Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während ich einfach nur tatenlos beobachtete, wie Sukuna mir immer näherkam. Ich hätte so gern etwas getan. Etwas gesagt. Aber mein Kopf war nicht mehr fähig zu denken, geschweige denn meinem Körper irgendwelche Signale zu senden. Selbst das Atmen hatte mein Körper eingestellt. Ich brachte es nur noch zusammen meinem Gegenüber mit den Augen zu folgen und wartete einfach auf das Kommende.
Als Sukunas Hand schließlich von meinem Kinn in meinen Nacken wanderte und unsere Gesichter nicht einmal mehr eine Handbreite voneinander entfernt waren, schloss ich die Augen und keine Sekunde später lagen Sukunas Lippen auf meinen. Mit der Hand in meinem Nacken drückte er mich ein wenig näher zu sich, sodass er den Kuss vertiefen konnte. Mich völlig darauf einlassend legte ich eine Hand an Sukunas Brust und erwiderte den Kuss, was dem Fluch ein kleines Lächeln entlockte und ihn dazu animierte, noch etwas weiter zu gehen. Aus dem ohnehin schon innigen Kuss wurde ein noch etwas innigerer Zungenkuss und ehe ich mich versah, lag ich auf dem Bett und Sukuna stützte sich links und rechts von mir ab.
Als wir uns beide schließlich nach einer gefühlten Ewigkeit einmal voneinander trennten, um wieder etwas Luft zu bekommen, sah mich Sukuna mit einem zufriedenen Funkeln in den Augen und einem wissenden und zugleich wölfischen Lächeln an, bevor er sich noch einmal zu mir hinunterbeugte und mir mit rauer Stimme ins Ohr flüsterte: „Geh wieder schlafen. Wir sehen uns morgen." Irritiert schaute ich Sukuna dabei zu, wie er, ohne ein weiteres Wort, mein Zimmer verließ.
Mit einem Kopf, der gefühlt nur mit Watte gefüllt war, starrte ich auf die geschlossene Zimmertür und ließ das Ereignis eben Revue passieren. Schlussendlich blieb nur eine Frage in meinem Kopf hängen, nämlich: Seit wann zum Teufel trug er die exakt gleiche Kleidung, die er sonst immer in seiner angeborenen Sphäre trug und wo um alles in der Welt hatte er die her? Es war ja nicht so als würde man die an jeder Straßenecke finden.
Und jetzt sag noch einmal, dass du nicht in Sukuna verknallt bist, unterbrach Raijus Stimme meinen nicht vorhandenen Denkprozess. Denn zu mehr als mir diese EINE Frage zu stellen, war ich nicht in der Lage. Deshalb war meine Antwort auf Raijus sarkastische Feststellung auch: „Äh ... ich ... Keine Ahnung", während ich weiter auf die geschlossene Tür starrte. Du bist hoffnungslos, seufzte das Donnerbiest und ich ließ mich nach hinten auf die Matratze fallen. „Vermutlich", seufzte ich und hypnotisierte die Raumdecke. Unterdessen spielte ich das eben Geschehene immer und immer wieder vor meinem inneren Auge ab, bis ich mir einen Unterarm über meine Augen legte und jammerte: „Was habe ich da eigentlich getan?" Du hast dich von Sukuna einlullen lassen, stellte Raiju fest und ich warf den Arm, der über meinen Augen lag, wieder zur Seite. „Danke, aber das habe ich mittlerweile auch geschnallt", brummte ich missmutig in die Dunkelheit und starrte weiter an die Decke.
So blieb ich noch einige Momente, bevor ich mich hochkatapultierte und vom Bett rutschte, um das Fenster zu öffnen und nach draußen zu schauen. Wie ich schnell feststellte, schaute ich aus dem fünften oder sechsten Stock eines Wohnblockes. Nach eingehender Betrachtung der Umgebung kam ich auch bald zu dem Resultat, dass ich mich in Tokyo, nicht weit von meiner Wohnung befand. Na, immerhin wusste ich jetzt, wo ich war, wenn ich schon die Leute nicht kannte, mit denen ich mich rumschlagen musste.
Die kühle Nachtluft lichtete das Chaos in meinem Kopf etwas und mir wurde noch eine Spur deutlicher bewusst, auf was ich mich vorhin eingelassen hatte. Mit den Ellbogen am Fensterbrett abgestützt massierte ich mir die Schläfen, um eventuell eine Lösung zu Tage zu fördern, weshalb ich mich so sehr an Sukuna rangeschmissen hatte. Hätte er das Ganze nicht abgebrochen, ich könnte wetten, dass ich alles hätte mit mir machen lassen. Die vorbeifahrenden Lichter der Autos unten auf der Straße beobachtend fragte ich mich wie tief ich eigentlich gesunken war, dass mein Hirn einfach abschaltete, sobald nicht mehr eine gewisse Distanz zwischen mir und dem König der Flüche herrschte.
„Meine Güte, ich bin ein Wrack", murmelte ich und ließ meinen Kopf auf die Fensterbank sinken. Es wird alles gut. Ist doch nur halb so schlimm, dass du in den größten Bösewicht aller Zeiten verschossen bist. Ich hob meinen Kopf und sah genervt auf das gegenüberliegende Gebäude. „Halt die Schnauze, Raiju", grummelte ich meinen Gefährten an, woraufhin ich noch einen Anflug von Belustigung verspürte, ehe seine Präsenz gänzlich in den Tiefen meiner Seele verschwand.
Wieder mit mir selbst alleine, beobachtete ich weiter Autos, Busse und Fußgänger, die sich trotz der späten Stunde noch immer in den Straßen aufhielten. Ohne wirklich an etwas zu denken, schaute ich einige Zeit auf das Nachtleben. Ich verfolgte den Weg von Autos, zählte die Stationen einer Buslinie auf, wenn es eine war, die ich öfter verwendet hatte und versuchte zu erraten, über was sich die Passanten unterhielten.
Ich bin mir sicher, dass ich noch eine gute halbe Stunde an dem Fenster stand, bis ich beschloss, es wieder zu schließen und mich ins Bett zu legen. Dort konnte ich allerdings nicht wie erhofft sofort einschlafen, sondern wälzte mich noch eine kleine Ewigkeit von links nach rechts und wieder zurück. Genervt von mir selbst warf ich mich schließlich auf den Bauch und presste mein Gesicht in das Kissen, in welches ich schlussendlich auch brummte: „Ich hasse mein Leben." Kurz bevor ich mich noch selbst erstickte, drehte ich meinen Kopf wieder zur Seite und starrte die Wand an. Abermals ließ ich mir die Sache mit Sukuna durch den Kopf gehen. Ungläubig, dass ich das, was ich getan hatte, wirklich getan hatte, drehte ich mich wieder auf den Rücken und starrte gedankenverloren an die Decke.
Völlig in meinen Erinnerungen versunken, legte ich mir fassungslos die Hand über den Mund, nur um mir gleich darauf mit dem Daumen über die Lippen zu fahren. Als ich an den Kuss dachte, spielten meine Gefühle vollkommen verrückt. In meinem ganzen Körper kribbelte es als wäre ich mit Adrenalin vollgepumpt und gleichzeitig fühlte ich mich benebelt als wäre ich auf Drogen. Die Tatsache, dass ich bei dem Gedanken noch immer Sukunas Lippen auf meinen spürte, war bei der Verdrängung der Erinnerungen natürlich nicht sonderlich förderlich. Völlig genervt von mir selbst, ohrfeigte ich mich einmal selbst und presste demonstrativ meine Augen aufeinander, während ich zwanghaft an Blümchen, Einhörner und Kekse dachte, bis ich schließlich einschlief.
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Lass mich dich nicht lieben
FanfictionFluch. Laut Wörterbuch unter anderem definiert als Strafe, Unheil oder Verderben. Eine recht zutreffende Beschreibung, wenn man plötzlich das neue Studienobjekt von Sukuna, dem König der Flüche, ist. Denn genau das passiert Amaya Tojiro. Gerade war...