3 | Feuerprobe

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- KAI -

Lautes Gelächter und verspottende Rufe weckten mich. Als ich meine Augen öffnete, war die Sonne wohl noch nicht aufgegangen. Trotzdem war es nicht dunkel. Im Gegenteil, die Umgebung war hell erleuchtet. Ein Dorf.

Ich versuchte mich umzuschauen, doch sofort drückte jemand meinen Kopf zu Boden. "Schön liegen bleiben", erwiderte die Person kalt. Wer auch immer die sind, scheinen wohl nicht unsere Freunde zu sein.

"Wer ist dieser Abschaum?", fragte plötzlich eine weitere unbekannte Stimme.

Hervortrat eine etwas ältere, korpulente Frau. Sie besaß lange schwarze Haare, wie sie Mutter früher hatte, in denen einzelne bunte Strähnen eingeflochten waren. Die Frau trug außerdem ein auffälliges Gewand, welches ihr locker über den ganzen Körper fiel. Alles in allem sah sie sehr majestätisch aus, so als hätte sie eine besondere Stellung hier.

Meine Vermutung wurde so gut wie bestätigt, als sich ruckartig alle Personen vor ihr verneigten und sprachen "Seit gegrüßt, werte Mura!". Die Angesprochene bewegte sich langsamen Schrittes flache moosige Treppen hinunter. Ihr Blick lag nur auf dem, was sie als "Abschaum" bezeichnete. 

Sie kam schlussendlich vor mir zum Stehen, nachdem sie der Person, welche immer noch mein Kopf hielt, deutete, sie solle zur Seite gehen. Ohne dass ich reagieren konnte, nahm sie mich am Kragen meines Shirts hoch und beäugte mich ganz genau. Mein Herz setzte einen Moment lang aus, bevor es anfing, wie wild zu klopfen. Es hämmerte förmlich gegen meine Brust und schrie, dass ich dieser Situation entkommen soll. 

So wie es ihrer tat, fixierte auch mein Blick mein Gegenüber. Ich bemühte mich, meine Miene nicht zu verziehen, was in dieser Lage schier unmöglich war. Ihre Miene hingegen wurde immer grimmiger und abwertender, als würde sie mich gleich in Stücke reißen, wenn ich irgendetwas Falsches mache.

"Wer seid ihr?", wollte die olle Schreckschraube dann wissen. Diese drei Worte sprach sie so langsam und bedrohlich aus, wie sie nur konnte. Mein Blick lag immer noch auf ihr.

Ich antwortete nicht.

"Sag schon! Wer seid ihr?", brüllte sie mich nun an. Ich spürte die Wut in ihr nahezu kochen. Als wäre diese ein Feuer, was immer größer wird, und droht mich zu verbrennen. Ihre schwarzen Augen funkelten vor Zorn.

Ich antwortete wieder nicht.

Ihr Pulverfass war übergelaufen. Die alte Schachtel fing an, mich zu würgen, damit ich endlich mit der Wahrheit rausrückte. Ihre Hand umklammerte meinen Hals immer mehr. Meine Sicht verschwamm langsam, doch trotz dessen konnte ich meinen Blick einfach nicht von ihr abwenden. Diese Frau strahlte einfach so eine gewaltige Aura aus.

"Wir sind Ninjas aus Ninjago-City und sind wegen einer Mission hier auf Jamashima. Wir wollten euch keinesfalls etwas Schlechtes. Das müsst ihr uns glauben. Also lassen Sie ihn bitte los", ertönte eine Stimme hinter mir. Doch dieses Mal erkannte ich sie. Ich würde sie überall erkennen. Es war Lillys Stimme.

Mein Gegenüber ließ mich los und ich fiel unsanft auf den kalten Steinboden. Auch einen kleinen Hustenanfall konnte ich mir nicht verkneifen. Mit größter Mühe versuchte ich mich umzudrehen und sah die besorgten Gesichter meiner Freunde. Sie waren also auch hier. Unwillkürlich lächelte ich kaum merklich.

Währenddessen schritt die Schwarzhaarige auf Lilly zu. Erst jetzt hatte ich die Gelegenheit, mir einen Überblick über die Situation zu machen. Ich und meine Freunde befanden sich gefesselt auf dem Marktplatz irgendeines unbekannten Dorfes. Die Einwohner hier scheinen uns nicht zu trauen und behandeln uns deswegen wie Abschaum. Und da wäre noch ihr Boss. Wer auch immer die ist, mit der bin ich noch nicht fertig.

"Ninjas aus Ninjago also? Sprich, wer bist du?", wollte die Ältere schließlich wissen.

"Ich bin die Anführerin dieses Teams. Mein Name ist Lilly Montgomery-Garmadon", antwortete Lilly entschlossen.

Ein Gemurmel ging durch die Reihen der anwesenden Einwohner. Selbst das Oberhaupt schien vom Glauben zu fallen.

"Du gehörst zu König Garmadon? Wie kannst du es nur wagen zu behaupten, dass ihr uns nichts tut, wenn ihr mit diesem Dämon unter einer Decke steckt?!", rief sie hysterisch.

Moment mal. Sie kennen ihn? König Garmadon? Der Typ ist also wirklich auf dieser Insel. Aber hier wird er nicht Lord Garmadon, sondern König Garmadon genannt? Wie ist es nur dazu gekommen?

"Nein, Sie verstehen das falsch! Geben Sie mir eine Chance zu beweisen, dass wir nicht zu denen gehören!", bat unsere Anführerin.

"Na, wenn das so ist... Stellen wir sie auf die Feuerprobe!", rief sie.

Ein lautes Jubeln entflammte in den Zuschauerreihen. Die Feuerprobe? Na klasse. Wo sind wir da wieder reingeraten? Keinen Augenblick nachdem die Schwarzhaarige diese Worte ausgesprochen hatte, traten ein paar Einheimische vor und zogen mich und meine Freunde zur Seite. Nur Lilly blieb in der Mitte dieses Trubels zurück.

"Hergehört!", verkündete die Alte, als sie ihren vermeintlichen Thron bestieg. "Mein Name ist Mura, Oberhaupt dieses Dorfes und Herrscherin über das Menschenreich. Euch, Ninjas, wird vorgeworfen, mit dem Herrscher der Warui-Dämonen, König Garmadon, gemeinsame Sache zu machen. Aus diesem Grund unterziehe ich dich, Lilly Montgomery-Garmadon, als Anführerin der Feuerprobe: Du wirst zusammen mit unserem Minotaurus in die Grube geworfen. Sollte dieser erkennen, dass du würdig bist, werden wir dich verschonen. Sollte er jedoch erkennen, dass du es nicht bist, werde ich ein Urteil fällen. Bist du bereit, diese Bedingungen zu akzeptieren?", erklärte Mura ernst.

Irgend so ein Viech soll also entscheiden, wem man vertrauen kann und wem nicht? Soll das ein Witz sein? Wenn sich dieses Biest täuscht, werden wohl harte Konsequenzen folgen. Dieses Risiko kann Lilly doch nicht eingehen! 

"Ich akzeptiere die Bedingungen!", rief Lilly dann.

Natürlich. Ich hätte es mir gleich denken können. Entweder sie hat etwas vor oder sie ist einfach komplett bescheuert. Aber ich hoffe mal, es war Ersteres. 

Nachdem ihr ihre Fesseln abgenommen wurden, stieß man Lilly sogleich in eine ca. 5 Meter tiefe Grube. Zunächst war es still. Keiner meiner Freunde wagte einen Atemzug. Doch dann ertönte ein lautstarkes Geräusch und etwas kam zum Vorschein. Halb Stier, halb Mensch - wohl eher Monster. Der Minotaurus...

𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗱𝗶𝗰𝗵 𝗱𝗮𝘀 𝗦𝗰𝗵𝗶𝗰𝗸𝘀𝗮𝗹 𝗲𝗶𝗻𝗵𝗼𝗹𝘁 || ɴɪɴᴊᴀɢᴏ ғғWo Geschichten leben. Entdecke jetzt