1 | Eine Spur

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- LILLY -

"Hab ihn!", rief ich, als ich den Volleyball nach Kais Aufschlag annahm. Der Ball flog zu Zane, welcher ihn perfekt zu Cole spielte und dieser ihn dann auf die andere Seite des Netzes schmetterte. 

"Punkt für Team Lilly! Damit steht es 22:19", erklärte meine Mutter.

Heute war unser freier Tag. Wegen der hohen Temperaturen, entschieden wir uns, an den Strand zu gehen. Den weißen Sand und den blauen Ozean habe ich zugegebenermaßen noch nicht so oft gesehen. Es fühlte sich ein wenig wie ein real gewordener Traum an.

Die ganze Woche über haben wir die Polizei dabei unterstützt, Verbrecher festzunehmen und den Leuten aus Ninjago bei ihren Problemen zu helfen. Nachdem Garmadon verschwunden war, hat uns der Polizeichef damit beauftragt, gegen ihn zu ermitteln und ihn schleunigst hinter Gitter zu bringen. Zwar kann ich verstehen, warum er ihn verhaften will, aber andererseits denke ich, dass es nicht lohnenswert ist, ihn zu suchen, solange jener nichts Beunruhigendes vorhat. Außerdem haben wir noch nicht mal genügend Hinweise auf Garmadons Aufenthaltsort. Doch wenn unser Chef ihn gerne im Knast sehen will, dann werden wir versuchen, dieser Bitte nachzukommen. Irgendwie habe ich auch so ein Gefühl, dass uns der Lord bald wieder über den Weg laufen wird.

"Super Angriff, Cole! Der hat gesessen", lobte Ruby den Erd-Ninja.

Auch wenn er manchmal etwas grob ist, ist Cole ein wichtiger Bestandteil unseres Teams. Er handelt, nachdem, was ich gesehen habe, gut überlegt und geht damit kein hohes Risiko ein. Somit kann man sich gut auf ihn verlassen. 

"Ja. Ja. Das bekommt ihr noch zurück!", meinte Jay eifrig.

Jay. Wenn ich eines über ihn gelernt habe, dann dass er immer gewinnen möchte. Zumindest in Spielen. Er will sich auf keinen Fall von einem Mädchen oder von so jemandem wie Cole oder Kai besiegen lassen. Dafür hat er ein viel zu großes Ego. Selbst wenn es bei den Spielen um nichts geht, will er immer der Erste sein. Ich denke, er versucht sich damit den Respekt zu verschaffen, welchen er im Moment von manchen Personen noch nicht hat. Kai, zum Beispiel, bezeichnet ihn immer als Nervensäge, wahrscheinlich weil er vor Selbstbewusstsein und Enthusiasmus nur so strotzt.


"Sei mal nicht so vorlaut! Du hast bisher noch keinen einzigen Punkt mit deinem Gehampel gemacht, Blaubeerchen", konterte Kai. "Stimmt gar nicht!" redete sich Jay raus.

Und da haben wir noch so einen zielstrebigen Egoisten: Kai. Auch wenn es einem manchmal nicht so vorkommt, sind Jay und Kai gar nicht so weit auseinander. Denn auch der Feuer-Ninja versucht mit jedem Mittel zu siegen und nicht besiegt zu werden. Und genau deswegen geraten die Beiden immer wieder aneinander.

"Seit still und konzentriert euch aufs Spiel!", "Wollt ihr etwa von denen besiegt werden?", kam es von Lloyd und Nya.

Die Zwei wissen ganz genau, wie sie einen Streit schlichten und Menschen motivieren können. Ich bin wirklich froh, sie in unserem Team zu haben.

"Immer das Gleiche", murmelte Ruby belustigt, als sie zum Aufschlag ausholte.

Zusammen mit Zane hält sich Ruby eher aus Sachen Streit raus und versucht gegebenenfalls eine Lösung zu finden. Auch das kommt dem Team zugute.

Und dann gibt es noch mich. Wenn mich jemand "Wer bist du?" fragen würde, würde ich wahrscheinlich antworten "Kommt drauf an, wen du fragst". Lloyd würde wohl ganz stolz verkünden, dass ich seine Schwester und derzeitige Anführerin des Ninja-Teams sei sowie alle möglichen guten Taten, die ich je vollbracht habe aufzählen. Würde man hingegen meinen Vater fragen, würde er, wenn er nicht gerade "Wer ist das?" antwortet, sagen, dass ich eine absolute Schande für die Welt sei und es nicht verdiene überhaupt zu leben. 

Komisch, nicht wahr? Jeder, der dich kennt, hat anderes Bild von dir. In den Geschichten mancher bist du der Held und in anderen der Schurke. Gut und Böse wird auf so unterschiedliche Weise interpretiert, dass man nicht mal sagen kann, welche Ansicht richtig und welche falsch ist.

Wir, als Team, helfen den Menschen so gut wir können, was uns in deren Augen zu Helden macht. Doch was denken die Menschen, denen wir nicht helfen konnten, über uns? Sind wir für sie dann Schurken oder einfach Helden, die sich verspäten? Auf die Fragen gibt es wohl keine einheitlichen Antworten.

Unser Volleyballspiel ging zu Ende. Auch die Sonne strahlte schon in einer orange-gelben Farbe weit unten am Horizont. Wir machten uns langsam auf und kehrten zum Kloster zurück. 

"Na, wie schmeckt euch die Niederlage?", reizte Cole lachend Kai und Jay. Die Zwei fanden seine Provokation allerdings nicht so witzig, wie wir anderen. 

"Pff. Was mir an Volleyballkünsten fehlt, mach ich mit Schönheit wieder weg!", meinte Jay hysterisch.

"Warte, redest du von dir?", äußerte sich Kai sarkastisch. Und der kleine Streit, ausgehend von Jay, nahm seinen Lauf. 

Lloyds Team hatte tatsächlich haushoch gegen meines verloren. Von den fünf Sätzen, die wir spielten, gewannen sie gerade mal einen. Wenigstens weiß ich, dass sie alle im Kampf wesentlich begabter sind, als bei diesem Freundschaftsspiel.

Den Rest des Tages ließen wir mit Zanes Nobelpreis würdigem Abendessen ausklingen, bevor wir am nächsten Morgen vom Polizeichef in sein Büro beordert wurden.

"Ah, Ninja. Schön, dass ihr so schnell hier sein konntet", lobte er uns.

"Schon gut. Warum haben sie uns hierher bestellt?", fragte Lloyd gleich.

"Ach ja stimmt. Wir haben einen Hinweis auf Garmadons Versteck bekommen", meinte der Ältere, wobei sich unsere Ohren spitzten.

"Unserer Informationsquelle zufolge soll er sich auf der kleinen Insel Jamashima aufhalten. Sie liegt etwa 300 Seemeilen nördlich von uns. Geht der Spur nach und sucht dort nach weiteren Informationen! Vielleicht befindet sich unser Schwerverbrecher ja wirklich auf dieser Insel", erklärte er langsam.

"Polizeichef, von wem stammt der Hinweis?", wollte ich wissen.

"2 Mädchen, die sich in diesem Moment auf Jamashima befinden, kontaktierten uns", antwortete er.

"Verstanden. Wir werden uns auf den Weg begeben", sagte ich als Anführerin und verließ gemeinsam mit meinem Team den Raum.

Das, was uns der Alte uns gerade erzählte, schien mir nicht ganz seriös. Ich meine: Eine kleine Insel so weit weg von unserer Heimat? Und Informanten sollen 2 Mädchen gewesen sein, die wir noch nicht mal kennen? Das klingt alles andere als vertrauenswürdig. Aber wir sind nun mal Ninja, also müssen wir dem wohl auf den Grund gehen.

"Hey, Freunde. Was meint ihr zu unserer Mission?", fragte ich in die Runde, als wir uns mithilfe unserer Elementardrachen auf den Heimweg begaben.

"Mir kommt das Ganze etwas seltsam vor", meinte Nya.

"Seltsam? Wieso? Auf so einen Hinweis warten wir doch schon seit einem Jahr", sagte Kai.

"Seh' ich auch so. Jetzt haben wir endlich die Möglichkeit Garmadon zu finden", ergänzte Cole.

"Wir sollten aber sehr vorsichtig sein. Eine Insel weit weg, die wir nicht kennen, scheint nahezu perfekt für eine Falle", erklärte Zane behutsam.

"Macht euch mal nicht so einen Stress! Das wird schon. Selbst wenn es eine Falle ist, kommen wir da bestimmt wieder raus", munterte uns Lloyd auf. Motivationsreden waren schon immer sein Ding.

Wenig später kamen wir am Kloster an. Schnell packten wir alles zusammen, was wir für diese Reise gebrauchen konnten und verabschiedeten uns noch von Mama und Meister Wu. Sie würden hierbleiben, damit die Stadt nicht vernachlässigt wird, während wir weg sind.

Somit machten wir uns auf den Weg ins Ungewisse. Was uns wohl auf Jamashima erwarten wird...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt