22

12 2 0
                                    

Mit letzter Kraft gelang es Carl und Michael mich nach Hause zu schleppen. Die beiden fanden mich mitten auf der Straße, an der Stelle wo Julia mich zurück gelassen hatte.
Ich war unfähig von alleine aufzustehen, oder hatte schon aufgegeben, keine Ahnung... Es interessierte mich schlichtweg nicht mehr.

Mum und Dad waren krank vor Sorge als sie mich sahen, wobei Dad schon wusste das etwas mit Julia war.

Ich hörte nur dumpf was sie mit Carl und Michael besprachen, als wären sie weiter weg. Ich weiß nicht mehr wie lange ich vor mich hin vegetierte, ehe Dad sich vor mich kniete und mich ansah. Sein besorgter Ausdruck hätte mir Angst machen sollen, aber so war es nicht. Ich nahm es nur schemenhaft wahr.

"Komm mein Junge. Wir holen dir jetzt erstmal frische Sachen.", murmelte er und hievte mich umständlich auf die Beine. "Schatz, kannst du Romeo vielleicht eine Suppe oder etwas ähnliches machen? Er braucht jetzt viel Wärme.".

Mum war so ein liebevoller Mensch, ein Engel. Sie lief sofort in die Küche und fing an mir etwas zu essen zu machen, wurde begleitet von meinen beiden Freunden, denen sie auch etwas anbot, dann verstummten die Geräusche. Dad öffnete meine Zimmer Tür und setzte mich auf dem Bett ab.

"Dad.", meine Stimme war kaum mehr als ein flüstern. "Lass es."

Er sah mich an. "Willst du drüber reden?"

Als ich nicht antwortete setzte sich Dad neben mich. "Weißt du.... Fehler zu machen gehört zum erwachsen werden dazu. Ich hab auch ne Menge falsch gemacht, auch als ich deine Mum kennengelernt hatte... Aber wenn die Entschuldigung ernst gemeint ist... Es gibt nicht vieles, was unverzeihlich ist und ich kann mir bei Gott nicht vorstellen das du etwas derart schlimmes getan hast."

Tränen der Trauer und Wut stiegen wieder in mir auf. Ich hielt sie nicht davon ab und mir war egal wer sie sah,... Ich war am Ende meiner Kräfte, wollte nicht mehr kämpfen. "Ich habe eine Wette angenommen, das ich Julia knacken würde. Ihre harte Schale. Das ich...", ich ließ den Kopf sinken, schämte mich. Aber so wie Dad reagierte, wusste er was ich getan hatte, ohne daß ich es aussprechen musste.

"Okay. Zieh dich um. Ich schaue nach dem Essen und bringe dir was. Danach ruhst du dich aus.", befiehl er und stand direkt auf um nach dem Essen zu sehen.

"Dad... Was soll das bringen?", fragte ich verdutzt. Er wirkte nicht sauer oder enttäuscht, im Gegenteil. Ich hatte zumindest befürchtet, daß er mich rügen würde.

"Du stärkst Dich und morgen gehst Du da raus und kämpfst um dein Mädchen, verstanden? Keine Ausreden, keine Entschuldigungen,... Tu es. Du bist mehr wert als das wofür du dich hergibst - dämliche Wetten. Du bist ein Voltoni. Unser ganzer Stolz. Brich weder deiner Mum noch deiner Freundin das Herz."

Mit offenem Mund beobachtete ich meinen Vater der mich allein zurück ließ und war erstaunt. Vielleicht war er etwas sauer auf mich aber er zeigte es nicht, stattdessen half er mir auf die Beine, baute mich wieder auf bevor er mich in den Ring zurück schickte... Aber was wichtiger war, er hatte recht. Ich musste kämpfen, beweisen was mir an ihr lag.

Ich weiß was ich getan hatte,... Aber ich war bereit es wieder grade zu biegen.

Hide & Seek 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt