48. Fehler, Fragen und F- ... verdammt

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Fluchend, dass ich immer wieder einsank, bahnte ich mir meinen Weg zu dem Liegestuhl, auf dem Sukuna völlig tiefenentspannt lag, während um ihn herum sechs andere Personen standen ... na ja, oder auch Flüche. Die sahen mir nämlich zumeist eher weniger menschlich aus. Bei der Gruppe angekommen, überging ich die Tatsache, dass das alles potenzielle Feinde waren vollkommen und nörgelte sie lieber erst einmal voll: "Also, ich verstehe ja überhaupt nicht, wie ihr durch den ganzen Sand kommt, ohne die Hälfte vom Strand in euren Schuhen zu haben." Vielleicht würden sie mich ja freiwillig zurückschicken, wenn ich ihnen lange genug auf den Wecker ging.

Wie selbstverständlich schob ich Sukunas Beine ein Stück zur Seite, um mich dann genau dorthin auf die Liege zu setzen und meine Stiefel von dem Sand zu befreien, beziehungsweise sie einfach auszuziehen. "Ist ja schrecklich", pustete ich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich stellte meine Stiefel ans Fußende der Liege. "Also, für einen Haufen von Flüchen seht ihr gar nicht so angsteinflößend aus ... und ich muss sagen, dass ihr eure Freizeit am Strand verbringt, macht es irgendwie auch nicht besser", meinte ich währenddessen und sah schließlich auf. Der grauhaarige Fluch schaute mich dezent geschockt an. Der Rest hingegen hatte nach wie vor die gleiche gelangweilte Miene im Gesicht kleben. Na ja, bis auf den einen Kerl mit den schwarzen Haaren in seiner komischen Robe. Der grinste seltsam zufrieden.

"Das Mädchen hat Mumm", kommentierte der Zyklop mit dem Vulkanschlot am Kopf. Eindeutig ein Fluch, wie ich feststellte. "Da kann ich nur zustimmen", grinste der Schwarzhaarige und ich sah verwirrt in die Runde. "Was?", fragte ich, "Was habe ich getan?" Der Schwarzhaarige grinste einfach weiter und ich bekam auch so meine Antwort. Einfach durch eine Bewegung hinter mir und dem Geräusch von Stoff. Sofort versteifte ich mich. "Und was genau soll das jetzt werden?", fragte Sukunas dunkle Stimme eindeutig zu nah an meinem Ohr. Vielleicht war meine Aktion gerade eben nicht die beste Idee. "Entschuldige, ich verschwinde sofort", meinte ich mit hochgezogenen Schultern und wollte flüchten, wurde aber wieder nach unten gezogen. "Wenn du dich schon so selbstverständlich verhältst, dann nimm auch das hin, was darauffolgt", wurde mir von Sukuna gepredigt und ich wäre am liebsten im Sand versunken. Was muss der Treibsand auch nie da sein, wo man ihn gerade braucht!

"Ja", erwiderte ich schließlich kleinlaut mit eingezogenem Kopf. "Gut. Dann bleib gefälligst sitzen", wurde mir noch befohlen, ehe Sukuna meine Jacke losließ, ich mit einem eingeschüchterten "Natürlich" antwortete und wie ein geprügelter Hund an meinem Platz blieb. Ich sollte wirklich früher anfangen zu denken. Ja, solltest du, kommentierte Raiju äußerst hilfreich. Wäre ich alleine gewesen, hätte ich jetzt genervt die Augen verdreht, so aber ließ ich mir den kurzen Austausch nicht anmerken. Stattdessen blieb ich wie eine brave Gefangene still und betrachtete vorerst einmal den Sand.

"Jetzt da du alle zwanzig Finger in dir hast und Yuji Itadori vollständig unterdrücken kannst, steht unserem Ziel nichts mehr im Weg", verkündete eine weißhaarige Frau ... Mann ... Mönch ... Etwas. Während ich weiter über das Geschlecht der weißhaarigen Person nachgrübelte, versuchte ich sie einfach nicht zu offensichtlich anzustarren. Dabei bemerkte ich wie mir der Mönch, oder was auch immer das wirklich war, einen abwertenden Blick zuwarf. "Auch wenn ich nicht weiß, was du mit dem Menschenmädchen willst", fügte er ... äh sie ... die Person schließlich abfällig hinzu. Empört schnappte ich nach Luft und wollte beleidigt etwas erwidern. Allerdings überlegte ich es mir dann doch anders und verschränkte einfach nur stumm und eingeschnappt meine Arme. Dass der weißhaarige Mönch recht hatte, ließ ich dabei einfach links liegen.

"Das hat dich nicht zu interessieren ... Uraume", erwiderte Sukuna daraufhin mit kalter Stimme und als er den Namen aussprach, hätte ich wetten können, dass die Lufttemperatur um gut zehn Grad absackte. "Sehr wohl", ruderte der Mönch zurück und senkte ehrerbietend den Kopf. Irgendwie konnte ich bei der Zurechtweisung nicht verhindern, ein wenig Stolz zu verspüren, allerdings unterdrückte ich dieses Gefühl so gut es ging, um nicht wie irre zu grinsen. Das wäre nun wirklich mehr als unangebracht.

"Ähm, darf ich mich ... kurz einmischen?", fragte ich leicht eingeschüchtert und hob meine Hand ein wenig. Sofort lag die gesamte Aufmerksamkeit auf mir, was mich noch ein wenig mehr verunsicherte. "W-wenn ...", begann ich stotternd, räusperte mich allerdings einmal und fing mit etwas mehr Selbstvertrauen von vorne an, "Wenn man mich hier in Nichts einweiht, wieso bin ich dann noch hier? ... Also, ich weiß, warum ich HIER bin", ich machte eine ausladende Geste, ehe ich mit dem Zeigefinger auf den Sand zu meinen Füßen zeigte, "aber warum bin ich hier, bei diesem Gespräch, dabei?" Unsicher schaute ich in die Runde und wartete auf eine Antwort. Die einzige Reaktion, die ich jedoch bekam, war, dass sich sämtliche Köpfe zu Sukuna drehten. So schlussendlich auch meiner, in der Erwartung auf eine Antwort. Sukuna hingegen schien nicht sonderlich viel Interesse an meiner Frage zu haben und schaute einfach weiter auf das Meer hinaus.

Erst nachdem wir alle nicht aufhörten, den König der Flüche anzustarren, ließ er sich dazu herab, ein Gesicht zuziehen als würde man ihn gerade unendlich langweilen und mir fast schon entgegen zu maulen: "Meinetwegen kannst du wieder gehen." Überrascht schaute ich den Blonden an und konnte nicht ganz fassen, was er gerade gesagt hatte. Das war überraschend einfach. "Äh, okay, dann gehe ich einmal", meinte ich schließlich leicht unsicher, wie ich reagieren sollte. Ich griff meine Stiefel, stand auf und ging zwei Schritte. Da ich aber noch immer nicht sicher war, ob Sukuna das nun wirklich ernst meinte, drehte ich mich noch einmal zu dem Liegestuhl und verabschiedete mich fürs Erste: "Äh ... Bis später?" Da niemand antwortete und auch keinen Einspruch erhob, machte ich schließlich, über mich selbst den Kopf schüttelnd, endgültig kehrt und ging wieder zu der Tür, durch die ich vorhin gekommen war.

Kurz überrascht, dass sie noch immer dastand, durchquerte ich sie und stand eine Sekunde später wieder in dem Zimmer mit dem Bett, dem Nachtkästchen und meiner leeren Tasse. Ansonsten befand sich in dem Zimmer nur ein Fenster mit grässlichen, rosa Blümchenvorhängen. Seufzend schloss ich die Tür hinter mir, stellte die Stiefel neben dem Türrahmen ab und wischte mir den Sand von den Füßen. Als ich schließlich aufsah und aus dem Fenster schaute, stellte ich fest, dass mein Frühstück wohl eher ein Abendessen war, da die Umgebung bereits in das rötliche Licht der untergehenden Sonne getaucht wurde. Ich könnte jetzt wach bleiben und sonst etwas tun. Überlegend sah ich mich in dem kargen Zimmer um, nur um dann zu beschließen, dass ich doch müder war als ich zugeben wollte und mich wieder ins Bett schmiss.

Lass mich dich nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt