Part 2

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Die Zeit verstrich, während ich immer weiter Richtung Stadtgrenze lief.
Ich wusste nicht wo ich hingehen sollte. Es war niemand da der mir helfen konnte. Ein zurück gab es nicht mehr. Vielleicht wäre es klüger gewesen, wenn ich ein paar meiner Sachen und Proviant mitgenommen hätte. Doch es war eine Kurzschlussreaktion.

Würde ich nun zurück gehen, dann wüsste ich ganz genau das der Betreuer schon auf mich warten würde. Und er war definitiv keiner von der feinen Art.
Die Straße wurde von den Laternen erstrahlt. Immer wieder sah ich Licht in den Häusern.

Familien, welche es sich gemeinsam vor dem Fernseher gemütlich machten. Familien, die zusammen zu Abend aßen. Eltern die ihre Kinder ins Bett brachten und ihnen Geschichten vor lasen. Warum konnte ich nicht so viel Glück haben?

Mittlerweile war ich in fünf Pflegefamilien. Am Anfang wollte mich keine Einzige. Es wäre eine zu große Last für sie gewesen. Und dann?
Dann wurde es von einer Familie zur anderen schlimmer. Ich hatte es anscheinend nicht verdient.
In mir schlummert eine Angst. Und ich vermutete, durch diese Aktion, wird sie nur noch schlimmer.
Was ist wenn ich genau so Ende wie meine Eltern? Ich wusste noch nichtmal ob sie überhaupt noch lebten. Wie waren ihre Namen gleich noch? Ich zerbrach mir darüber eine Weile lang den Kopf, doch es fiel mir nicht ein. Hatte ich es so sehr verdrängt?

Die Wohnsiedlungen ließ ich allmählich hinter mir. Vor mir lag die Landstraße, welche nach sechs Kilometern in den nächsten Ort führte. Es wurde immer dunkler. Die Landstraße war nicht beleuchtet. Links und Rechts ragten die Bäume in den Himmel empor. Mittlerweile war es sehr kalt geworden.

Ich schlang meine Arme um meinen Oberkörper und versuchte mich somit zu wärmen. Doch es half nicht viel. Mehrere Autos fuhren an mir vorbei. Doch die Fahrer schenkten mir keine weitere Beachtung.
Die Schritte wurden von mal zu mal schwerer und ich hatte gerade mal ein viertel der Strecke geschafft.
Sollte ich einfach aufgeben? Nein, niemals.

Ich vernahm wieder ein Auto welches in meine Richtung fuhr. Ich blieb stehen und sah zu dem heran fahrenden schwarzen SUV. Ich hob meinen einen Arm und winkte dem Fahrer zu. In dem Moment machte ich mir keine Gedanken darüber, wie gefährlich und riskant die Sache eigentlich war. Das Auto hielt zwei Meter vor mir an. Ein muskulöser, großer Mann stieg aus.

"Können Sie mich vielleicht mit in die nächste Stadt nehmen?" Fragte ich vorsichtig und versuchte mehr von dem Mann zu erkennen.

Langsam betrat er den Lichtkegel, welche die Scheinwerfer warfen. Ich musterte den Mann genauer. In dem Moment stiegen zwei weitere Männer aus dem Auto aus. Langsam wurde mir bewusst, dass es die Männer aus dem Kinderheim waren. Ich drehte mich schnell um und wollte laufen. Doch mein gesamter Körper war eiskalt und wie gelähmt.

"Hier geblieben Schätzchen." Hörte ich jemanden leise hinter mir sagen.
Es folgte ein dumpfer Schlag auf meinen Hinterkopf.

Vor meinen Augen bildeten sich kleine schwarze Punkte, welche wie wild herum tanzten. Mir wurde schlecht und ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. Ich fing an mit taumeln und meine Augen schlossen sich von selbst.

Ich bemerkte, wie ich auf den kalten und nassen Asphaltboden fiel. Und dies war das letzte, an das ich mich erinnerte.

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Kälte. Wimmern. Flüstern. Schmerzen. Dies alles vernahm ich, als ich wieder zu mir kam. Ich saß auf einem kalten und feuchten Boden. Die Kälte kroch durch meinen ganzen Körper.

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, doch sie wurden von einem Stoff zurück gehalten. Augenbinde.
Ich versuchte mit meinen Händen die Augenbinde zu entfernen, doch ich war an etwas gefesselt. Ich zog etwas doller, doch es passierte nichts.

"Ich helfe dir." Flüsterte eine zarte Frauenstimme. Ich zuckte leicht zusammen. Denn immerhin dachte ich, dass ich alleine wäre.
Ich dachte das ich mir das wimmern und flüstern nur eingebildet hätte.

Die Augenbinde wurde mir vorsichtig nach unten gezogen. So weit, bis ich sie an meinem Hals spürte. Ich blinzelte ein paar Mal und sah dann in die Richtung, aus der die Stimme kam.

"Danke." Sagte ich leise und musterte die Frau. Sie saß nur wenige Zentimeter neben mir. Sie sah sehr abgemagert aus.

An ihren Armen und Beinen hatte sie viele blaue Flecke. Die Frau hatte nur Unterwäsche an. Dadurch sah ich an mir herunter und bemerkte erst jetzt, dass ich ebenfalls nur im Slip und im BH dort saß. Ich vernahm weiteres flüstern. Meinen Blick ließ ich durch den schwach erhellten Raum gleiten. Überall saßen verteilt jüngere und ältere Frauen.

Manche waren aneinander gefesselt, andere an Gegenstände wie Heizungen oder Rohre. Auch sie saßen nur in Unterwäsche bekleidet dort. Manche hatten offene Wunden und blaue Flecken. Ich ließ meinen Blick zurück zu der Frau neben mir gleiten. Stumm musterte ich sie und auch sie hatte verschiedene Verletzungen.

"Wo sind wir hier?" Fragte ich heiser.

"Wir wurden alle von einem Menschenhändler verschleppt." Antwortete die Frau neben mir leise.

Ich lehnte meinen Kopf verzweifelt an die Wand. Toll. Das habe ich nun davon das ich aus dem Heim abgehauen bin. Anstatt sich mein Leben zum besseren wendet, nein warum denn auch?
Ich scheine es wirklich nicht verdient zu haben.
Kann nicht einmal in meinem Leben etwas Gutes passieren?
Alle Frauen verstummten mit ihrem Flüstern als sich jemand mit schweren, lauten Schritten dem Raum näherte.

"Wer ist das?" Fragte ich leise aber dennoch panisch. Die Tür schwang mit einem Ruck auf und leichtes Licht erfüllte den Raum. In dem Raum saßen mindestens zwanzig Frauen. Alle waren in einem unterschiedlichen Alter. Die älteste Frau, welche ich sah war ungefähr in ihren Dreißigern.

"Max. Er ist der Schlimmste von allen." Hörte ich es ganz leise von der Frau neben mir. Ich nickte ganz leicht und sah wieder zu dem Mann.

Er bahnte sich seinen Weg zwischen den Frauen hindurch. Dabei war es ihm egal ob er sie dabei anrempelte, ihre Beine zur Seite trat oder ähnliches. Leider musste ich besorgniserregend feststellen das er genau auf mich zu kam. Panik und Angst breiteten sich in mir aus. Ich wollte weg, meine Augen suchten panisch nach einem Ausweg. Doch was brachte es mir, wenn ich einen Ausweg sehen würde? Ich war ja immernoch fest gekettet.

Ohne ein Wort zu sagen, riss Max mich hoch und stellte mich unsanft hin. Er machte die Fesseln von der Wand ab, doch löste die von meinen Händen nicht.

"Komm mit." Knurrte er bedrohlich und zog mich mit sich durch die Menge.
Ich stolperte unbeholfen hinterher.
Und gleichzeitig stolperte ich in mein neues Leben, in mein Schicksal.

The Mafiaboss & IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt