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Das permanente klingeln meines Handy's ging mir auf den Keks, sodass ich mich kurz zurück zog. Dad und Großvater redeten in der Zwischenzeit über andere Dinge.

"Was?", fauchte ich ins Telefon. Ich wusste das es Michael war, aber ich war immer noch sauer.

"Romeo, du musst her kommen. Schnell.", sagte er und anders als sonst lag kein Spaß in seiner Stimme. Etwas war passiert. "Bitte!"

Panik brach in mir aus. War etwas mit Julia? Wo war sie und viel wichtiger, wo war er?
Während ich zum Wagen rannte, beantwortete er mir zumindest die letzte Frage ; Er und auch Carl waren bei Christie. Eilig sprang ich ins Auto, startete den Motor und rauschte los. Das war gar nicht gut... Das war alles ganz und gar nicht gut!

Kurz darauf erreichte ich das Haus von Christie. Die Tür stand einen Spalt offen, als hätte man auf mich gewartet. Ich trat ein, lief den Stimmengewirr entgegen und blieb wie angewurzelt stehen. Christie, ihre Clique aus Schlampen, Carl, Michael UND Julia saßen da. Julia sah nicht zu mir auf, doch Christie begrüßte mich überschwänglich.

"Da ist ja der Mann der Stunde. Herzlichen Glückwunsch!", pfiff sie und lachte.

Ich verstand nicht was sie mir damit sagen wollte... Doch dann machte es Klick. Oh nein...

"Ich hab vorhin erfahren das du es geschafft hast Julia ins Bett zu kriegen. Wir sollten feiern, das unser Bauerntrampel endlich zur Frau gemacht wurde!", rief Christie und stieß Julia an. "Damit hast du die Wette tatsächlich gewonnen. Ich bin stolz auf dich."

Alles Blut wich aus meinem Gesicht. Ungläubig schaute ich zu meinen Freunden, die den Kopf gesenkt hatten und überhaupt nicht lachten, während Christie und ihre Clique sich köstlich darüber amüsierten. Sie gängelten Julia, die sich wie sooft nicht wehren wollte - oder konnte.

"Hört auf.", knurrte ich, doch sie machten weiter. "Ich hab gesagt hört auf!"

Mit einem kräftigen Stoß der Ellbogen trieb ich die mobbende Meute auseinander und griff nach Julias Arm. Ein fester Ruck von ihr genügte und ich ließ meine Hand sinken. "Stimmt das? Was... Was Christie sagt?"

Die blöden Weiber brachen in Gelächter aus. Es war demütigend, vor allem für Julia. Ich war wie erstarrt, unfähig zu sprechen.

Julia brachte es dann irgendwie fertig aufzustehen. Sie sah niemanden von uns an, auch dann nicht als ihr Kondom Packungen entgegen flogen - allesamt aus der Christie Ecke. Sie lief zur Tür hinaus und nach wenigen Augenblicken konnte ich endlich wieder atmen.

"Ich wollte dich schon heute Nacht warnen, aber ich konnte dich nicht erreichen.. Tut mir leid, Bro.", murmelte Michael und Carl stimmte ihm sogar zu. Die Anrufe der beiden die ich ignorierte waren eine Warnung.. Ich hätte es verhindern können, wäre ich nicht so egoistisch gewesen.

Tausend Dinge gingen mir durch den Kopf, kein einziger davon war gut oder nett. Ich wollte Christie weh tun, so wie sie Julia weh getan hatte - und letztendlich mir. Doch ich tat das, was richtig war. Ich lief Julia hinterher.

Der Regen setzte ein. Es war mir egal das ich binnen weniger Sekunden klatschnass wurde, ich wollte nur Julia finden.

Sie stand am Ende der Straße und war gerade dabei diese zu überqueren als ich sie einholte. Mein Herzschlag war zornig und wild, doch auch das ignorierte ich.

"Warte, Julia! Bitte!", rief ich und griff wieder nach ihrem Arm, aber wie schon zuvor schlug sie meine Hand weg. "Warte, bitte. Ich will es erklären."

Ihr Anblick brach mir das Herz. Tränen starben auf ihren Wangen, sie wirkte verloren, alleine. Es war meine Schuld das sie litt und ich konnte nichts tun damit der Schmerz nicht mehr von ihr zehrte.

"Stimmt es?", fragte sie erneut. Sie begann bereits zu zittern, doch ich war nicht sicher ob die Kälte aufgrund der nassen Kleidung oder aber der Zorn den sie mir gegenüber spürte daran schuld war.

Ich konnte es nicht länger leugnen. "Ja. Ja, es stimmt. Aber...", begann ich, doch Julia lief bereits schon wieder los. Sie hatte ihre Antwort und wollte nichts mehr von mir hören. Gerade noch rechtzeitig zog ich sie zurück, bevor das Auto sie erwischte.

"Hör zu. Ich weiß ich habe Mist gebaut, aber ich flehe dich an... Hör mir bitte zu, okay? Ich kann das erklären... Alles!", rief ich in meiner Verzweiflung und als sie sich weder aus meiner Umarmung löste, noch antwortete, plapperte ich drauf los.

"Ja... Damals... Am Strand. Als ich dich das erste Mal gesehen hatte... Christie hat.. Ich... Sie sagte Dinge über dich die ich nicht glauben wollte... Ich ließ mich auf die Wette ein, aber... Da wusste ich noch nicht was ich für dich empfinden würde.. Ich schwöre es dir. Julia... Bitte..."

Natürlich glaubte sie mir nicht. Wieder wollte sie weg laufen, weg von mir aber ich konnte sie nicht gehen lassen. Sie schlug um sich, traf mich, aber all das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz den ich spürte, als ich sie mehr und mehr verlor.

"Bitte, Julia. Ich liebe dich.", murmelte ich. Die Tränen bahnten sich ihren Weg, der Kloß in meinem Hals schnürte mir die Luft ab. Nie zuvor hatte ich solche Angst, jemanden zu verlieren. "Ich liebe dich... Es tut mir so leid."

Ich sank auf die Knie, war alleine. Ich war sicher das sie mich noch gehört hatte, aber es hatte sie nicht aufgehalten.

Sie war weg. Und ich... Ich war verloren.

Hide & Seek 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt