch allein Spaß haben.« Meine Schwester drückte noch einen Kuss auf meine Wange und dann lief sie davon. Auf ihren Lippen lag ein Lächeln und kurz darauf sah ich eine mir bekannte Gestalt auf sie zukommen. Dardan zog Mika in seine Arme und küsste ihre Stirn.
     Lächelnd sah ich ihnen einen Augenblick dabei zu, dann lief ich nach Hause. Zu meiner Überraschung blieb ich ganz ruhig und dachte nicht mal mehr daran durchzudrehen. Kurz vor dem Haus blieb ich wie erstarrt stehen, als ich seinen Onkel sah, mit einem kleinen Kind im Arm.
     Damir stand im Türrahmen und unterhielt sich mit seinem Onkel. Der kleine Junge war vielleicht gerade mal drei oder vier. Er hing am Arm seines Vaters und sah Damir mit großen Augen an.
     Unsicher blieb ich stehen. Die Unsicherheit wollte mich in ihre Klauen reißen, doch das ließ ich nicht zu. Also lief ich weiter und kam näher. Sie sprachen auf Kroatisch, weswegen ich kein Wort verstand. Damir hörte mich, bevor er mich sah und sofort schoss sein Blick in meine Richtung.
     Seine Lippen wurden von einem Lächeln nach oben gezogen. Nun sah auch sein Onkel zu mir. Nur wage erinnerte ich mich an ihn, doch diese Augen würde ich überall erkennen. Seine Miene erhellte sich. »Feniks? Bist du?«, fragte er auf gebrochenem Englisch. Lächelnd nickte ich und trat zu ihm.
     Der kleine Junge auf seinem Arm musterte mich von Kopf bis Fuß. »Hallo«, begrüßte ich ihn. Er setzte den kleinen Jungen ab und nahm mich im nächsten Moment fest in den Arm. Überrascht von der Umarmung, hielt ich im ersten Moment inne, dann umarmte ich ihn zurück.

Das Rätsel der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt