19 | Gefühlschaos

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- LLOYD -

"Was hat er eigentlich zu dir gesagt?"

"Wer?"

"Du weißt genau, wen ich meine, Lilly."

Wir trainierten wieder. Auch wenn der letzte Kampf nicht nach unserem Wunsch ausgefallen ist, steht uns das große Endgame zwischen uns und Garmadon noch bevor. Und sollten wir das verlieren, ist, ohne es beschönigen zu wollen, die Welt am Arsch. Deshalb mussten wir uns noch weiter verbessern. Jede kleinste Schwachstelle ausmerzen. Und dazu gehörten nun mal auch interne Beziehungsprobleme, die Auswirkungen darauf haben.

"Er braucht Zeit", antwortete mir meine Schwester.

"Verstehe."

Er war nicht beim Training. Der Feuer-Ninja. Mein bester Freund. Lillys Partner.

Kai hatte ihr den Kopf verdreht, seitdem die Schlacht vorbei war. Sie lächelte seltener. Lachte seltener. Doch das schlimmste: Sie tat auch nichts dagegen. 

Und er auch nicht.

"Du musst trotzdem mit ihm reden. Nicht nur für dich oder für ihn, sondern für das ganze Team, ja die ganze Welt. Ihr müsst euren Komplex beiseiteschieben, wenigstens bis wir Garmadon besiegt haben."

"Man Lloyd, das weiß ich doch, aber... Ich kann einfach nicht. Du denkst, es wäre einfach, doch so ist es nicht! Sag mir lieber, wie ich mit jemanden reden kann, der hoffnungslos enttäuscht von mir ist und mich hasst!"

Ihr kamen langsam die Tränen.

"Entschuldige", sagte ich kleinlaut.

Sie trat einen Schritt zurück.

Plötzlich hörten wir Stimmen. Laut jubelnde Stimmen sogar. Unser Blick richtete sich auf den Ort des Geschehens, den Marktplatz. Den hatte es seit der Schlacht ganz schön auseinander genommen. Doch nichtsdestotrotz befanden sich dort viele Dorfbewohner. 

Und das alles und eine Person zu sehen, eigentlich zwei. Mura und Kokuo. Das Häuptlingspaar, wie Ruby und Nya sie nannten.

Beide Stammesführer bahnten sich gemeinsam ihren Weg durch die Menschenmassen. Sie wirkten angespannt. Blickten ernst um sich. Und sahen dabei mich und meine Schwester.

"Lloyd! Lilly!", winkte uns Mura zu. Das aber nicht zur Begrüßung, sondern eher als Appell, dass wir unverzüglich bei ihr antanzen sollen. Dem kamen wir natürlich nach.

"Ah, schön, dass ihr hier seid. Ich hab da mal jemanden mitgebracht", sagte unser Oberhaupt.

"Ich freue mich, euch wieder zu sehen. Auch wenn ich es lieber unter netteren Umständen getan hätte. Wie auch immer, ihr seht ja wirklich ganz schön platt aus. Wie hart war es gestern?", plapperte der verehrte König der Yoi-Dämonen drauf los.

"Das war total krass, sag ich Ihnen! Da waren mega viele böse Dämonen, aber wir konnten die dann mit so nem wusch und nem waa einfach wegpusten!"; gestikulierte Jay wild mit seinen Armen, um in Kokuos Gespräch einzusteigen.

"Man, die beiden nerven ja echt maßlos", meinte Cole.

"Scheint Mura auch so zu sehen."

Oh ja, Ruby hatte recht. Und wie sie es hatte. Mura platzte förmlich eine Pulsader nach der anderen. Kein Wunder, dass sie Kokuo nicht ausstehen kann. Die Arme.

"Ruhe jetzt, ihr Trantüten!!"

Und sofort schwiegen die Angesprochenen und stellten sich kerzengerade vor sie. Voller Angst.

