21. Nervige Blicke

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Nach längerer Zeit verspürte ich wie mich jemand leicht an den Schultern rüttelte. Ich öffnete langsam meine Augen und blickte die Person an, welche mich aufweckte. Es war Nishinoya.

"Aufstehen Y/N! Wir sind in Tokyo!", erklärte der kleine Volleyballspieler. Ich setzte mich aufrecht hin und blickte aus dem Fenster. Ich entdeckte, dass die Landschaft gar nicht wie mein Zuhause aussah.

So sieht also Tokyo aus.

Schließlich stiegen alle aus dem Bus aus. Tanaka und Noya schauten sich in der Gegend ein bisschen um und schrien: "IST DAS DER SKYTREE?!", während sie auf einen hohen Stahlturm zeigten.

Ich frage mich wirklich, wie man so viel Energie haben kann.

Aus heiterem Himmel entdeckte ich zwei Jungs, die nicht zu unserem Team gehörten. Beide waren höchstwahrscheinlich älter als ich und trugen rote Sportkleidung. Der eine hat Tanaka und Nishinoya gehört und erklärte monoton: "Nein, das ist nur ein gewöhnlicher Stahlturm.". Daraufhin fing der andere Bub an wie eine Hyäne zu lachen.

Anschließend gingen Yachi und Kiyoko in Richtung der Sporthallen, wo das Trainingscamp gehalten wurde, und ich folgte ihnen. Plötzlich entdeckte ich einen Jungen, der uns entgegenkam. Als er Kiyoko und Yachi erblickte, fing der Junge an darüber zu schwärmen, dass eine Managerin schön sei und die andere süß wäre. Ich blieb stehen und war darüber überrascht, was gerade passiert war.

Danach kam Tanaka auf uns zu und stellte sich vor uns Mädchen. Er erklärte dem Jungen, dass die Karasuno nicht nur unglaubliche Volleyballspieler zu bieten hatte, sondern auch bezaubernde Frauen.

Als ich mich neben Yachi stellte, sah dieser Junge mich zum ersten Mal. Er fragte, wer ich sei.

Darauf antwortete Tanaka: "Das ist auch unsere Managerin.". Der Bub schaute mich mit einem schockierten Gesichtsausdruck an. Ich konnte erkennen, dass er etwas fragen wollte, sich aber nicht traute.

Nicht schon wieder dieser Gesichtsausdruck. Jedes Mal, wenn ich jemanden neues kennenlerne, schauen sie mich immer so traurig oder überrascht an.

Wir betraten die Sporthallen und entdeckten, dass alle anderen Teams sich schon aufwärmten. Trainer Ukai befahl dann den Jungs sich auch für die Spiele vorzubereiten.

Schließlich erklärte uns der Kapitän der Nekoma, Kurro, wie das ganze Trainingscamp ablief. Nach jedem verlorenen Spiel musste der Verlierer eine Strafrunde machen.

Während die Volleyballspieler ihre Übungen machten, bereiteten wir Managerinnen Getränkeflaschen, Spielpläne und Handtücher vor.

Zur gleichen Zeit lief mir aber auch ein Schauder meinen Rücken entlang. Es fühlte sich so an als würden all meine Bewegungen beobachtet werden. Und tatsächlich. Als ich mich im Saal umsah, entdeckte ich nicht nur Spieler, sondern auch Trainer und Managerinnen, wie sie mich anstarrten.

Das alles nur wegen einer Narbe.

Ich wollte, dass mich der Boden in genau diesem Augenblick verschlingt und nie wieder ausspuckt.

Oder am besten wäre es, wenn ich unsichtbar wäre.

Oder ein Geist.

Ich wollte mich von all diesen nervigen Blicken verstecken. Ich suchte ein Plätzchen, wo ich mich nur kurz verschanzen konnte. Dabei hatte ich die linke Ecke der Sporthalle im Visier. Dort waren nämlich die wenigsten Spieler.

So begab ich mich zu meinem Versteck und lehnte meinen Rücken an die Wand. Ich blickte auf den Boden, um das Begaffen der Leute um mich herum zu ignorieren, aber dies war schwieriger als es schien. Ich konnte noch immer spüren, dass mich Leute anstarrten.

„Y/N, ist alles in Ordnung?", wollte jemand wissen. Dieser jemand war Noya.

Ich schaute zu ihm hoch und gab ihm meine Antwort: „Ich weiß nicht. E-es ist einfach so unangenehm und komisch."

„Weil dich alle anstarren?"

Ich nickte leicht und senkte meinen Kopf wieder in Richtung Boden.

Wie konnte ihm nur so etwas auffallen?

Plötzlich sah ich wie Noyas Füße mir einen Schritt näher kamen. Ich schaute wieder zu ihm hoch und sah, wie er seine Hände schnell zwischen meinem Kopf an die Wand legte.

Sein Gesicht war so nahe an meinem. Unsere Nasenspitzen waren nur Millimeter voneinander entfernt.

Mein Herz pochte immer schneller.

Wieso macht er nur sowas? Da gibt es noch so viele andere Leute im Raum!

„So können sie dich nicht mehr sehen.", meinte der Zweitklässler in einem Flüsterton.

Wir schauten uns in die Augen.

Ich könnte stundenlang in diese Augen schauen.

Diese Sekunden die wir uns anschauten fühlten sich wie Stunden an.

Ich wurde jedoch aus meiner Trans gerissen als ich ein schrilles Pfeifen vernahm, welches den Anfang der ersten Spiele signalisierte. Deswegen mussten wir auch schnell zum Feld zurück.

Der kleine Junge drückte sich von der Wand ab und wir begaben uns rasch zu unserem Team. Während wir uns dort hin bewegten, schauten wir uns nicht mehr wie vorhin an. Wir blickten beide auf den Holzboden vor uns. Ich nahm an, dass Nishinoya genauso rot im Gesicht war wie ich.

Am Spielfeld angekommen merkte ich, dass wir als Erstes gegen das Team Fukorodani spielten. Deren Kapitän, Bokuto, war ein extrem guter Angreifer.

Dies war auch einer der Gründe, wieso wir auch gleich das erste Match verloren hatten.

Während die Jungs ihre Strafrunden erledigten, nutze ich die Zeit, um die anderen Teams genauer zu analysieren. Außer uns gab es noch vier weitere Teams. Die Fokurodani, gegen die wir gerade gespielt hatten, Nekoma, Ubugawa und Shinzen. Jedes Team hatte seine Stärken. Bei der Fukorodani war es ihr unschlagbares Ass. Bei der Nekoma waren es ihre perfekten Annahmen. Bei der Ubugawa ihre kraftvollen Aufschläge. Zu guter Letzt bei der Shinzen waren es ihre raffinierten, kombinierten Angriffe.

Jedes einzelne Team ist so stark. Ich frage mich, ob wir wenigsten einen von denen besiegen können.

Schließlich begann auch das nächste Match. Diesmal spielten wir gegen die Ubugawa. Ich hoffte wirklich, dass wir dieses Spiel gewinnen.

Während dem Spiel fiel mir auf, dass unser Gegner immer mehr und mehr Punkte ergatterte. Die Differenz zwischen den Punkten wurde immer größer und größer. Es schien so als würden wir erneut ein Match verlieren.

Wären doch nur Hinata und Kageyama hier. Dann würden sie mithilfe ihres Schnellangriffs wenigstens ein paar Punkte machen.

Überraschenderweise öffnete sich laut die Eingangstür zur Sporthalle. Alle Spieler, Managerinnen und Trainer schauten gleichzeitig in die Richtung der Tür. Dort standen Hinata und Kageyama außer Puste.

Perfektes Timing Jungs!

Nun da die beiden Erstklässler hier sind, gibt es noch eine kleine Chance, dass wir dieses Spiel gewinnen können.

Erst nach ein paar Sekunden bemerkte ich eine dritte Person. Es war eine junge Frau mit kurzen, blonden Haaren. Sie sah wie eine weibliche Version von Tanaka aus.

"Sie spielen noch! Wir haben es doch noch rechtzeitig geschafft!", meinte die junge Frau voller Freude.

"Ich habe doch gesagt, dass meine Schwester Hinata und Kageyama pünktlich hier absetzen wird.", erklärte Tanaka stolz.

Sie ist Tanakas Schwester! Das erklärt wieso die beiden sich so ähnlich sehen.

Auch wenn am Ende der Auftritt der beiden Erstklässler dramatisch war und sie einige Spieler und Trainer mit ihrem Schnellangriff überraschen konnten, konnten wir auch dieses Match nicht für uns entscheiden. 

Watermelon Kiss | Nishinoya X ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt