Saskias P.O.V.
Mein Blick schnellt von einer Kirchensäule zur nächsten. Was war das?
Wieder dieses Scharren, ich lausche aufmerksam und kann dennoch nicht ausmachen, aus welcher Richtung es kommt.
Den Kopf hin und her drehend schleiche ich auf Zehenspitzen durchs Kirchenschiff, das mächtige Kreuzrippengewölbe über mir scheint mir auf einmal einsturzgefährdet.
Das kalte Metall der Pistole drückt hart gegen meine Knochen, als ich die Finger enger darum schließe und ich unterdrücke meinen hektischen Atem so gut es geht.
Wieder dieses Scharren!
Diesmal kommt es mir vor, als käme es von links und ich schiebe mich vorsichtig durch die Kirchenbank bis zur Mauer, die Pistole ausgestreckt vor mir.
Auf dem Marmorboden klingen meine tapsenden Schritte wie Wassertropfen, die zu Boden fallen. Ansonsten ist alles still.
Ich halte inne und atme tief ein, bevor ich die Luft anhalte und ein weiteres Mal lausche.
Stille dringt an mein Zwerchfell und ich will gerade umdrehen, als ich es erneut höre.
Diesmal bin ich mir sicher - es kommt direkt aus dem Beichtstuhl!
Mit wenigen Schritten bin ich dort und lege die Finger meiner linken Hand an das kalte Metall des mit Ornamenten verziehrten Türgriffes.
Mein Herz pocht bis zum Hals und am liebsten würde ich weit wegrennen, zurück zu Jackie und den anderen, doch ich bin zu neugierig. Und außerdem, was ich mir fast nicht selbst eingestehen kann, bin ich zu stolz um einzuknicken und wieder angekrochen zu kommen, ohne auch nur einen einzigen Zombie getötet zu haben, was ja der Grund für mich war, aus dem Camp auszuziehen.
Und hinter dieser Tür scharrt die Erfüllung meines Wunsches mit fauligen Nägeln am geweihten Holz des Beichtstuhls.
Ich reiße die Tür auf und richte die Waffe in den winzigen Raum, der nur aus einer kleinen Bank und einem vergitterten Fenster besteht.
Was ich sehe, lässt mich zurücktaumeln.
Ächzend stürzt der Zombie heraus aus der Dunkelheit und ins Kirchenschiff, wo er in seiner beigen Pfarrerrobe zu Boden knallt.
Mein Hals schnürt sich zu und ich spüre Blut aus meiner Hand fließen, in die sich meine Fingernägel bohren.
Rasch lege ich beide Hände an die Waffe und richte sie zitternd auf den Kopf des ehemaligen Pfarrers.
Ich will ihn töten. Denke ich zumindest. Ich muss ihn töten. Denke ich, als er auf mich zukriecht.
Irgendwas stimmt nicht mit seinen Beinen, denke ich und mein Herz zieht sich zusammen.Mir wird klar, wieso ich ihn nicht töten kann. Er ist so... unschuldig. Es ist ein Diener Gottes, egal unter welchem Einfluss der Dämonen er auch stehen mag, wenn ich ihn töten sollte, wären wir alle verflucht. Okay, nur ich wäre verflucht, aber das wäre auch ziemlich schlimm!
Tränen steigen mir in die Augen und ich stolpere rückwärts. Ich kann es nicht.
Ich drehe mich um und renne los, schluchzend knalle ich gegen das Kirchenportal, das sich einen Spalt weit öffnet, durch welchen ich mich nach draußen zwänge.
Mich nach draußen zwänge und sie sehe. Sie sind überall.
Ein Meer aus Zombies breitet sich vor mir aus und ihr verwesender Körpergeruch dringt mir in die Nase.
Ein Würgen drängt sich von meinem Magen aus nach oben, doch ich schlucke es hinunter. Noch haben sie mich nicht bemerkt.
Ich schließe die Augen und unterdrücke die aufsteigende Panik. Stattdessen überschaffe ich mir mit wieder geöffneten Augen einen Überblick.
In der Straße vor mir sind überall Zombies, in den Nebenstraßen stürmen nur noch mehr herbei. Es ist wie eine Parade zu Halloween oder eine riesige Demo gegen die Schönheitsindustrie.
Neben mir könnte ich über das Geländer der Kirchentreppe klettern und auf den nebenstehenden Baum springen.
Nur dumm, dass ich nicht klettern kann und vermutlich dagegen prallen und zu Boden fallen würde. Sähe sicher lustig aus.
Noch ist mir nicht ganz klar, was hier los ist, doch als ich den Blick wieder zur Straße wende muss ich vor Ekel würgen.
Ein Kopf schnellt herum. Er sieht mich an. Seine blicklosen Augen sind direkt auf mich gerichtet und meine blauen Augen starren weit aufgerissen zurück.
Ein Ächzen entflieht seiner Kehle und er macht einen Schritt auf mich zu. Und noch einen.
Mein Atem stockt, als ein Zombie nach dem anderen sich zu mir dreht, als sie mich alle bemerken und auf mich zukommen.
Ich taste mich langsam rückwärts. Lieber ein Pfarrer als tausende normale Zombies.
Meine Ferse stößt gegen den Türstock und ich stolpere lautstark gegen die Pforte, welche aufschwingt anstatt mich zu stützen.
Dadurch falle ich zu Boden und sehe gerade noch, wie der erste Zombie den oberen Rand der Stufen erreicht, als des Pfarrers matschige Hände mein Handgelenk umfassen.
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Die Zombieapokalypse und was das Leben sonst so mit sich bringt
TerrorIrina ist 16, Einzelkind (also Verwöhnung pur) hat eine tolle beste Freundin, einen liebevollen, sexy Freund und gehört zu den beliebtesten Leuten an der Schule. Ihr Leben wäre eigentlich perfekt, doch eins macht das ganze kaputt - wieso muss ausge...