25 | Die Goldene Hoffnung

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- LILLY -

"Wie meinst du das? Sie haben sich geopfert?", fragte Mura Lloyd noch einmal.

"Garmadon hatte uns erwartet. Es war eine Falle. Und wir sind reingetappt. Unsere Freunde haben uns beschützt. Sie wollten, dass wenigstens Lilly und ich fliehen konnten...", sagte mein Bruder.

Unsere Mission war gescheitert. Und nun stehen unsere Karten, Garmadon den Garaus zu machen, noch schlechter. Doch das war nicht das Einzige, was mich bedrückte.

"Hey, alles in Ordnung?", fragte Lloyd sanft.

"Nein."

"Ist es wegen Kai? Weil er sich für dich fesseln hat lassen?"

"Nein! Ich meine, ja, so in der Art."

Mein Bruder kam näher und nahm meine Hand.

"Er hat geweint, Lloyd", flüsterte ich.

"Was?"

"Ich konnte es sehen. Er hat mir so unfassbar verzweifelt in die Augen geschaut. Das hab ich noch nie bei Kai gesehen. Und auch nicht, dass er Tränen vergoss. Ich habe ihn immer dafür bewundert, so stark zu sein, aber ich hätte nicht gedacht, dass auch seine Fassade bröckeln kann. Schon gar nicht nach unserem Streit."

"Ich kenne Kai schon ein wenig länger als du und weiß, dass er wirklich unerschütterlich ist. Wenn er geweint hat, musst du für ihn wirklich wichtig sein. Deswegen ist es umso besser, dass wir uns zurückgezogen haben. Wir befreien die Anderen aus Garmadons Gewalt. Das verspreche ich dir. Und dann wirst du wieder glücklich, mit Kai. Okay? Lass den Kopf nicht hängen, Schwesterherz."

Seine beruhigende Stimme hallte in meinen Ohren wieder. Sie ließ mich entspannen. Zwar konnte ich den Stress nicht vergessen, doch ich schöpfte neue Hoffnung. Auch wenn wir nur noch zu zweit waren, naja plus die beiden Völker, werden wir die Welt retten können und Garmadon besiegen.

* * *

"Wie sieht's aus?"

"Wir haben wenige Verluste seitens unserer Kämpfer zu verzeichnen und sechs der acht Ninjas wurden gefangen genommen, doch Garmadons Krieger wurden ebenfalls geschwächt. Wir konnten viele von ihnen besiegen", berichtete ein Dorfbewohner Mura.

"Also wenn ich das jetzt mal dramatisch sehe, haben wir in dieser Mission keines unserer Ziele erreicht und mehr Verlust als Gewinn gemacht", sagte Kokuo.

"Nicht hilfreich, du alter Sack!", brummte Mura.

Aber Kokuo hatte leider recht. Was haben wir überhaupt geschafft?

"Gibt es denn noch eine andere Möglichkeit außer einen aussichtslosen Weltenkrieg? Haben wir noch eine andere Chance Garmadon zu vernichten?", fragte Lloyd.

In dem kleinen Konferenzzimmer mit dem Tisch in der Mitte wurde es still. Der Wind huschte durch den Raum an den beiden Oberhäuptern vorbei. Diese schienen zu überlegen. Mura runzelte die Stirn und seufzte.

"Doch, es gibt noch einen Weg", sagte sie.

"Du meinst doch hoffentlich nicht-. Nein, das ist viel zu gefährlich, Mura!", rief Kokuo plötzlich.

"Wir haben alles versucht, aber nichts hat geholfen. Wir müssen jetzt umdenken und neue Methoden nutzen, auch wenn sie riskant sind."

"Wovon redet ihr beiden?", wollte ich wissen.

Die Angesprochenen schauten in meine Richtung. Ihre Blicke wurden ernst. Todernst. Sogar Kokuos, obwohl er doch eher von Jays Witzbold-Sorte abstammt.

"Die Goldene Hoffnung", sagte Mura letztendlich.

Ich tauschte mit meinem Bruder nur verwirrte Blicke aus, ehe ich mich wieder auf die Erzählung der Schwarzhaarigen fokussierte.

"Der Erste Spinjitzu-Meister nutzte, als er Jamashima teilte, eine sonderbare Kraft. Sie war so mächtig, dass sie materielle und spirituelle Grenzen bei weitem überschritt. Als sie in die Geschichte einging, nannte man sie schließlich die "Goldene Hoffnung", die den Menschen Frieden bringen soll."

"Moment, das klingt ja alles schön und gut, aber wie sollen wir an diese Kraft rankommen? Der Erste Spinjitzu-Meister wird sicher nicht einfach so auftauchen", meinte Lloyd.

"Ganz genau. Da kommt ihr ins Spiel. Schließlich seid ihr beide die Erben des alten Mannes und könnt daher diese Kraft auch einsetzen", sagte Kokuo.

"Das mag schon sein, aber er war unser Großvater. Der Anteil seines Erbes in unseren Körpern ist doch viel zu klein. Vor allem für eine solche Kraft", meinte ich.

"Sagt die, die ihre blonden Haare von ihrem Großvater hat. Tja ja."

1:0 für Mura.

"Habt Vertrauen! Ihr könnt die Goldene Hoffnung entfesseln. Das einzige, was euch im Weg steht, seid ihr selbst. Lichtet eure Gedanken an Zweifel und schafft Platz für die Überzeugung, mit dieser Kraft die Welt zu retten!"

"Ich bin wirklich ernsthaft am überlegen, dich gegen den Sensei einzutauschen-"

"Psst, wenn er das hören würde!", unterbrach ich meinen Bruder.

"Wir treffen uns heute Abend auf dem höchsten Berg von Jamashima. Dort ist die spirituelle Energie am höchsten konzentriert und ihr könnt euch voll und ganz auf die Entfaltung der Goldenen Hoffnung einlassen", dirigierte Mura.

Die beiden Oberhäupter verließen den Raum, um sich ihren Pflichten zu widmen. Lloyd drehte sich zu mir.

"Wir sind also der letzte Hoffnungsschimmer, der uns noch bleibt?", meinte er.

"Sieht ganz danach aus, Brüderchen. Hoffentlich können wir die Welt vor ihrem Untergang wahren und unsere Freunde retten."

* * *

Es wurde dunkel. Die Sonne ging langsam unter und machte Platz für den trüben Mond. Wenigstens hatten diese beiden ihren Platz in der Welt und ihre perfekt aufeinander abgestimmten Pflichten. Ihnen konnte nichts und niemand dazwischen funken.

Mein Bruder und ich machten uns zusammen mit Mura und Kokuo auf den Weg, den besagten Berg zu erklimmen. Verglichen mit denen in Ninjago, war dieser Berg ein Hügel und wir gelangten schnell an seine Spitze. 

Säulen erhoben sich aus dem Boden. In den acht Steinpfählen waren jeweils einzigartige, uralte Zeichen eingeritzt. Kein Wunder, dass dieser Ort so magisch sein soll.

"Setzt euch und meditiert. Durchsucht die Tiefen eurer Gedanken und entfacht die gold-schimmernde Kraft in euch!", sagte Mura.

"Aber es gibt da noch etwas, was ich nicht verstehe. Ihr meintet doch, diese Kraft sei gefährlich, oder nicht?", fragte ich.

Kokuo fing an, zu reden:

"Ja, die Goldene Hoffnung ist nicht zu unterschätzen. Sollte euer Körper oder euer Geist zu schwach für diese Kraft sein, werdet ihr sterben oder euren Verstand verlieren. Seid deswegen auf der Hut."

Natürlich hat der Spaß hier einen Haken. Doch für die riesige Kraft, die uns versprochen wird, ist das wohl ein fairer Preis.

Ich setzte mich und begab mich auf eine Reise in meine Traumwelten. Es dauerte eine Weile. Der Zweifel verschwand und die Überzeugung, die Welt zu retten, kam zum Vorschein. Die Goldene Hoffnung brodelte nur so in meinem Körper. Ihr Licht und ihre Energie verschlangen mich. 

Bereit, Garmadon den Arsch zu versohlen, erhob ich mich zusammen mit meinem Bruder, öffnete die Augen und raste auf den Feind zu...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt