61. Drama, Baby, Drama!

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Nachdem ich mit meinem Frühstück und Satoru mit seinem Tee fertig war, bezahlte Satoru und wir gingen. Das war wirklich eine praktische Eigenschaft von dem Sonderrangjujuzisten. Er zahlte immer. Und zwar wirklich immer. Ein großer Vorteil für meine bescheidene Geldbörse.

Während des Essens versuchte ich natürlich ganze Zeit die Gedanken zu verdrängen, dass ich mich schon einmal auf eine, milde ausgedrückt, Standpauke gefasst machen konnte, wenn Sukuna von dem ganzen hier Wind bekam ... beziehungsweise, wenn er mich das nächste Mal sah.

Wir verließen die kleine Bäckerei und schlugen den Weg Richtung Schule ein. Allerdings kamen wir nur zum nächsten Stadtplatz, wo wir angesprochen wurden. Na ja, ICH wurde angesprochen. "Du verlässt uns schon?" Stocksteif blieb ich stehen. Das ist nicht gut ... ganz und gar nicht gut. Während ich mich wie tiefgefroren kaum rühren konnte, drehte sich Satoru wie eh und je ruhig um. "Suguru", stellte der weißhaarige mit einer schneidend kalten Stimme fest. Überrascht drehte ich mich nun auch um und starrte Satoru an. "Du kennst den Kerl?", fragte ich meinen Lehrer schockiert. Hätte ich zwar erwarten können, weil Satoru in Sachen Jujuzisten und Flüche irgendwie ein wandelndes Lexikon war, aber hatte ich nicht erwartet. Ich meine, nicht jeder kann alles wissen ... oder?

"Er ist ein alter Freund", erklärte mir Satoru und hörte sich dabei so gar nicht freundschaftlich an. "Freund", stellte ich skeptisch fest und sah den weißhaarigen zweifelnd an. "Ja", kam daraufhin leicht abwesend, aber todernst zurück. Etwas, dass man bei ihm wirklich selten sah. Er nahm nämlich irgendwie das Meiste auf die leichte Schulter. Skeptisch sah ich wieder zu Suguru, der unsere kleine Unterhaltung nur stumm mitverfolgt hatte und nicht weiter darauf eingehend feststellte: "Sukuna wird nicht erfreut sein, wenn er das erfährt." Mein sarkastischer Teil hätte geantwortet: Erzähl mir mal was Neues, Volltrottel. Mein ängstlicher Teil, der vollkommen unter Sukunas Fuchtel stand, erlitt gerade einen Herzinfarkt. Und mein kindlicher Teil beschimpfte Suguru gerade als Petze.

Aber zurück zu meinem eigentlich vorherrschenden Teil, der gerade eine Lebenskrise hatte. Geschockt starrte ich den schwarzhaarigen Jujuzisten an, während sich meine Gedanken überschlugen, die sich hauptsächlich darum drehten, dass ich bald nicht mehr leben könnte. Als ich es dann endlich einmal geschafft hatte mit meinem alsbaldigen Ableben abzuschließen, kam mir der Gedanke, dass Sukuna vielleicht doch ein winzig kleines Bisschen an Gnade besaß und mich zumindest nicht qualvoll umbrachte, wenn ich freiwillig meine Entscheidung widerrief. Deshalb kam dann auch das hirnverbrannte, sehr verzweifelt klingende Betteln von mir: "Bitte, es tut mir leid. Ich komme wieder mit zurück ... aber ich bitte dich, behalte das hier für dich." Mein Glaube daran, dass der schwarzhaarige das hier einfach für sich behielt, war zwar gering, aber ich konnte es ja mal probieren.

Während Suguru einfach weiterlächelte, entgleisten Satoru sämtliche Gesichtszüge und er starrte mich entgeistert an. "Hast du sie noch alle?!", schrie mir Satoru schon fast entgegen, was mich etwas überraschte. Ich wusste nicht, dass der Kerl schreien konnte. Kurz schielte ich zu Suguru, ehe ich meinen Lehrer am Ärmel packte und ihn leicht zu mir zog. "Satoru", eindringlich sah ich den weißhaarigen an, "Sukuna sammelt Verbündete. Ich weiß nicht genau wofür, aber du solltest die Schulen auf alle Fälle auf eine Menge Ärger vorbereiten." Verdattert sah mich mein Gegenüber an, ehe er entschlossen nickte.

"Du passt auf dich auf", kam noch bestimmenden, aber doch fürsorglich hinten nach, während mich Satoru in eine Umarmung zog. Überrascht quietschte ich kurz auf. Auf das war ich irgendwie nicht gefasst, weshalb ich etwas brauchte, um dem Größeren einmal den Rücken zu tätscheln und zu erwidern: "Ich passe immer auf mich auf", ich wand mich aus der Umarmung und lächelte meinen Lehrer an, "Besonders in der Nähe von mordlustigen Irren." Satoru erwiderte lächelnd: "Ich werde dir einfach einmal glauben, dass du in den letzten Tagen schlauer geworden bist." Noch während er fertig sprach, drehte er sich zum Gehen und winkte zum Abschied. Als seine Aussage in meinem Hirn verarbeitet wurde, war er leider schon zu weit weg, weshalb ich ihm ein empörtes "Hey!" hinterherrief, was nur mit einem weiteren Winken quittiert wurde. Was für ein Trottel.

Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder zu Suguru und ging auf ihn zu. Bei dem Jujuzisten angekommen, seufzte ich: "Ich nehme an, du wirst mich zurückeskortieren?" Freundlich wie eh und je lächelte mich Suguru an und antwortete: "Natürlich, es wäre unverantwortlich eine Dame alleine in einer so großen Stadt herumspazieren zu lassen." Wären wir statt im 21. Jahrhundert im 18. Jahrhundert, hätte ich ihm diese Aussage vermutlich sogar abgekauft ... so war es einfach nur eine nette Umschreibung, dass ich ab sofort vermutlich nur noch in Begleitung einen Zeh über die Türschwelle der Wohnung strecken durfte. Ergeben nickte ich und so gingen wir schweigend zurück zu der Wohnung.

Dort angekommen, hielt mir Suguru netterweise die Tür auf. "Wir sind wieder da!", verkündete der schwarzhaarige heiter und ich hätte ihm am liebsten den Kopf abgerissen. Ich beließ es allerdings bei einem missbilligenden Blick und wollte schon in mein derzeitiges Zimmer abbiegen, wurde aber von Suguru am Ärmel in Richtung Küche gezogen. Mit einem widerwilligen Grunzen fügte ich mich dem Zug an meiner Kleidung. Wieso?!?!?!

Missmutig trottete ich dem Schwarzhaarigen hinterher und wäre am liebsten im Boden versunken als ich Sukunas bohrenden Blick bemerkte. Vielleicht bemerkte er es an meinem Blick, vielleicht an meiner Körperhaltung, vielleicht an etwas anderem. Auf alle Fälle war mir bereits an Sukunas Blick bewusst, dass er von der ganzen Sache mit Satoru Bescheid wusste ... oder zumindest etwas davon ahnte. Die Beine überschlagen, faltete Sukuna die Zeitung, die er in der Hand hatte, zusammen und legte sie auf den Tisch. Währenddessen ließ er mich keinen Moment aus den Augen. "Willst du mir irgendetwas sagen?", erkundigte sich Sukuna mit monotoner Stimme und ich wünschte mir inständig, dass sich der Boden auftat und mich verschluckte.

Mit großen Augen starrte ich den Fluch an und vergaß dabei völlig zu atmen. "Ich ... ich ...", kam tonlos von mir, während ich meine wertvollen Sauerstoffreserven aufbrauchte. Unterdessen schaute mich Sukuna abwartend an. Erst als Sukuna eine Augenbraue hob und nachfragte: "Du ...?" Ich schaute den König der Flüche einen Moment stumm an, ehe ich nach Luft schnappte und alle Dämme brachen. Während mir die Tränen über die Wangen liefen, bettelte ich Sukuna an: "Es tut mir leid. Bitte, es tut mir leid! Ich mach es nie wieder! Ich verspreche es." Unter dem stechenden Blick des Fluches sank ich auf die Knie und hockte elendig heulend wie ein Schlosshund am Boden, bevor ich noch leise ein flehentliches, leises "Bitte" hinterherwarf. So, jetzt hast du auch noch das letzte Bisschen Ehre verloren, warf mir Raiju vor und ich sah niedergeschlagen zu Boden. Ich weiß ...

Durch die kurzzeitige Ablenkung von Raiju bemerkte ich nicht wie Sukuna die wenigen Schritte zu mir überbrückt hatte. Seichte hob der Fluch mein Kinn an, sodass ich ihm nun direkt in die roten Augen sehen musste. "Du gehst in dein Zimmer und wirst dortbleiben, bis ich dir etwas anderes sage", wies er mich an und nahm die Hand unter meinem Kinn weg. Mein Blick sank sofort wieder auf den Boden, ehe ich betrübt erwiderte: "Natürlich." Ich stemmte mich auf die Füße und schlurfte in mein Zimmer. Dort kauerte ich mich gleich mitsamt der Kleidung auf mein Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf.

Ich war eingesperrt und würde meine Freunde nie wieder sehen. Ich würde nie wieder mit Yumika am Tisch sitzen und ihr zuhören, wie sie sich über Kaito aufregte. Nie wieder von Kaito aufgezogen werden. Würde nie wieder von Nobara zum Shoppen genötigt werden. Nie wieder von Megumi eine Belehrung bekommen. Nie wieder mit Yuji darüber reden, dass wir überfordert von der ganzen Fluch-Welt waren. Nie wieder von Maki angeschnauzt werden. Würde nie wieder von Panda ein aufmunterndes Schultertätscheln bekommen, wenn ich mal wieder kurz vorm Verzweifeln war. Nie wieder von Toge eine unverständliche Antwort bekommen. Nie wieder ein entspanntes Gespräch mit Yuta führen und würde nie wieder von Satoru genervt und veräppelt werden.

Ich war alleine ... Alleine in einem Käfig, den ich selbst gewählt hatte... und das nur weil mein Herz für die falsche Person schlug.

Lass mich dich nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt