26. Kapitel

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      Fassungslos starrte ich meine Mutter an und konnte einfach nicht glauben, dass sie hier war. Sie hatte einen Koffer dabei und die Arme vor der Brust verschränkt. Mit Highheels kam sie auf mich zugestöckelt und hatte Mühe und Not auf dem Boden das Gleichgewicht zu halten.
     »Da bist du ja, Schatz! Komm, lass uns ins Hotel. Wir bleiben noch ein paar Tage und dann fliegen wir wieder nach Hause. Wir beide. Ich habe eingesehen, dass jeder Mal Fehler macht und ich verzeihe dir. Du musst einfach nur mitkommen. Will ist auch bereit dir zu verzeihen, aber er konnte nicht kommen, weil er so viel Arbeit hat. Das verstehst du ja sicher.«
      Wütend sah ich sie an und fragte mich, ob sie unter Drogen stand oder ob sie einfach zu dumm war, um es zu verstehen. »Ich komme nicht mit.« Diese Worte durschnitten den Abstand zwischen uns wie Pfeile und bohrten sich in ihre Brust.
     Sie zuckten zusammen und starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Dann lachte sie künstlich. »Doch. Natürlich kommst du mit, mein Schatz. Du bist einfach ein bisschen verknallt in Damir. Das verstehe ich ja auch. Er ist ein hübscher Kerl aber mehr als Verknalltheit ist das nicht, Phoenix. Ich bitte dich. Sein Haus hat er von seinen Eltern und viel Geld gibt sein Job doch gar nicht her. Er kann nicht so für dich sorgen wie Will es kann.«

     Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Damir zusammenzuckte. Denn es stimmte. Viel Geld hatte er nicht, doch das kümmerte mich nicht mal. Was brachte einem das viele Geld, wenn man nicht glücklich war? Es brachte einem nur Kummer und Einsamkeit. »Da liegst du falsch. Damir kann besser für mich sorgen als jeder andere Mann. Denn nur er weiß, was ich brauche um glücklich zu sein.«
     Meine Mutter runzelte die Stirn. »Du bist ein bisschen verblendet, weil du verknallt bist, aber das legt sich wieder, Schatz. Damir liebt dich nicht. Er will einfach nur ein bisschen Spaß mit dir, ehe er dir das Geld nimmt.« Fassungslos starrte ich sie an und wusste nicht so recht, was ich damit anfangen sollte.
     Mit ihrer Art. »Du verstehst es nicht, oder? Er liebt mich. Das hat er immer getan. Du liebst mich nicht. Will liebt mich nicht. Damir hat mir geholfen zu meinem wahren Ich zurückzufinden, weil er versstanden hat, dass die Phoenix, die du erschaffen hast, nicht die Phoenix ist, die ich bin.«
     Sie lachte schon wieder künstlich auf. »Damir liebt dich nicht, Liebes. Du bist nur verknallt in ihn.« Wut kochte in mir auf. »Verdammt, ich liebe ihn aber auch!«, fuhr ich sie an. Eigentlich hatte ich es ernst Damir selbst sagen wollen, doch sie trieb mich zur Weißglut. Mutter blinzelte.

     Dann drehte sie sich zu Damir um, der mich anlächelte. Verdammt. Er hatte es immer gewusst. Sein Lächeln wandelte sich zu einem Strahlen und alles was ich wollte, war in seine Arme zu laufen und ihn nie wieder loszulassen.
     Auch meine Lippen verzogen sich zu einem Strahlen. Langsam sah meine Mutter wieder zu mir. Dann schüttelte sie den Kopf. »Du liebst ihn nicht. Du denkst nur, dass du ihn liebst. Ich habe dir immer Liebe geschenkt. Er macht es nun kaputt, weil er dich nur für sich will. Er wollte dich immer nur für sich. Damir mochte mich nie und will dich mir wegnehmen. Egal wie alt du warst, Damir hatte immer nur Augen für dich und wollte nie von deiner Seite weichen. Am Anfang habt ihr nur gespielt doch je älter ihr wurdet, desto klarer sah ich, was er wollte. Dich für sich allein. Er will dich nicht teilen und redet dir deswegen ein, dass ich schlecht für dich sei.«
     Für einen Moment verunsicherten ihre Worte mich. Das gab ich zu. Einfach, weil ich wusste, dass es stimmte. Damir war immer bei mir gewesen und damals, wenn andere mit mir hatten spielen wollen, dann war es nicht ganz so begeistert gewesen. Doch er hatte es geduldet. Bis ich wieder mit ihm gespielt hatte. Meine Mutter schien nicht zu verstehen, dass Damir mich nicht drängte oder mir Dinge einredete. Im Gegenteil. Er half mir lediglich die Dinge besser zu verstehen.
     »Das stimmt nicht, Mum. Damir redet mir nichts ein. Er hilft mir es zu verstehen. Er würde mich mit dir gehen lassen, wenn ich es wollen würde. Damir weiß aber, dass ich das nicht will. Er ist nicht daran schuld, dass ich begriffen habe, wie du wirklich bist. Du bist selbst daran schuld. Du verteidigst Will, der mich nicht liebt und vor allen bloßgestellt hat und willst den Jungen, der mich wirklich liebt, von mir fernhalten. Damir liebt mich und ich liebe ihn. Wenn du das nicht verstehst, dann tut es mir leid.«

Das Rätsel der GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt