Part 12

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Josh rang mit sich. Ich sah ihm an das es für ihn nicht leicht war darüber zu sprechen. Doch ich wollte es wissen. Nein, ich musste es wissen.
Ich wurde belogen und das seit fast 18 Jahren. Es wird Zeit für die Wahrheit, für die ganze Wahrheit.

"Ich muss es wissen Josh." Flüsterte ich und sah ihn bittend an.
Er atmete nochmal tief durch und begann zu sprechen.

"Du beziehungsweise wir waren in keinen Pflegefamilien." Meinte Josh. Sein Blick war unsicher auf die Bettdecke gerichtet.

"Also das kann ich mir ja wohl nicht eingebildet haben." Murrte ich.
Josh schüttelte seinen Kopf.

"Wir waren in regelmäßigen Abständen bei unseren Eltern zuhause. Mal eine längere Zeit und mal eine kürzere Zeit. Doch da du noch zu klein warst um dies alles zu verstehen, angagierten unsere Eltern einen Psychologen. Du warst immer total glücklich wenn du Zeit mit unseren Eltern verbringen konntest und sie waren es auch.
Immer, ein paar Stunden bevor wir wieder zurück mussten, hatte dich der Psychologe hypnotisiert. Er hatte dir sozusagen falsche Gedanken eingepflanzt." Ruckartig setzte ich mich gerade auf.

"Der Traum." Unterbrach ich ihn flüsternd.

"Wie bitte?" Wollte Josh vorsichtig von mir wissen.
Ich sammelte mich kurz und erzählte dann von meinem Traum. Er kam mir so echt, so real vor.
Nun wusste ich, dass es verdrängte Erinnerungen waren.
Doch diese Einsicht machte mich wütend. Ich war sauer.
Josh konnte zwar nicht viel dafür, immerhin war auch er ein Kind damals gewesen. Aber er steckte mit ihnen unter einer Decke.

Entschlossen stand ich aus meinem Bett auf. Noch immer trug ich das schwarze Kleid. Wie spät war es denn eigentlich? "Ich muss mit ihnen sprechen. Jetzt sofort." Presste ich heraus.

Ich wollte ihm nicht meine Wut spüren lassen. Immer wieder redete ich mir ein das er ja nichts dafür kann.
Josh nickte und gemeinsam verließen wir mein Zimmer. Schweigend liefen wir nebeneinander her.
Vergeblich versuchte ich mir einen Vortrag zurecht zu legen. Ich wollte Ihnen so viel sagen.
Am liebsten hätte ich sie angeschrien.

Wie kann man denn sowas seinem Kind antun? Es hätte doch sicherlich tausend andere Möglichkeiten gegeben um mich zu beschützen.
Aber nein, sie mussten mich meiner Kindheit berauben. Sie mussten mein Leben auf einer einzigen Lüge aufbauen.
So oft drängte sich eine Frage in meinen Kopf. Wer bin ich?

Wieder standen wir vor dem Speiseraum.
Meine Kehle schnürte sich allmählich zusammen. Mein Herz schlug schneller als normal. Josh öffnete die Tür und betrat vor mir den Raum.
Alle standen im Raum verteilt.
Sofia und Davide saßen auf dem Sofa. Während Sofia anscheinend genau so fertig mit ihren Nerven war, legte Davide einen Arm um sie und küsste ihre Schläfe.

Massimo stand uns gegenüber am Fenster und starrte nachdenklich hinaus. Matteo hingegen lief wie ein Tiger im Käfig, im Raum auf und ab. Josh räusperte sich etwas lauter und bekam dadurch die gesamte Aufmerksamkeit geschenkt.

"Sie möchte mit euch reden." Merkte Josh an und sah dabei zu Sofia und Davide. Massimo und Matteo waren schon dabei sich auf den Weg nach draußen zu machen.

"Oh nein. Ihr bleibt schön hier. Immerhin habt auch ihr mich belogen." Murrte ich ernst. Beide stoppten in ihren Bewegungen. Bei Massimo sah ich, wie er gerade noch verhindern konnte seine Augen zu verdrehen.
Ich deutete mit einem Kopfnicken zum Tisch.

"Setzt euch. Alle." Meinte ich streng.
"Hör auf uns rum zu kommandieren." Erwiderte Massimo.

"Oh du bist mal lieber ganz still." Zischte ich und schubste ihn leicht unsanft zum Tisch.

Josh Murmelte ein leises 'Ohoh' und sah dabei zu Davide und Sofia. Sie sahen sich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. Ich seufzte frustriert. Anscheinend gab es noch mehr Geheimnisse.
Endlich saßen alle am Tisch. Alle saßen so, dass ich ihnen gegenüber saß. Sie sahen mich alle abwartend an.

"Was habt ihr euch eigentlich gedacht? Meine gesamte Kindheit hat sich binnen kürzester Zeit zu einer einzigen Lüge heraus gestellt. Ich wurde angelogen, mein ganzes Leben. Es hätte sicherlich einfachere Lösungen gegeben." Ich sah mit einem gekränkten Blick zu Sofia und Davide.

"Ein Psychologe um mir falsche Erinnerungen einzupflanzen. Ist das euer scheiß ernst? Zeigt man seinem Kind so das es geliebt wird?
Indem einen vorgegaukelt wird das man von einer Pflegefamilie in die nächste kommt. Das man eine schlimme Zeit bei diesen Leuten durchgemacht hat?
Obwohl es eigentlich die schönste Zeit sein sollte? Das was ihr abgezogen habt, ist das aller letzte.
Ihr braucht mir jetzt nicht damit kommen das ihr mich schützen wolltet. Schwachsinn. Das hätte man definitiv anders lösen können.
Josh kann ich eigentlich nicht böse sein. Immerhin war er selbst noch ein Kind. Aber auf euch beide bin ich verdammt wütend. Wütend und enttäuscht. Ich müsste euch kennen. Ich müsste euch als meine Eltern sehen und euch wie Eltern lieben. Aber das kann ich nicht. Denn ihr seid nicht mehr als Fremde für mich. Fremde, die trotzdem solche Gefühle in mir auslösen." Zum Ende meiner Ansprache wurde ich immer leiser. Sofia hatte angefangen zu weinen.
Bei Davide sah ich erst gar keine Gefühlsregung.

Doch dann fing er an sich mehrmals über die Augen zu wischen.
Da ich erstmal keine Antworten oder weiteren Ausreden hören wollte, schenkte ich Matteo und Massimo meine Aufmerksamkeit.

"Jetzt sind wir dran." Murmelte Matteo und seufzte leise.

"Und wie ihr dran seid. Auch ihr habt mich von Anfang an belogen. Ihr wusstet vom ersten Moment an wer ich war. Und niemand von euch hat auch nur ein Wort darüber verloren. Ich habe vorallem dir vertraut Matteo.
Du hattest dich in letzter Zeit als guten Freund herausgestellt. Doch anscheinend hatte ich mich getäuscht. Du hast mich die letzten Tage wahrscheinlich nicht umsonst wegen meiner Kindheit ausgefragt. Das hast du wegen ihnen gemacht." Mit meinem Kopf deutete ich zum Schluss auf Sofia und Davide. Sofia schluchzte immer noch leise vor sich hin.

Matteo senkte seinen Blick betroffen und nickte leicht. Ich schluckte, so hatte ich ihn noch nie gesehen.
Aber er hatte es gerade nicht anders verdient.

"Und das beste kommt ja bekanntlich zum Schluss." Sagte ich an Massimo gewandt und lächelte falsch.

"Du bist das größte Arschloch das mir je untergekommen ist. Und es ist mir scheiß egal was meine 'Eltern' vielleicht von dir halten.
Deine Mitleidstour vorhin kannst du dir sonst wohin stecken.
Von wegen Bella. Du warst derjenige der mich bei Mancini angeschossen hat, da hast du mich zum ersten mal belogen. Erfahren habe ich es nur dank Matteo. Dann wolltest du Idiot mich um jeden Preis ins Bett bekommen.
Du wärst soweit gegangen und hättest dir einfach genommen was du wolltest. Du hättest mich fast vergewaltigt Massimo. Und dann hast du mich auch noch geschlagen." Sagte ich aufgebracht. Davide sog scharf die Luft ein und stand auf.

Ich beobachtete wie er sich bedrohlich vor Massimo aufbaute. Wie war das in meinem Traum? Er hatte mich seine kleine Prinzessin genannt. Wahrscheinlich war ich das immernoch für ihn. Massimo stand auf und stellte sich Davide gegenüber.

"Denk an den Vertrag." Meinte Massimo gelassen. Sofort wurde ich hellhörig.
"Was für ein Vertrag?"

The Mafiaboss & IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt