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In dieser Nacht stellte ich mehr als einmal klar, wen ich wollte. Ich schlief mit ihr, so zärtlich und sanft, rücksichtsvoll und langsam, das ich mich selbst nicht mehr wieder erkannte. Müde und erschöpft brach ich irgendwann auf ihr zusammen, während sie mich hielt und über mein Haar strich. Ihre nackte Haut klebte an meiner, so schweißgebadet waren wir.

Ich hätte es nicht anders haben wollen.

Wir schliefen ein, umklammert vom jeweils anderen, eng umschlungen, tief miteinander verwoben - es war der beste Schlaf den ich je hatte.

Das Telefon weckte uns.
All die Anrufe von Carl und Michael, die bis in die frühen Morgenstunden andauerten, ignorierte ich, wollte keine Störung während ich mit Julia zusammen war. Es war vieles nun anders und während ich mir überlegen musste wie ich die ein oder andere Sache, die noch auf uns zu kommen würde, ansprechen sollte, war es Julia, die mich vom grübeln abhielt und auf mich kletterte. Sie ritt mich, rieb sich an mir, genoss das Gefühl der Verbundenheit und mit jedem Mal wurde sie mutiger, offener und ungezügelter. Wir kamen gemeinsam, wieder einmal.

"Keine Geheimnisse mehr, okay? Was immer dich beschäftigt,... Du kannst mit mir reden.", flüsterte sie, als sie neben mir zum liegen kam. Ich küsste sie, stimmte zu, verbarg jedoch etwas, das mich wirklich nachdenklich machte...

Ich musste den richtigen Moment abwarten, konnte es nicht einfach so sagen... Auch wenn ich mir schwor nichts mehr zutun was sie verletzen würde. Ich war so töricht gewesen, so dumm, hatte nur meine eigenen Pläne im Kopf gehabt ohne auf andere Rücksicht zu geben und früher oder später würde mir alles um die Ohren fliegen, das wusste ich... Für den Moment jedoch blieb ich glücklich und zufrieden, stumm, befriedigt und mit der Frau im Arm, deren Berührungen ich nicht nur genoss, sondern auch brauchte.

Ich musste mich jemandem anvertrauen, ganz gleich wie da Endergebnis war. Ich brauchte Rat, musste die Dinge in meinem Kopf sortieren und mich endlich irgendwie davon befreien - all das ohne Julia dabei zu verlieren.
Ich beschloss meinen Vater und Großvater zu Rate zu ziehen, denn die beiden hatten in Sachen Beziehungen defintiv mehr Erfahrungen als ich.

Noch müde kroch ich aus dem Bett. Julia war schon eine Weile vor mir aufgestanden und im Badezimmer verschwunden, wo ich sie auch direkt fand. Das heiße Wasser perlte von ihrem Körper, als ich die Kabine etwas öffnete und hinein spähte. Dabei blieb es nicht. Durch den wenigen Platz innerhalb der Dusche konnte ich nicht so experimentieren wie ich es gern getan hätte, also blieb mir nur eines. Mit den Händen um meinen Nacken und ihren Beinen, die sich um meine Hüften schlossen drückte ich sie gegen die Wand und drang in sie ein. Es war zwar letztendlich nur ein Quickie, dennoch die beste Art in den Morgen zu starten, wenn man gemeinsam duschte.

Ich nahm mir nicht mal die Zeit zu frühstücken, sondern verabschiedete mich bei Julia und versprach nach dem Besuch bei meiner Familie zurück zu kommen. Ich konnte das leichte Misstrauen zwar spüren, versuchte aber dennoch das beste daraus zu machen - nie wieder würde so etwas wie gestern passieren.

Zuhause bat ich Großvater uns zu besuchen und als er endlich eintraf, zog sich Mum zurück - ich war sicher das sie auch hilfreich gewesen wäre, allerdings bevorzugte ich auf diesem mir unbekannten Terrain die Führung der Männer unserer Familie. Ich nahm all meinen Mut zusammen und kürzte es ab, um den heiden Brei herum zu reden.

"Ich... Äh... ICH BIN VERLIEBT."

Wenig beeindruckt, so als hätte er es schon lange gewusst, sah Dad mich an. Großvater hingegen lächelte. Der alte Herr schwieg, während sich mein Vater aufrichtete. "Es wurde auch Zeit das du es endlich zugibst. Also... Wobei benötigst du Hilfe?"
Ich starrte ihn verständnislos an, so als hätte er etwas angestellt. Manchmal konnte Dad mich wirklich auf die Palme bringen.

"Ich, äh... Ich hab was getan, was ich nicht mehr rückgängig machen kann. Julia weiß es noch nicht.", murmelte ich und sah die beiden Männer an. Ich wollte nicht sagen was ich getan hatte weil ich mich irgendwie schon dafür schämte und jeder, der davon wusste, hatte mich praktisch an den Eiern.

"Sag es ihr.", sagte Dad schlicht. "Spiel mit offenen Karten. Was auch immer es ist,... Wenn sie weiß das du es ehrlich mit ihr meinst und sie wirklich gern hast, dann kann sie es dir auch verzeihen."

Die Worte machten mir Mut, wenngleich ich auch zweifelte. Ich war sicher, dass das was ich getan hatte alles zerstören würde... Aber ich musste es ihr sagen, irgendwie.

Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, daß die scheiße bereits am dampfen war.

Hide & Seek 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt