Part 11

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"Sie wissen mehr von dir als du denkst Rosa." Diese Stimme.

Ich hatte sie schon länger nicht mehr gehört. Vergessen würde ich die Stimme aber nie.
Und es gab auch nur eine Person welche mich je Rosa genannt hat. Josh.

Während Matteo meinen Arm los ließ, drehte ich mich in einer schwungvollen Bewegung um. Er war es wirklich. Mittlerweile hatte er einen dreitage Bart. Genau so braun wie seine Haare. Oftmals hatte Josh immer ein Lächeln auf den Lippen.

Doch heute war es nicht so. Er sah mich ernst an. Ich konnte nicht anders.
Meine Beine setzten sich in Bewegung und kurz darauf umarmte ich meinen Kindheitsfreund.
Meine einzige Stütze welche ich damals hatte. Erst in diesem Moment fiel mir auf wie sehr ich ihn vermisst hatte.
Josh war damals nicht nur ein Freund. Er war wie eine Familie für mich.
Wir hatten damals nur uns. Ich hatte ihm blind vertraut.

"Ich denke du kennst Josh de Luca bereits Bella." Erwähnte Massimo beiläufig.
Gott er soll mich nicht immer Be-. Moment. Josh de Luca?
Ruckartig löste ich mich von ihm und ging einen Schritt zurück.

"Sag jetzt nicht du steckst mit denen unter einer Decke?" Fragte ich leise und deutete kurz auf Sofia und Davide.

"Ich kann es leider nicht verneinen Schwesterherz." Antwortete Josh.
Mein Herz klopfte bis zum Anschlag.

Hat er mich gerade wirklich Schwesterherz genannt?
Aber wie kann das sein?
Er kam nach mir ins Kinderheim.
Er war mein Held, meine Familie.
Er war alles für mich. Und nun das?

In meinem Kopf schwirrten tausende Gedanken kreuz und quer umher.
Ich konnte nicht mehr klar denken.
Es war zu viel. Mir war heiß und kalt zugleich. Mein Kopf dröhnte.
Ich schloss kurz meine Augen und atmete tief durch.

Ich bemerkte wie ich zu taumeln begann. Meine Beine zitterten, genau wie der Rest meines Körpers.
Alles drehte sich plötzlich.
Ich wollte zurück in mein Zimmer.
Mich am liebsten im Bett verkriechen und nie wieder raus kommen.

"Du hast mich belogen." Waren die letzten Worte welche ich flüsternd über die Lippen bekam.
Meine Beine konnten mich nicht mehr halten und ich fiel.

"Verdammt ich habe doch gesagt es ist zu viel für sie." Hörte ich Matteos aufgebrachte Stimme von weiten.

In Gedanken machte ich mich für den Schmerz des Aufpralls bereit, doch dies geschah nicht.
Zwei starke, durchtrainierte Arme schlangen sich um meinen Oberkörper. Ich wurde an eine durchtrainierte Brust gedrückt. Unbewusst sog ich den Geruch ein. Es war nicht Matteo und auch nicht Josh. Meine Augen konnte ich kurz minimal öffnen und sah in Massimos Augen.

"Bella." Flüsterte er mit besorgtem Blick. Das war das letzte was ich mitbekam.
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"Rosa ich finde dich! Egal wo du dich versteckst." Rief Joshs weit entfernte Stimme. Ich kicherte leise vor mich hin. Er wird mich niemals hier unter dem Bett von Mommy und Daddy vermuten. Innerlich freute ich mich schon über meinen Sieg. Denn sonst gewann Josh immer. Wenige Minuten später hörte ich jedoch Schritte im Zimmer. Mist.
Es setzte sich jemand auf das Bett. An den Schuhen erkannte ich das es Daddy war. "Dad ich finde Rosa nicht." Hörte ich Josh leicht verzweifelt von der Tür. Kurze Zeit war es still im Raum. Plötzlich schloss sich eine Hand um meinen Fuß und zog mich vorsichtig unter dem Bett vor. "Da haben wir doch unsere kleine Prinzessin." Lachte Daddy und schloss mich in seine Arme. "Aber ich hätte doch fast gewonnen Daddy." Sagte ich schmollend und kuschelte mich an seine Brust.

Nach Luft schnappend wachte ich auf. Ich atmetete schnell und sah mich im Raum um. Ich war in meinem Zimmer. In meinem Bett.

"Du bist wach." Flüsterte die vertraute Stimme von Josh.
Mein Kopf schnellte in die entsprechende Richtung und sah ihn ausdruckslos an.
Am liebsten hätte ich jetzt über diesen eigenartigen Traum nachgedacht.
So etwas hatte ich noch nie geträumt.

"Was willst du? Willst du mir noch mehr lügen auftischen?" Fragte ich leise und sah auf meine Hände.

So viele verworrene Gedanken flogen ziellos durch meinen Kopf.
Ich hatte das Gefühl als wüsste ich nicht mehr was wahr und falsch war.
Ich fühlte mich belogen und betrogen.

"Nein. Ich will dir die Wahrheit erzählen Rosa. Nun darf ich es endlich." Erklärte Josh und setzte sich zu mir aufs Bett.

"Ich bin total verwirrt. Meine Gefühlswelt ist ein einziges Chaos. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen." Antwortete ich und fuhr mir frustriert durch die Haare.

"Ich schlage vor das ich dir die Geschichte von Anfang an erzähle und du hörst einfach nur zu." Schlug er vor und sah mich fragend an. Ich nickte leicht resigniert und lehnte mich an meine Kissen.

"Vor fast 18 Jahren hattest du damals unsere Familie komplett gemacht.
Es stimmt das ich dein zwei Jahre älterer Bruder bin. Unsere Eltern waren unfassbar stolz als ihre kleine Prinzessin auf der Welt war.
In der Anfangszeit waren sie sehr verwundbar weil sie sich die meiste Zeit um dich gekümmert hatten und nicht mehr auf ihre Umwelt achteten. Als du circa ein Jahr alt warst hattet ihr drei einen Autounfall.
Er wurde von Feinden inszeniert um an dich ran zu kommen. Das hatten sie geschafft und hatten dich entführt.
Ihr Ziel war Geld von unseren Eltern zu erpressen. Es war für uns drei eine sehr schwere Zeit. Wir wussten nicht wo du dich aufgehalten hattest und wie es dir ging. Sie hatten dich wirklich bei einem drogenabhängigen Paar untergebracht. Und durch die bist du auch tatsächlich im Heim gelandet und hattest eine verzögerte Entwicklung.
Es hatte eine Weile gedauert bis unsere Eltern es herausgefunden hatten. Anfangs wollten sie dich sofort zurückholen, doch ihnen war klar das es eine zu große Bedrohung für dich war. Die Heimleitung wusste bescheid und so konnten sie mich ins Heim einschleusen um für dich da zu sein." Erzählte Josh in einem ruhigen Ton.

Ich hörte ihm aufmerksam zu und folgte seiner Erzählung.
Meine Gefühle fuhren Achterbahn.
Ich war jahrelang davon überzeugt, dass ein drogenabhängiges Paar meine Erzeuger waren und mich vernachlässigt hatten.

Zum Teil stimmt diese Geschichte ja aber zum anderen Teil eben nicht. Bisher stellt sich meine Kindheit als Lüge heraus. Ich bin verzweifelt.
Ich sollte wahrscheinlich glücklich darüber sein das meine Eltern nicht drogenabhängig waren und vorallem das ich einen Bruder hatte.
Aber dafür waren meine Gedanken nicht geordnet genug. Ich wusste nicht was ich fühlen und denken sollte.

"Und was ist mit den ganzen Pflegefamilien? Wenn die Heimleitung bescheid wusste, warum haben sie uns das alles angetan?" Wollte ich wissen. Ich wusste nicht ob mir die Antwort gefallen würde oder ob ich es verstehen würde. Aber ich musste es unbedingt wissen.

The Mafiaboss & IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt