21 | Verzweifeltes Oberhaupt

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- LLOYD -

"Kai! Kannst du dich bewegen?"

"Nein, kein bisschen."

Wir mussten schnell ins Dorf zurück. Zu Mura und den anderen Ninjas. Doch so reglos, wie wir am Boden lagen, würden wir lange brauchen, um dort aufzukreuzen.

Wie kommen wir hier nur weg? Wann würde das Gift nachlassen, damit wir uns wieder bewegen können? Es würde wahrscheinlich zu lange dauern. Aber wie...

"Schmerz!"

"Was?", fragte Kai verwundert.

"Sensei Wu hatte uns mal irgendwann erklärt, dass Schmerz von der Unbeweglichkeit des Körpers ablenkt."

"Was faselst du da?"

"Wenn wir es auch nur irgendwie schaffen, uns Schmerzen zu zufügen, vergisst unser Gehirn die Wirkung des Giftes ein wenig oder so und wir können uns wieder rühren."

"Und wie willst du das anstellen?"

Ich überlegte. Wie sollte ich mich, wenn ich mich noch nicht mal bewegen konnte, selbst verletzen?

Ich biss mir auf die Zunge. Das war der einzige Weg. Und tatsächlich, die Theorie erwies sich als wahr. Langsam erhob ich mich und lief zu Kai.

"Also dafür, dass dir jetzt Blut aus dem Mund tropft, krasser Plan, muss ich sagen."

"Und jetzt bist du dran. Dir Schmerzen zu bereiten scheint ja gerade einfach zu sein."

Ehe er sich versah, nahm ich mir seinen Arm und drehte ihn einmal in die andere Himmelsrichtung.

"Wie hab ich das nur so lange mit dir ausgehalten", sagte Kai leise.

"Das frag ich mich auch Kumpel."

Ich half ihm beim Aufstehen und stützte ihn wieder, bis wir endlich beim Essenssaal ankamen.

"Mura!", riefen Kai und ich gleichzeitig, als wir den Raum betraten.

Die Angesprochene drehte sich zu uns.

"Jay und Cole..."

"Sie wurden entführt", beendete Kai meinen Satz.

Plötzlich wurde es still.

"Ist das wahr?"

"Würden wir uns so etwas ausdenken?"

Die Gesichter unserer Freunde wurden bleich. Und nicht nur ihre. Auch die der Dorfbewohner. Sie hatten Angst bekommen. Wirkten verzweifelt. Schienen geschockt.

Auch in mir brach nun unermüdliche Panik aus. Zwei Kameraden fehlten. Wurden verschleppt. Unser Team wurde damit geschwächt. Nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Und das ganz besonders.

"Ninjas, folgt mir!", befahl Mura ernst und wand sich zum Eingang der Halle.

Wir betraten das kleine Nebenzimmer, in dem wir unsere Pläne besprachen. Außer durch die wenigen Fackeln, wurde der Raum nicht beleuchtet. Er lag im Schatten. Hielt dunkle Geheimnisse bereit. Offenbarte düstere Tatsachen. 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ließen sich alle auf die schlichten Stühle und Hocker nieder. Vor uns, der große Holztisch, auf dem bereits eine ungenaue Landkarte und andere Schriften lagen. 

"Wir starten morgen Phase 2 unseres Planes", sagte Mura.

"Was-"

"Zane, Ruby, Nya, Lloyd und Lilly. Ihr werdet morgen Abend in den Warui-Stützpunkt eindringen, Jay und Cole retten und dabei Garmadon töten."

"Aber Mura, das wird nicht funktionieren!", meinte ich.

"Ja, wir werden uns nur selbst dabei ins Knie schießen-"

"Wir haben keine andere Wahl", unterbrach das Oberhaupt Lilly.

"Mura, sei nicht so dumm. Du weißt genau, dass unser Plan mit dieser Aktion scheitern wird. Verliere nicht unser wahres Ziel aus den Augen. Wir können nicht das Leben zweier Freunde über das Leben tausender anderer stellen und erst recht nicht einfach so Ninjagos größten Erzfeind umbringen", erklärte Kai.

"Du willst deine Freunde also nicht retten?", fragte Mura monoton.

"Ganz im Gegenteil: Cole und Jay sind zwei meiner besten Freunde. Ich will sie um jeden Preis aus Garmadons Gefangenschaft befreien. Doch wir sind Ninja und müssen die Welt beschützen. Und falls du es vergessen hast, Steini und Blaubeerchen sind auch Ninjas! So mühelos werden sie sich nicht unterkriegen lassen."

Die Schwarzhaarige auf der anderen Seite des Raumes erhob sich. Mit schwerfälligen Schritten kam sie auf den Feuer-Ninja zu. Kais Blick haftete währenddessen stets auf ihrem Gesicht. Seine Augenbrauen rutschten immer tiefer. Angespannt atmete er. Keiner war fähig etwas zu sagen. 

Mura machte vor dem Jungen halt. Einen Augenblick lang stand sie da und starrte ihn an. Dann ergriff sie den Kragen von Kais T-Shirt und riss ihn hoch.

"Und was gibt dir die Garantie, dass die Beiden wirklich überleben werden und Garmadon sie nicht einfach erdolcht?"

Diesen Satz sprach sie mit so einer Ernsthaftigkeit aus, dass es mir kalt den Rücken runter lief. Ihre schwarzen Augen waren auf die ihres Gegenübers gerichtet. Sie strahlten pure Verzweiflung aus. Mit einem funken Traurigkeit. Und Wut.

"Hoffnung." 

Nach vielen langen Sekunden in absoluter Stille und Atemlosigkeit, ließ Mura wieder von Kai ab. 

"Und was ist dann dein Plan?", fragte sie.

"Das ist nicht mein Spezialgebiet", meinte Kai monoton und sah in Lillys Richtung.

"Rufen wir Kokuo! Wenn wir schon angreifen, dann mit voller Kampfkraft. Erst dann haben wir eine Chance gegen Garmadon und seine Armee anzukommen", erklärte meine Schwester mit fester Stimme.

"Gut. Lilly und Lloyd, ihr geht morgen zu Kokuo! Ihr anderen bereitet euch und das Dorf auf den Angriff vor", befahl Mura.

Wir gaben ihr ein Zeichen der Zustimmung, woraufhin Mura den Raum verließ.

"Was ist nur ihr los?", fragte Ruby.

"Mura ist nur etwas gereizt wegen der Entführung, denke ich. Das pegelt sich schon wieder ein."

"Da bin ich mir nicht so sicher, Ruby. Was meinte sie mit 'was gibt dir die Garantie, dass die Beiden wirklich überleben werden und Garmadon sie nicht einfach erdolcht'?"

"Was meinst du?"

"Es schien mir so, als ob da mehr dahintersteckt. Vielleicht hängt es ja mit Muras Vergangenheit zusammen. Wir wissen schließlich fast nichts darüber", schaltete sich nun auch Zane ein.

"Was auch immer es ist, ich hoffe sie kriegt sich schnell wieder ein, sonst ist unser Plan noch in Gefahr", sagte Kai.

"Ist das dein Ernst? Mura glich gerade der personifizierten Verzweiflung und du denkst nur darüber nach, dass sie sich gefälligst zusammenreißen soll?! Nur der Plan ist dir also wichtig?! Ich wusste nicht, dass du so herzlos bist!", fauchte Lilly und stellte sich mit geballten Fäusten vor den Feuer-Ninja.

"Dir gebe ich denselben Rat: Reiß. Dich. Zusammen."

Damit verschwand auch Kai und ließ meine wütende Schwester, die inzwischen noch wütender war, zurück. Die hatten wohl immer noch Ehekrach.

...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt