22. School, sweet school

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Knappe zwanzig Minuten später stiegen wir bei der Schule wieder aus und ich wollte mich schon vertschüssen, da hielt mich Satoru noch einmal auf. „Warte, ich bring dich zu Shoko", meinte er und ich schaute ihn nur verständnislos an. „Zu wem?" Die Fahrt über war Satoru in Gedanken versunken gewesen und hatte sehr ernst gewirkt, doch jetzt stahl sich wieder ein belustigtes Lächeln auf seine Lippen. „Auf unsere Krankenstation", erklärte er mir und aufgrund seiner Tonlage hätte ich fast wetten können, dass er unter der Augenbinde seine Augen verdrehte. Seufzend änderte ich die Richtung und folgte meinem Lehrer zu besagter Krankenstation.

Ich wusste nicht wirklich, wo wir waren als Satoru eine Tür aufdrückte, doch ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch einmal herfinden würde, sollte ich es versuchen. Und das war für mich schon ein kleiner Erfolg. „Shoko, ich bringe dir unsere Neue", rief Satoru in den Raum, während ich ihm hinein folgte. „Amaya, das ist Shoko Ieiri. Unsere nicht wegzudenkende Krankenschwester", stellte er mir fröhlich eine braunhaarige Frau mit Doktorkittel und markanten Augenringen vor. „Shoko, das ist meine neue Schülerin. Amaya Tojiro", wiederholte der Weißhaarige den Prozess nun noch einmal und ich verbeugte mich wie es sich gehörte.

Ohne ein Miene zu verziehen, erkundigte sich die Ärztin: „Was kann ich für euch tun?" „Nun", begann Satoru und schob mich auf die Frau zu, „Unsere Maya hier war heute leider kurz vor dem Ertrinken und hört sich jetzt an als wäre sie ein halbreifer Junge im Stimmbruch. Wenn du dir das vielleicht einmal anschauen könntest?" Aufgrund der Beschreibung drehte ich mich kurz skeptisch zu dem Weißhaarigen, wurde aber gleich darauf von Shoko gebeten mich auf einen Stuhl zu setzen. „Mach bitte einmal den Mund auf und sag „Ah", bat sie mich, nachdem sie sich Handschuhe angezogen hatte und meinen Hals abtastete. Wie befohlen, tat ich, was mir aufgetragen wurde und stieß ein traurig krächzendes „Ah" aus. Allerdings überraschte es mich, dass das Geräusch von Sekunde zu Sekunde weniger kratziger klang. Nach nicht einmal einer Minute meinte die Ärztin: „So, das sollte es sein." Irritiert wollte ich fragen, ob es das etwa schon war, da packte mich Satoru schon an der Schulter und schob mich aus dem Raum, während er sich winkend verabschiedete: „Danke, man sieht sich." Hinter sich donnerte er die Tür zu und ich konnte nur verwirrt den Kopf schütteln.

„Was war das denn?", fragte ich und hatte tatsächlich wieder eine völlig normale Stimme. „Eine Umkehrtechnik. Sie nutzt Fluchenergie und wandelt sie in positive Energie um. Shoko nutzt das, um Verletzungen zu heilen", klärte mich Satoru auf. Darauf wollte ich zwar nicht hinaus, aber es war trotzdem interessant. „Ach so", war alles, was ich dazu zu sagen hatte und schaute nachdenklich zu Boden.

„Diese Mission war ein kompletter Reinfall!" Die Stimme kannte ich doch. Verwirrt schaute ich auf und sah Yuji, Megumi und Nobara, welcher die Stimme gehört hatte, auf uns zukommen. Alle drei waren zerzaust, von Schrammen und Blauen Flecken übersäht und voller Erde. „Was ist denn mit euch passiert?", fragte ich verwundert und blieb vor ihnen stehen. „Es war einfach ein Desaster. Anstatt einen von Sukunas Fingern zu finden, waren dort nur Flüche, Flüche und noch mehr Flüche", echauffierte sich Nobara und ich sah verwirrt zu Megumi. Musste ich das mit den Fingern verstehen? „Frag einfach nicht", meinte Megumi kopfschüttelnd und ich nickte.

„Und was ist mit dir passiert?", erkundigte sich nun Yuji und sah mich von oben bis unten an. „Frag nicht", knurrte ich und schielte zu Satoru, der bester Laune und absolut unbeteiligt in die Gegend schaute. „Verstehe", nickte Yuji nur und ich beschloss mich für heute zu verabschieden: „Wenn ihr mich entschuldigt, aber es war ein langer und anstrengender Tag. Ich werde mich jetzt ins Bett hauen und schlafen wie ein Murmeltier." Ich bekam von den dreien noch ein „Bis Morgen", ehe ich mich an ihnen vorbeischlängelte und auf mein Zimmer ging. Allerdings rief ich noch einmal zurück: „Ich komme übrigens morgen nicht zum Unterricht. Morgen ist Sonntag und da habe ich frei. Also schmink dir dein Training ab, Satoru!" Nur damit ich das auch klargestellt hatte.

Nun wieder mit einigermaßen guter Laune ging ich auf mein Zimmer, wo ich die mittlerweile ebenfalls nasse Decke ins offene Fenster hing, um sie zu trocknen. Danach schnappte ich mir meinen Pyjama und schälte mich im Bad aus den nassen Klamotten. Als ich endlich die klitschnassen Sachen los war, sprang ich unter die Dusche und ließ mich einfach nur von dem warmen Wasserstrahl berieseln. Nach dem heutigen Nachmittag war eine warme Dusche einfach nur göttlich. Mit nassen Haaren zog ich mir meine Schlafsachen an und warf mich auf die Couch, um zu sehen, ob es irgendetwas im Fernsehen spielte, das mich davon abhielt, mich sofort in die Feder zu werfen und bis morgen Früh durchzuschlafen.

Ich blieb eine Weile bei einer Doku hängen, aber die war bereits zur Hälfte vorbei und sonst fand ich nichts, was mich ansprach. Deshalb beschloss ich auch nach der Doku ins Bett zu springen. Allerdings kam es nie so weit, da ich, noch während der Erzähler irgendetwas über Blauwale laberte, einschlief.

Lass mich dich nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt