20 | Training mit Folgen

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- KAI -

Der nächste Morgen.

Und der wieder nächste.

Die Tage vergingen und mit ihnen Phase 1 unseres Planes: Beobachten. Wir waren uns alle einig, dass wir ohne Informationen keinen feindlichen Stützpunkt stürmen können. Aus diesem Grund schickte Mura uns fast täglich in 2er Teams zur Grenze des Waruilandes. Auch wenn wir uns mehr von den Beschattungen erhofft hatten, konnten wir einige nützliche Dinge herausfinden. Wie etwa die Dienstzeiten der Gegner und ihre Schichtwechsel. Das schien noch irrelevant und dämlich zu klingen, doch Lloyd war davon überzeugt, dass uns diese Info weiterhelfen könnte. 

Und so puzzelten wir Stück für Stück unseren Plan zusammen und verschoben gegebenenfalls noch ein paar Sachen. 

Was in unseren eigenen Reihen so passierte? Gar nichts. Absolut gar nichts. Fast schon Funkstille. Zane hatte sich in den Schriften Jamashimas verloren. Cole und Jay hatten ihre Bestimmung in der Bespaßung von Kindern gefunden. Lloyd sah man nur noch nachdenklich umher streifen. Und die Mädels taten was Mädels so taten. 

Mir ging dieser Kalte Krieg auf die Nerven. Ständig lebten wir in Ungewissheit, ob und wann die nächste feindliche Attacke kommt. Die meisten fürchten sich davor. Und wir können nichts dagegen tun. Unsere Strategie nahm nur schleppend Gestalt an. Der Angriff auf Garmadon schien sich noch ewig hinzuziehen. 

Ich fühlte mich so nutzlos. Wie ein Schwert, dass stumpf geworden ist. Wie eine Fackel, die erlischt ist. Wie eine Pflanze, die eingegangen ist. 

Meine Wunden heilten zu langsam. Zu langsam für unseren Plan. Zu langsam für Training. Zu langsam für mich.

Ich saß wieder auf dem Felsvorsprung. Beobachtete die Menschen im Dorf. Wie sie ihren Pflichten nachgingen. Wie sie trotz der angespannten Lage lächeln konnten. Wie sie sich weigerten, sich dem Untergang hinzugeben.

Der Wind fegte um mich. Er wirbelte meine Haare, die ihren Glanz in dem Meer aus dunkelbraunen Strähnen verloren, auf. Meine Hände waren rau. Sie schrien nahezu danach, dass ich mir ein verdammtes Schwert schnappen und dem hier ein Ende bereiten soll. Wenn ich es doch nur könnte.

Plötzlich packte mich jemand. Ich hatte nicht mal die Gelegenheit, zu sehen wer es war. Dieser jemand schmiss mich über seine Schultern und nahm mich mit. Mit in den Wald. Immer noch versuchte ich mich aus dem ziemlich ungemütlichen Griff zu befreien, doch vergeblich.

"Man, seit wann zappelst du denn so rum?"

"Mura? Was soll das? Wo schleppst du mich hin?"

"Ich kann euch Trauerklöße nicht mehr ausstehen. Deswegen denke ich, ihr solltet euch lieber mal in den Arsch treten und weiter trainieren, bevor wir noch in der letzten Phase des Planes scheitern."

"Ich hoffe, dir ist klar, dass mein Knie konkret gegen dein Vorhaben ist."

"Mir doch egal, was dein Knie zu sagen hat. Da musst du wohl durch, denn auch in deinem jetzigen Zustand bist du unentbehrlich für das Team."

"Du immer mit deinen Moralpredigten..."

Nach wenigen Minuten setzte mich Mura ab. Wir standen nun dort, wo sie mich schon mal trainiert hatte. Und nicht nur wir. Auch Jay, Cole und Lloyd. 

"Das soll wohl ein Witz sein. Der kann doch kaum gerade gehen! Wie sollen wir dann mit Kai trainieren?", rief Jay hysterisch, während er mit dem Finger auf mich zeigte.

"Greif ihn doch ruhig mal an, Jay. Mal sehen, wie er sich schlägt", meinte Mura.

"Bitte?!-"

Doch weiter kam ich nicht. Blaubeerchen setzte zu Angriff an und stürmte los. Ich kannte Jay sowie die anderen in unserem Team in- und auswendig. Ich wusste, was er konnte und was nicht. Deswegen reichte bei ihm ein taktischer Angriff, um ihn zu besiegen. Auch wenn ich nicht auf der Höhe war, so war dieser Kampf einfach. Sekunden später hatte Jay bereits verloren.

"Ach, immer noch so großspurig wie damals", sagte Cole.

"Du hab ich gehört, Steini! Dich nehm ich mir als nächstes vor!", meinte Jay beleidigt und stand auf.

"Gut gemacht, Kumpel. Aber wollen wir erstmal sehen, wie du gegen mich ankommst", sagte Lloyd und begab sich in Kampfstellung.

"Wenn du es drauf anlegst."

"Ich lass euch dann mal alleine. Schlagt euch nicht die Köpfe ein und seid pünktlich zum Abendessen wieder da. Tüdelü!"

Damit verschwand Mura und das Training startete erst richtig.

* * *

"Hey, es wird schon dunkel! Lasst uns lieber zum Dorf zurück kehren", sagte Cole, nachdem wir einige Stunden im Wald waren.

"Super Idee. Mir tut alles weh!", jammerte Jay.

"Da kann ich mich nur einreihen."

Lloyds Blick schweifte zu mir. Schwer atmend saß ich am Boden. Der Grüne Ninja erhob sich, kam zu mir und reichte mir seine Hand.

"Respekt. Hätte nicht gedacht, dass du gegen einen mächtigen Grünen Ninja sogar verletzt eine Chance hast."

"Haha, sehr witzig. Tritt mir doch am besten nochmal in die Kniescheibe", meinte ich belustigt, nahm seine Hand und raffte mich auf.

"Kommt ihr dann mal?"

Lloyd war so freundlich, mich zu stützen, bis wir beim Dorf ankamen. Ich war das sonst so normale Training wohl nicht mehr gewohnt. Oder eher mein Körper. Mein Knie war überlastet. Mein Oberkörper schmerzte. Mein Kopf pochte.

Doch trotzdem vernahmen ich und die Anderen Schritte.

Sie kamen näher. Näher. Näher. Näher. Jay und Cole stellten sich schützend um mich und Lloyd. Äste knackten. Blätter raschelten. Aus heiterem Himmel wurden wir angegriffen. Und zwar von einigen Waruis. 

"Scheiße, wo kommen die denn her?!", schrie Lloyd.

Wir hatten keine andere Wahl als uns zu verteidigen. Egal wie sehr uns das Training schon forderte.

Wieder erhoben wir unsere Schwerte. Wieder durchbohrten wir damit unsere Gegner. Wieder wurden wir überlistet.

Binnen Sekunden warf ein Dämon einen gläsernen Trank zu Boden. Aus diesem entwich kurz darauf ein fast farbloses Gas. Auch wenn wir es erst nicht bemerkten, lähmte uns dieses Gift unmittelbar danach. Ohne dass wir es spürten, drang es in unsere Körper ein und zwang uns, zu Boden zu fallen.

"Wen nehmen wir mit?", fragte einer der Waruis.

"Der Rote da ist verletzt. So eine Lusche können wir nicht gebrauchen!"

"Schnauze!", fauchte ich.

"Den Grünen lieber auch nicht."

"Nee, der handelt uns bloß noch mehr Stress ein."

"Verschwindet! Na los!", rief Lloyd wütend.

"Dann nehmen wir die anderen Zwei. Garmadon wird sich freuen."

"Und wir bekommen unsere Belohnung!"

"Ihr elenden Schwachmaten! Wenn ich euch in die Finger kriege!!", brummte Cole.

Ich kochte vor Wut.

So wie es die Dämonen vorhatten, schulterten sie Jay und Cole, die sich mit keiner Silbe wehren konnten, und verschwanden.

"NEIN!!"

"Scheiße..."

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt