Matt Taketers P.O.V.
"Waffe weg!", knurrt Nikos. Ich sehe rasch zwischen ihm und Niki hin und her, der nicht anzumerken ist, ob sie das erwartet hat. Dann gehe ich in die Knie und lege die Waffe hin. Marika stößt die Waffe mit einem Fuß zur Seite, entwindet sich meinem Griff und geht rückwärts von mir weg zu Niki, um die sie sofort einen Arm legt.
Nikos sagt irgendetwas auf griechisch und Niki übersetzt: "Verschwinde hier und komm nicht mehr zurück, dieser Ort gehört jetzt uns!"
"Wie, in Unterwäsche oder was?", frage ich und sehe an mir runter. Bisher war mir kaum aufgefallen, wie kalt es war, geschweige denn, dass ich im Adrenalinrausch vergessen hatte, mich anzuziehen. Niki zuckt die Schultern und Marika nickt. "Verschwinden!"
Verzweifelt sehe ich sie an, als Nikos Waffe leise klickt und mir klar wird, dass er sie entsichert hat. Ich hätte nicht gedacht, dass ihnen überhaupt auffallen würde, dass sie gesichert ist, und ich hebe instinktiv die Hand über den Kopf. "Okay okay okay!" Seitwärts bewege ich mich zum Loch im Boden, lasse mich auf die Knie fallen und kletter langsam nach unten. Dort, wo die Waffe nicht mehr direkt auf mich gerichtet ist, rufe ich nach oben: "Bitte könntet ihr mir wenigstens eine Jacke geben?"
Fünf Minuten später stehe ich barfuß in Jeans unten zwischen den kahlen Bäumen im Schnee, während der Wind meinen nackten Oberkörper umströmt. Gänsehaut bildet sich überall auf meinen Armen, am Rücken und eigentlich auch sonst überall. Was bleibt mir übrig?
Die dünn gefrorene Schicht oben auf dem knöcheltiefen Schnee bricht bei jedem Schritt mit einem leisen Knacken unter meinen nackten Füßen und schon nach wenigen Minuten fühle ich, wie die Kälte in meine Haut sticht und ich schlinge den Arm so eng es geht um den Oberkörper.
Mit jedem Schritt bleibt das Baumhaus weiter hinter mir zurück und ich gehe weiter bergab, in Vics und Irinas Spuren von gestern stolpere ich zwischen Bäumen und Sträuchern und hohen Felsen hindurch, die immer wieder aus der Landschaft aufragen. Die Kälte kriecht immer tiefer in mein Fleisch, meine Muskeln, meine Knochen.
Ich kann nicht sagen, wie lange ich gegangen bin, als ich ein leises Knirschen höre. Erst glaube ich, es seien meine eigenen Schritte, dann bemerke ich es auch zwischen meinen Schritten und sprinte hinter den nächsten Felsen.
Die Schritte verklingen kurz, bevor ich sie wieder aus genau der Richtung höre, in die ich vorhatte zu gehen.Wenn mich jetzt ein Zombie erwischt, bin ich erledigt. Ohne Waffe, ohne irgendetwas mit dem ich mich verteidigen könnte. Rasch drehe ich den Kopf hin und her, mich ganz umzudrehen wage ich nicht. Bloß kein Geräusch machen.
Alles, was ich rund um mich entdecke, ist der Fels an dem ich lehne und Schnee, der nächste Baum ist über zwanzig, der nächste erkletterbare sogar fünfzig Meter entfernt und der Fels ist glatt und nass. Nichts, wohin ich fliehen könnte. Nicht, dass ich sonderlich gut klettern könnte. Vorsichtig spähe ich um die Felskante, hinter der ich hocke, und suche den Wald vor mir ab.
Erst nach einigen Sekunden entdecke ich die schmale Silhouette, die durch den Schnee auf mich zustapft. Außer dem Knirschen und ihrem leisen, leicht keuchenden Atem ist nichts zu hören. Blondes verfilztes Haar ragt unter der Kapuze hervor und eine Armbrust hängt um ihre Schulter. Nein.
"Vic", keuche ich erleichtert, stehe auf und renne zu ihr. Erst einige Meter bevor ich sie erreiche fällt mein Blick auf ihr Gesicht, das zuvor im Schatten der Kapuze lag. Nein. Es wirkt verzerrt vor Schmerzen, so wirkt es zumindest anfangs, bis mir klar wird, dass sie mit einem Lachanfall zu kämpfen hat. Da wird mir klar, dass ich fast nichts anhabe und ich grinse verlegen.
Geduldig warte ich, bis sie sich wieder beruhigt hat, dann umarme ich sie. "Schön dich zu sehen, ich hab mir Sorgen um euch gemacht" Nein!!!
Sie löst sich von mir und sieht mich einfach nur an, als würde sie auf etwas warten. Ich schüttle den Kopf. Nein. Ich werde es nicht zulassen. Ich werde einfach ignorieren, dass IJ nicht bei ihr ist. Sie geht vielleicht langsamer. Natürlich, sie hat einen Monat lang rumgesessen. Ihre Kondition muss darunter gelitten haben. Nein sie ist nicht zurückgeblieben. NEIN!
"Doch", sagt sie, als habe sie meine Gedanke gelesen und ich starre sie an, warte darauf, dass sie zu lachen beginnt, mir auf die Schulter schlägt und etwas niveauloses sagt wie: Spaß sie ist bloß scheißen, weil das etwas wäre, das Vic eben sagt, doch das tut sie nicht. Stattdessen sagt sie: "Es tut mir leid"
Natürlich tut es ihr nicht leid. Sie hat IJ immer gehasst und ist wahrscheinlich sogar froh. Nein. IJ ist nicht zurück geblieben. Dennoch...
"Viel Spaß in deinem Baumhaus", grinse ich sarkastisch. Geradezu selbstzufrieden remple ich sie an, ziehe ihr dabei ein Messer aus dem Gürtel und stecke es in meinen eigenen.
"Kannst es gerne haben, und hier...", damit schlüpft sie aus ihrer Jacke und wirft sie mir zu. Mit links fange ich sie aus der Luft und lasse meinen Arm hineingleiten, dann trapiere ich die Herrenjacke so gut es geht um meine andere Schulter. "Viel Glück, Matthäus Andrew Tobias Taketer"
"Aron Tobi", korrigiere ich sie. "Dir auch viel Glück, Vic. Im Baumhaus sind drei Leute, Mann, Frau und ein Mädchen. Sie haben unsere Waffen, Verpflegung und wie gesagt das Baumhaus... versuch nicht, es zurückzuerobern, du weißt dass es kaum einzunehmen ist, wenn jemand Wache steht. "
Sie grinst nur, dreht sich um und joggt den Hang hinauf. Als könnte ich sie umstimmen. Vielleicht werde ich sie irgendwann wiedersehen. Vielleicht in einer Zukunft in der all das hier nur ein düsteres Kapitel unserer Geschichte ist. Ich habe gerade fünf Meter in Richtung Stadt hinter mich gebracht, als Vic hinter mir meinen Namen schreit und ich mich umdrehe. Sie steht ganz oben am Ende der Steigung, schirmt mit einer Hand gegen die Sonne und den Schnee ihre Augen ab und hat mir den Rücken zugewandt.
"Ja?", rufe ich zurück, nicht sicher ob ich mir ihren Schrei nur eingebildet habe.
"Deine Irina ist in einem Hochhaus, Sunset Alley linke Straßenseite, Hausnummer siebzehn glaube ich. Sie liegt im achten Stockwerk tot auf dem Balkon, vermutlich angeknusptert von ein paar Zombies"
Damit verschwindet sie am Horizont.
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Die Zombieapokalypse und was das Leben sonst so mit sich bringt
TerrorIrina ist 16, Einzelkind (also Verwöhnung pur) hat eine tolle beste Freundin, einen liebevollen, sexy Freund und gehört zu den beliebtesten Leuten an der Schule. Ihr Leben wäre eigentlich perfekt, doch eins macht das ganze kaputt - wieso muss ausge...