"Schön. Kommen wir nun zum eigentlichen Teil dieses Treffens. Wie ihr wisst, bin ich gestern zu Kokuo gegangen, um ihm eine Allianz hinsichtlich unseres Problems mit den Waruis vorzuschlagen. Dies hat er auch akzeptiert."

"Heißt also, unser Widerstand gegen Garmadon hat sich nun um ein ganzes Volk vergrößert."

"So ist es, Zane."

"Und wie geht es jetzt weiter? Wir können schließlich nicht auf den nächsten vernichtenden Angriff warten", wollte ich wissen.

"Um das zu besprechen, habe ich euch und Kokuo hierher gebeten. Lasst uns einen Plan aufstellen, der uns einen Vorteil gegenüber unseren Feinden verschafft und uns hilft, sie auszulöschen."

"Alles schön und gut, aber wie soll der aussehen? Wie sollen wir uns bitte einer ganzen Armada von Waruis in den Weg stellen? Vor allem wir, die summenmäßig doch gar nicht so eine große Kampfkraft bilden können?"

Kai stand plötzlich in der Tür des Raumes, in dem wir uns befanden. Seine Miene war kühl und wachsam. Er hatte sich den ganzen Morgen noch nicht blicken lassen. Weder in unserem Zimmer, noch beim Essen. 

Doch so ungern ich es zugeben möchte, er hatte recht. Wo ist unsere Sicherheit zu gewinnen geblieben?

"Ich schlage vor, wir infiltrieren Garmadons Stützpunkt und starten dann mit so vielen kampffähigen Leuten wie nur möglich einen Überraschungsangriff", sagte Lilly.

Sie würdigte Kai nicht mal einen Blickes.

"Und wie stellst du dir das vor?", fragte Mura.

"Fünf von uns Ninjas werden sich in Garmadons Basis schmuggeln und Informationen sammeln. Während sich die übrigen mit genügend Dorfbewohnern kampfbereit machen. Nach einem Ablenkungsmanöver dringen wir alle in sein Gebiet ein und strecken die Waruis nieder."

"Einfach so niederstrecken? Das sind Tausende, die auch noch was auf dem Kasten haben! So verlieren wir doch nur noch mehr Dorfbewohner!", sagte der Feuer-Ninja gereizt.

"Ich vertraue den Menschen hier. Diese Schlacht wird nicht so ausgehen wie die letzte."

"Sagt genau die Richtige!"

"Kai! Sei still!"

Seine Augen betrachteten nur noch seine eigentliche Partnerin. Er war wütend. Frustriert. Enttäuscht. All das konnte man ihm ansehen. Er hatte Angst.

Lilly schaute jedoch zu Boden. Ihr Fäuste geballt. So als würde sie ihre Emotionen unterdrücken. Als würde sie es zu vermeiden wollen, auf Kai loszugehen und ihn anzufauchen oder gleich loszuheulen. 

Gefühlschaos.

"Beruhigt euch mal wieder! Unsere Situation ist alles andere als einfach und unkompliziert. Das weiß hier jeder. Lilly hat einen guten Plan auf die Beine gestellt und Kai das Kleingedruckte bedacht. Also haben wir doch schonmal etwas. Jetzt müssen wir uns nur noch auf einen konkreten, sicheren Plan einigen, Okay? Streit hilft uns hier nicht weiter", erklärte ich und verpasste Kai einen leichten Schlag auf den Hinterkopf, damit er wieder zur Besinnung kommt. Er fluchte kurz, fasste sich dann aber wieder.

"Lloyd hat absolut recht, also richtet eure klugen Gehirne lieber wieder auf das Schlachtfeld", pflichtete mir Mura bei.

Und so diskutierten wir bis spät in die Nacht hinein über einen lückenlosen Plan, bis wir ihn endlich alle akzeptierten. Fakt war auf jeden Fall, dass das, was uns als nächstes bevorsteht, über das Schicksal der Welt entscheiden wird. 

Alles oder Nichts...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt