Irina Jackson's P.O.V.
Bis an die Zähne bewaffnet hat noch nie so sehr zugetroffen wie in diesem Moment. Ich trage Kleidung die wir in einem der Lager gefunden haben, alles ist mir entweder zu groß, oder zu klein, und in jeder Öffnung steckt irgend eine Waffe. Dolche in beiden der schweren Armeestiefel, Hüfthalter mit zwei Pistolen inklusive Schalldämpfer, ein Schraubenschlüssel am Gürtel (der sich laut Matt bewehrt hat, um "den Oxipitallappen der Zombies elegant zu durchbohren") und sogar ein Schwert am Rücken. Meine Haarnadeln sind kleine, spitze Dolche, und über eine Schulter habe ich mir unseren großen Rucksack geworfen. Wir haben alles an Alkohol, das wir für Jack gefunden haben, eingepackt, aber das wird laut Matt nicht reichen.
Im Eingangsbereich liegen noch die bis zum Rand mit Lebensmitteln gefüllten Satteltaschen, und Matt neben mir hat eine selbstspannende Armbrust in der Hand. Über seine Schulter hängt noch ein Maschinengewehr, am Gürtel steckt ein ganzes Sortiment an Messern. Wir tragen Motorradhosen und Lederjacken, weil diese schwer zu durchbeißen sind, und waren noch nie so gut für die Apokalypse gewapnet wie in dem Moment. Und das ist auch gut so, denn circa zwanzig Zombies versuchen sich gerade einen Weg in unsere Garage, und zu unserem Moped zu bahnen.
"Doch lieber das Auto?", murmle ich Matt seitlich zu. Der weiße Lotus steht circa vier Meter vor der Garage geparkt, und wartet nur darauf, wegzufahren.
"Ich lasse meine Cross nicht nochmal zurück", sagt Matt entschlossen. "Warte hier".
Damit positioniert er sich in der Mitte der Einfahrt, hebt die Armbrust, und beginnt im zwei Sekunden Takt, denn so lange dauert es, bis seine Armbrust spannt, einen Zombie nach dem anderen zu erschießen. Nach zwei Schuss bemerkt ein großer, mindestens zwei Meter hoher Zombie uns, und beginnt, stöhnend in unsere Richtung zu torkeln. Das "Warte hier" kann sich Matt sonst wo hin stecken, und ich zücke einen meiner Dolche und stelle mich neben ihn.
"Ich hab doch gesagt du sollst...", setzt Matt an, während er einen Schuss in die Kehle des großen Zombies abfeuert, der unbeirrt weiter torkelt. Andere haben uns jetzt auch bemerkt. In dem Moment höre ich ein leises Seufzen neben meiner linken Schulter, und wirble gerade schnell genug herum um einem Zombie, dessen früheres Geschlecht ich unmöglich noch feststellen könnte, meinen Dolch ins Auge zu rammen. Der Schädel ist so verfault, dass er wie ein Rauchpilz in sich zusammenfällt.
Matt hat inzwischen den großen Zombie erlegt, und vier weitere kommen auf uns zu. Einer bleibt dabei mit dem Gürtel am Seitenspiegel des Autos hängen und reißt sich selbst an der Taillie entzwei, beim Versuch, trotzdem voranzukommen. Jetzt kriecht nur noch sein Oberkörper auf uns zu. Ich bereue, keine leiseren Schusswaffen zu haben, und wage noch nicht, die Pistolen einzusetzen. Nicht, dass wir in noch größere Schwierigkeiten geraten.
Ich drehe mich einmal rasch im Kreis, um sicherzugehen, dass der Zombie hinter uns alleine war, während Matt zwei weitere Zombies erledigt. Fast alle seine Pfeile sind verschossen, und ich sehe keine andere Möglichkeit. Ich renne vor und ersteche den hilflosen Oberkörper, der mit einem elenden Ächzen schlapp zusammenfällt. Ich spüre Matt's Körperwärme hinter mir, wirble herum und ramme den Dolch einem weiteren Zombie ins Hirn (oder eher - in den Matsch). Ich höre Matt vor Anstrengung keuchen, als wir Seite an Seite, Rücken an Rücken, einem Untoten nach dem Anderen den Gar ausmachen. Ein kleines Mädchen greift nach meiner Hand, und keine Sekunde später steckt mein Messer in ihrem Hinterkopf. Grünlich-grauer Matsch fließt über meine Hand, als ich versuche, die Klinge wieder herauszureißen, doch sie steckt zu fest zwischen Schädelknochen und Wirbelsäule fest.
"Fuck", fluche ich, und greife stattdessen nach meinem Schraubenschlüssel. In dem Moment reißt etwas an meinem linken Bein, und wegen der Verletzung am Rechten gehe ich ohne Widerstand zu Boden. "Ahhh", stöhne ich vor Schmerz, und versuche, mich neu zu orientieren. Über mir sind alle Zombies auf Matt fokussiert. Der, der mich zu Boden gerissen hat, scheint selbst nicht allzu gut auf den Beinen zu sein. Er klammert sich an meinen Knöchel, und kriecht langsam an meinem Bein hoch, den Oberschenkel im Visier. Er muss mein Blut riechen, denke ich panisch, und versuche, mich aufzurichten, um zuzustechen. Ich erreiche ihn nicht, und trete ihm kurzerhand mit dem Fuß gegen den Schädel. Sein Kiefer wird seitlich weggeschleudert. Lethargisch bleibt er sitzen, ohne mich weiter anzugreifen. Ich ramme ihm den Schraubenzieher in den Schädel, ohne länger nachzudenken.
Mich am Auto festhaltend rapple ich mich wieder auf und sehe, dass Matt es mit vier Zombies gleichzeitig zu tun hat. Er sticht panisch mit seinem Messer um sich, keine Zeit zu zielen. Einer ist nur noch Zentimeter weit von seiner Schulter entfernt, und ich zücke die Pistole. Doch die Zombies sind zu nah an ihm, und meine Schießkünste sind quasi nonexistent.
"Hinter dir!", rufe ich stattdessen, und humple verzweifelt in seine Richtung. Der Zombie öffnet ächzend seinen Mund, die Hände nach dem saftigen Fleisch ausgestreckt, und Matt hört mich nicht. Er ist zu beschäftigt mit den dreien vor sich, also lege ich die Pistole an, habe keine Zeit, lange zu zielen, und schieße.
Das Hirn des Zombies explodiert gegen die Wand hinter ihm, und Matt wirbelt schockiert herum. Ich bin jetzt ein paar Schritte näher, und wage es, auch einen weiteren zu erschießen. Matt hat sich wieder gefangen und erledigt die anderen beiden. Eine Zombiehälfte kriecht noch vor der Garage herum, und ich humple hinüber, stelle mich darüber, und schieße ihr in den Schädel.
Vogelgezwitscher. Das Rauschen des Windes in den Blättern. Außer dem überwältigenden Verwesungsgestank und den Haufen an Leichen um uns ist nichts geblieben von dem Horror. Wir stehen, schwer atmend, in der Einfahrt, von gräulich-schwarzem Zombieblut verschmiert, und starren uns einfach nur an.
"Sag mir nie wieder, ich soll einfach hier warten", ermahne ich Matt nach einiger Zeit streng.
Matt Taketer's P.O.V.
"Kommt nicht wieder vor", verspreche ich. Mein Herz pocht immer noch bis zum Hals. Ich kann es nicht ertragen, sie in Gefahr zu sehen. Gleichzeitig macht mich der Gedanke, dass sie sich zu verteidigen weiß, unheimlich stolz. "Schnell weg hier", füge ich hinzu, und hebe das Garagentor hoch. IJ nickt und rennt Richtung Eingang, um unsere Sachen zu holen.
Nach dem Lärm gerade können wir garnicht schnell genug aus der Gegend sein. Ich schiebe die Cross in die Einfahrt und wir beladen sie mit unseren Satteltaschen. Ich ziehe noch rasch meine Pfeile aus so vielen Schädeln wie möglich und stecke sie zurück an den Gürtel. Auf der Straße entdecke ich bereits drei Zombies, die auf das Haus zukommen. Da habe ich eine Idee. Ich drehe in der Garage voll das Radio auf. Vielleicht verschafft uns das mehr Zeit. Pump up the Jam schallt viel zu laut durch den friedlichen Wald. Ich will gerade auf die Cross steigen, als IJ mich am Arm festhält.
"Ich würde mich wirklich sicherer fühlen, wenn die Zweiarmige von uns fahren würde", meint sie. Kurz hätte ich Lust, beleidigt zu sein, aber sie grinst so blöd, dass ich sie einfach auf die Wange küsse und aufsteigen lasse. Ich schultere den Rucksack und sie hilft mir, die Verschlüsse vor der Brust zuzumachen. Ich helfe IJ mit dem Kickstart, den ihr kaputtes Bein nicht schafft, und klettere hinter ihr auf die Maschine. Wir sind ein tolles Paar.
Mit einem lauten Aufheulen des Motors sind wir auf und davon. Im Vorbeifahren kann ich nicht widerstehen, einem der Zombies einen Pfeil in den Kopf zu jagen. Eine Gefahr weniger für irgendjemanden.
Nach einer Stunde erreichen wir die ersten Bergstraßen auf dem Weg zu Onkel Jack, und ich fühle mich immer leichter und freier, je weiter wir von der Stadt entfernt sind. Je weiter wir fahren, desto weniger Untoten begegnen wir, und ich lehne entspannt den Kopf an IJ's Schulter. In ein paar Stunden sollten wir noch einige Bergdörfer durchkreuzen, auf der Jagd nach Zigaretten und Alkohol für Jack. Gerade ist mir völlig egal, ob wir jemals ankommen, oder wo wir landen.
Irina Jackson's P.O.V.
Der kühle Wind streicht mir übers Gesicht, und die Frühlingssonne malt durch die Bäume Schattenmuster auf den Schotterweg. Wir brechen aus dem Wald heraus auf eine holprige Bergstraße, und ich kann nicht anders, als hoffnungsvoll zu sein. Ich spüre Matt's Arm um meine Taillie, der sanft meinen Bauch streichelt, und weiß, ich werde überleben, solange ich bei ihm bin.
Irina Jackson und Matt Taketer's P.O.V.
Egal was passiert, ich werde meinen Zombieapokalypsenpartner beschützen.
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Die Zombieapokalypse und was das Leben sonst so mit sich bringt
HorrorIrina ist 16, Einzelkind (also Verwöhnung pur) hat eine tolle beste Freundin, einen liebevollen, sexy Freund und gehört zu den beliebtesten Leuten an der Schule. Ihr Leben wäre eigentlich perfekt, doch eins macht das ganze kaputt - wieso muss ausge...