7 | Zwielichtige Fremde

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- LLOYD -

"Hey, ist alles in Ordnung mit euch?" fragte ich die zwei keuchenden Mädchen.

"Bitte..." sagte die Eine außer Atem. "Wir... wir werden verfolgt."

Mein Blick schweifte zu Zane. Er betrachtete das Spektakel vor uns genau.

"Wer verfolgt euch?" ging ich auf ihre Aussage ein, als ich meine Augen wieder nach vorn richtete.

Die Angesprochene hob nun den Kopf. Ihre blonden Haare, sie waren schon fast weiß, fielen ihr nur so ins Gesicht. Als sie sich aufrichtete ruhten ihre dunklen Augen auf mir. Sie musterte mich von oben bis unten, ohne etwas zu sagen. Ihre Augen verengten sich kurz, bevor sie sie weit aufriss und meinte:

"Moment. Ich kenne dich. Bist du nicht der grüne Ninja, der mit seinem Ninja-Team Ninjago gerettet hat?"

"Äh naja, es ist nicht mein Ninja-Team. Du meinst sicher meine Schwester." Ich kratzte mich leicht verlegen am Hinterkopf, ehe ich mich räusperte. "Also was ist mit euch passiert?"

"Wir wurden nach einem heftigen Sturm hier angespült. Seitdem sind wir in diesem Urwald unterwegs und versuchen zu überleben. Gerade wurden wir von einem Wolfsrudel verfolgt", erhob nun das andere Mädchen ihre Stimme.

Erst jetzt fiel mir auf, dass sie gar kein Mensch ist. Ihre Stimme klang mechanisch und ihre Haut schimmerte silbrig grau. Kein Zweifel. Sie war auch ein Nindroit. Wie Zane. Kein Wunder, dass Zane seitdem wir die beiden getroffen hatten, seinen faszinierten Blick nicht abwenden konnte.

"Das klingt wirklich grauenhaft. Kommt doch mit uns mit. Wir geben auch etwas zu Essen und einen Platz zu schlafen, wenn ihr wollt", äußerte sich nun der Eis-Ninja.

Die Blicke der Mädchen erhellten sich und ich konnte eine Welle von Hoffnung und Erleichterung in ihren Augen sehen. Ich aber nahm mir Zanes Arm und zog ihn ein paar Meter weg von den zwei Fremdlingen.

"Hey, denkst du, dass das eine gute Idee ist? Schließlich kennen wir die beiden doch gar nicht und jetzt laden wir sie direkt in unser Dorf, das technisch gesehen noch nicht mal unser ist, ein?" meinte ich dann zu ihm.

"Lloyd, wo hast du nur deine Gutgläubigkeit verloren? Wir sind doch Ninja und deswegen dazu bestimmt, Menschen in Not zu helfen. Die Mädchen schlagen sich wahrscheinlich schon seit Tagen hierdurch. Du würdest doch auch wollen, dass du gerettet wirst", antwortete er.

"Aber das macht doch keinen Sinn. Ihre ganze Geschichte ist noch voller unbeantworteter Fragen und-"

"Und diese Fragen können wir sie auch noch beantworten lassen, wenn wir ihnen erstmal geholfen haben." Er nahm seinen Finger, den er eben auf meinen Mund legte, damit ich schwieg, wieder runter und lief zurück zu den Mädchen.

Man. Der Typ ist doch echt über beide Ohren verknallt. So hab ich Zane gar nicht in Erinnerung. Er war gerade so naiv. Planlos. Großspurig. Risikoblind. Normalerweise ist er die pedantischste Person, die ich kenne. Die alles bis ins kleinste Detail plant. Die nie einen Faktor außer Betracht lässt. Er hat sich in diesem einen Jahr so verändert. Ob das so gut ist?

Nachdem ich mich meinem Sturm von Gedanken entriss, machten wir uns alle auf den Weg zum Dorf. Mein tiefes Misstrauen gegenüber den Fremdlingen hatte sich nun etwas gelegt und ich versuchte mich auf das Wesentliche, unsere Patrouille, zu fokussieren. 

* * *

"Oh welch Augenweide! Wen habt ihr denn da mitgebracht?", schwärmte Jay förmlich.

"Das sind-"

"Wir sind Harumi und Pixal. Schön euch kennen zu lernen, Ninja", unterbrach mich das Mädchen namens Harumi und begrüßte unsere Freunde.

Cole und Jay hatten ihr Training wie es aussieht schon beendet und halfen gerade im Dorf aus, neue Essensvorräte zu verstauen. Von den anderen, auch Mura, fehlte jede Spur. Der Erd-Ninja erklärte uns jedoch, dass sie alle trainieren würden und erst am Abend wiederkommen.

Aus diesem Grund führten wir Harumi und Pixal erstmal im Dorf herum. Wir zeigten ihnen die Wohngebiete, die Schmiede, die Felder, die Einwohner und zum Schluss den Essenssaal, in dem noch ein paar übriggebliebene Speisen von Frühstück und Mittag standen. 

Den beiden Mädchen sagten wir, wohl eher Zane, dass sie sich bedienen sollen, bis sie satt sind. Diesen Moment nutzte ich, um einmal durchzuatmen. Keine Ahnung, wie ich mit unseren zwei Neuankömmlingen umgehen soll. Ich meine: Wo kommen sie her? Wer sind sie? Was können sie? Und steckt noch mehr hinter ihnen, als wir glauben?

Auch dieses Mal wurde ich von meinem Gedankensturm, der sich kurz gelegt hatte, erlöst und zwar von niemand geringerem als meinen Teamkameraden. Es war bereits dunkel geworden, sodass alle von ihren Trainingseinheiten zurückkehrten.

"Wer sind die denn?", fragte mich meine Schwester, als sie auf mich zu kam.

"Harumi und Pixal. Am Strand angespülte Fremde, die sich seit einigen Tagen durch den Urwald kämpfen", fasste ich zusammen.

"Verstehe."

"Wie lief das Training?" wollte ich dann wissen.

"Ziemlich gut. Alle sind eifrig dabei ihre Fähigkeiten zu schulen. Nya und Ruby besitzen eine sehr gute Kontrolle über ihre Elementarkraft. Cole und Jay hingegen sind gut im Nahkampf. Und ich und Kai, wobei ich keine Ahnung hab, was Mura heute mit ihm gemacht hat, besitzen hohe Schwertkampfskills", erklärte sie.

"Okay, Anführerin."

"Bitte hör auf mich so zu nennen. Das ist ja gruselig."

Ich grinste, wendete danach aber meinen Blick auf den Essenssaal. Jay und Ruby schienen sich gut mit den Neuen zu verstehen, während sie sich beim Abendessen laut lachend unterhielten. Auch ich und Lilly setzten uns dazu. Später kamen auch endlich Kai und Mura.

Kai sah ziemlich ausgepowert und müde aus, als sie den Raum betraten. Sie hatten vermutlich seit Sonnenaufgang trainiert. Es wunderte mich, dass er überhaupt noch stehen konnte und außer ein paar Kratzern keine Verletzungen hatte. Der Junge ist echt ein Biest.

"Wen haben wir denn da?", fragte Mura direkt.

"Mein Name ist Harumi und das ist Pixal. Entschuldigen Sie, dass wir hier einfach so mitessen. Wir sind schon einige Zeit draußen unterwegs und als uns Lloyd und Zane gefunden hatten und fragten, ob sie uns helfen können, konnten wir nicht ablehnen", erklärte Harumi schnell.

"Beruhigt euch! Ich werde euch schon nicht gleich rausschmeißen" sagte Mura etwas überfordert. 

"Ihr könnt natürlich erstmal hierbleiben. Habt ihr den beiden schon den Lauf der Dinge hier erklärt, Jungs?" fragte sie nun an mich und Zane gerichtet, woraufhin wir nickten und Mura sich zusammen mit Kai an den Tisch setzte. 

Apropos Kai. Der Feuer-Ninja schien mein Misstrauen zu teilen. Er inspizierte und analysierte die Neuankömmlinge ganz genau, so wie man es von ihm gewohnt ist. Er ist der Skeptiker in unseren Reihen. Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige paranoide Trottel hier bin...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt