Julia rannte weg.
Ich wollte ihr nach, doch die Blondine auf meinem Schoß machte keine Anstalten sich zu bewegen. Unsanft schob ich sie weg. Auf dem Weg nach draußen lief mir Christie über den Weg, die sich ihr hämisches Lächeln nicht verkneifen konnte. Ich ließ es unkommentiert, obwohl ich innerlich gerade extrem sauer war.
Zu recht. Auf mich selbst. Was hätte Ich mir dabei gedacht?
Julia hatte keinen großen Vorsprung, also lief ich in die einzige Richtung die Sinn ergab. Ich wollte nicht quer über die Nachbarschaft brüllen, also unterdrückte ich den Impuls auf mich aufmerksam zu machen. Es begann zu regnen, doch das war egal. Alles lief gerade ganz und gar nicht so wie ich es wollte und mit einem Mal verfluchte ich alles.
Michael hatte mich provoziert und verunsichert und das genügte um mich aus der Bahn zu werfen? Ich schob alles beiseite was mich gerade runter zog, lief schneller, sah mich um, doch je dunkler es wurde desto weniger konnte ich erkennen.Nach einiger Zeit erreichte ich sogar den Bungalow, stolperte über meine eigenen Füße als ich die Tür öffnete... Dunkelheit umgab mich, alles war still. Sie war nicht hier und ich konnte sie auch sonst nirgends finden.
Wo zum Geier war sie?
Wenig begeistert von meinen spärlichen Alternativen rief ich Carl an, der für mich sogar seinen aktuellen Flirt links liegen ließ - im Gegensatz zu Michael konnte ich mich gerade nur auf ihn verlassen. Ich erklärte worum es ging und er versprach die Augen nach ihr offen zu halten. Kurz bevor ich auflegen wollte, sagte er aber noch etwas. "Du kannst dazu stehen, Mann. Es ist nichts verwerfliches daran."
Was meinte er damit? Egal was es war, ich war sicher das ich früher oder später noch die Zeit bekam darüber nachzudenken, aber nun galt all meine Aufmerksamkeit nur einer Person und dem Ziel, sie zu finden. Der Regen hatte mich komplett aufgeweicht und durchnässt, dennoch hatte ich keine Zeit an diesem Zustand etwas zu ändern. Ich ging zur Tür, wollte gerade hinaus, als Julia vor mir erschien. Für einen Moment dachte ich, sie sei eine Halluzination, doch das verweinte Gesicht und die anklagenden Augen holten mich in die Realität zurück.
"Was... Was machst du hier?", fragte sie beiläufig ohne mich weiter groß zu beachten und schob sich an mir vorbei. Sie versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen.
"Du... Bist weg gerannt. Ich hab mir Sorgen gemacht,...", murmelte ich, obwohl ich wusste dass das rein gar nichts entschuldigte. Was ich getan hatte war einfach nur falsch.
Sie wich mir immer weiter aus und ich drohte sie zu verlieren, bevor überhaupt etwas geschehen war,... Das konnte ich nicht zulassen. "Bitte, rede mit mir."
Eine neue Welle an Tränen brach sich den Weg und lief über ihre Wangen - Tränen, die ich hätte verhindern können, wäre ich nicht so ein kompletter Vollidiot gewesen.
"Ich will das du gehst, Romeo.", flüsterte sie. Mit den Augen stur auf den Fußboden gerichtet äußerte sie ihren Wunsch mehrfach weil ich einfach wie fest gewachsen oder erstarrt da stand und nicht weiter wusste. Ich war noch nie in einer solchen Situation und wusste nicht, was das richtige war. Ich konnte nicht mehr tun als ihr zu sagen das es mir leid tat.
"Dir tut es leid? Was genau? Das du mich vorhin behandelt hast als sei ich lästig? Ein Klotz am Bein? Dann erfahre ich von der Party und will einfach nur bei dir sein und was tust du? Christie hatte mich ja schon vor dir gewarnt aber du hast dich so gut verstellt das ich tatsächlich auf dich rein gefallen bin... Unfassbar blöd von mir, oder? Geh, Romeo. Geh zurück zu deinen Freunden, lacht von mir aus über mich und feiert weiter... Wir sind hier fertig."
Bei den letzten Worten brach ihre Stimme.
"Ich kann nicht.", war das einzige was ich sagte. Wie sollte ich erklären was in mir vorging wenn ich es selbst nicht mal richtig verstand?
Sie öffnete mir die Tür und starrte hinaus, eine stumme Aufforderung ihrer Bitte nachzukommen. Ich bewegte mich nicht, alles in mir schrie. Wenn ich jetzt gehen und nichts unternehmen würde, wäre alles umsonst gewesen - alles was ich getan hatte um sie zu erobern.
Sie schniefte als ich ihr näher kam. Schon allein das Geräusch erhöhte die tonnenschwere Schuld auf meine Schultern, die mich fast zu Boden drückte. Sie wollte mich nicht ansehen und ehrlich, ich konnte es ihr nicht mal übel nehmen. Gerade wollte ich auch alles daran setzen nicht in meiner Haut zu stecken.
"Julia...", flüsterte ich und berührte sanft ihren Arm der immer noch fest an der Tür lag. "Bitte..."
Ihr Kopf hob sich und ihre bereits leicht geschwollenen Augen lagen auf mir. "Was willst du Romeo!? Was bin ich denn für dich? Nur ein Spielball? Eine Puppe zu der du gehen kannst wenn es dir passt und die du an die Seite stellen und ignorieren kannst wenn du was besseres hast?"
So wie sie darüber dachte, brach es mir fast das Herz. Der Schmerz war neu für Mich und fühlte sich furchtbar an. Ich wollte nicht, daß sie so eine Meinung über all das hatte.
"Nein.", quoll aus mir heraus. Meine Stimme war nicht mehr meine, hörte und fühlte sich fremd an. Der Kloß in meinem Hals war so groß, daß mir selbst das schlucken schwer fiel. "Du... Du bist etwas besonderes. Für mich."
Ich kam ihr noch einen Schritt näher, nahm sie vorsichtig in meinen Arm... Ich wollte das sie fühlte was ich fühlte. Mein Herz schlug wie verrückt, hämmerte bedrohlich gegen meine Brust.
Alles was ich die ganze Zeit dachte zu wissen war mit einem Mal irrelevant geworden. Ich gestand mir selbst ein, was die ganze Zeit schon offensichtlich war. Ich wollte sie nicht verlieren. Ich konnte es einfach nicht ertragen ohne sie zu sein... Die Erkenntnis traf mich hart... Und endlich, endlich war ich bereit es ihr auch offen zu sagen.
"Ich.. Ich bin in dich verliebt, Julia. Ich hab mich einfach so... In dich und deine Art, dein Wesen, deine Stimme... Verliebt. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Das alles ist so neu für mich."
Ihre Augen wurden größer, je weiter ich mich ihr öffnete. Das was ich sagte stimmte und war nicht einfach nur daher gesagt.
Die Tür schloss sich leise, als sie anfing zu weinen und mich küsste. Ich hielt sie stumm, lauschte ihrem schluchzen..Eine ganze weile standen wir so da, hielten einander fest, lauschten dem Herzschlag des jeweils anderen, bis sich Julia entschloss mir in die Augen zu sehen. Egal wie verweint sie auch war, sie war wunderschön.
Für mich war sie die schönste Frau die ich je gesehen hatte...
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Hide & Seek 2
RomanceRomeo Voltoni feiert seinen 21. Geburtstag und begeht dabei einen Fehler. Kann er ihn korrigieren oder wird daran alles zerbrechen?