Erschrocken fuhr ich hoch und starrte mit geweiteten Augen auf die Wand. Ich realisierte schnell, dass ich offensichtlich wach war und schlug mir beschämt die Hände vors Gesicht, während ich in mich zusammensank. „Wieso passiert mir sowas eigentlich ständig?", jammerte ich, ließ die Hände sinken und schaute mit leidendem Blick zu Raiju, welcher mich mit gespitzten Ohren anblickte. Du bist verliebt, da passiert sowas eben, haute mir der Wolf entgegen und legte den Kopf schief. „Ich bin NICHT verliebt!", fauchte ich das Götterwesen an, bevor ich mich aus dem Bett quälte. Dass du es leugnest, bestätigt die Tatsache nur noch mehr, kam daraufhin mit leicht hochgezogenen Lefzen, was wohl so etwas wie ein hämisches Grinsen sein sollte, was mich dazu veranlasste, Raiju auf den Weg ins Bad anzuknurren. Das hatte allerdings nur zur Folge, dass ich sein Kichern in meinem Kopf vernahm. Pf, verliebt. Was für ein Blödsinn. Schlecht gelaunt starrte ich in den Spiegel. Und das auch noch in diesen arroganten Vollpfosten. Nie und nimmer. Gedanklich weiterzeternd machte ich mich fertig für den Tag und ignorierte die Tatsache, dass ein Teil von mir selbst nicht an meine Dementierungen glaubte ... ein ziemlich großer Teil sogar, aber wen kümmert das schon. Es lebe die Minderheit!
Auf dem Weg zum Frühstück schob ich die Gedanken so gut wie möglich zur Seite, damit ich nicht jeden Tag wie der Grinch zu Weihnachten wirkte. Deswegen versuchte ich auch ein Lächeln auf meine Lippen zu zaubern. Zwar nur mit wenig Erfolg, aber wenigstens schaute ich nicht mehr wie eine Mörderin drein. „Morgen", grüßte ich meine Mitschüler und plumpste auf den Tisch. „Morgen", kam daraufhin unerwarteter Weise mit viel Euphorie von einem gewissen weißhaarigen Idioten zurück. „Hat man dich vom Lehrertisch verbannt, oder warum hockst du jetzt am Schülertisch?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue, woraufhin mich der Augenbindenheini einfach weiter fröhlich angrinste und erwiderte: „Nein, aber dort ist es so langweilig, deswegen ..." „Deswegen dachtest du, du nervst deine Schüler?", unterbrach ich Satoru, was dazu führte, dass er mich einmal verdutzt anschaute, ehe er Maki einen Arm über die Schulter haute und meinte: „Ich nerve meine Schüler nicht. Ich beehre sie einfach nur mit der Anwesenheit ihres großartigen Lehrers." „Mit Sicherheit", gab ich daraufhin sarkastisch zurück, während Nobara murmelte: „Solang du das selbst glaubst."
Satoru legte leicht den Kopf schief und meinte schließlich: „Weißt du, Maya, du bist wie die grummelige, kleine Schwester, die ich nie hatte." „Aw", stieß ich verzückt aus und lächelte, „und du bist der nervige, große Bruder, den ich nie wollte." Kaum hatte ich fertig gesprochen, verschwand mein Lächeln umgehend und ich schenkte Satoru keine Sekunde länger meine Beachtung. Selbst sein empörtes „Hey" ignorierte ich und widmete mich stattdessen dem Frühstück.
Während des Essens wurde uns auch gesagt, was heute anstand. Und das war ein Volleyballspiel ... Yippy, das nächste Spiel, das ich nicht konnte. Daher wurden wir alle gebeten, uns etwas Sportlicheres anzuziehen, was auch der Grund dafür war, dass ich nun mutterseelenalleine, mit Ausnahme von Raiju, durch die Gänge auf dem Weg zu meinem Zimmer stromerte. Einfach weil ich mir weitere Witze von Satoru ersparen wollte und daher praktisch vom Frühstück geflüchtet war.
Raiju, der etwas vor mir lief, blieb plötzlich stehen und spitzte die Ohren. Irritiert blieb ich neben ihm stehen und fragte den Wolf: "Was ist los?" Ich weiß nicht recht. Ich habe das Gefühl als würde uns jemand beobachten ..., erwiderte er und schien noch etwas sagen zu wollen, ließ den Satz aber in der Luft hängen. Unwohl schaute ich mich auch einmal um, konnte aber nichts entdecken und auch Raiju gab schnell seine Haltung wieder auf und meinte: Jetzt ist es weg. Schnaufend atmete ich meine Anspannung aus und grummelte meinen Begleiter an: "Mach mir doch nicht solche Angst." Raijus Lachen ertönte in meinem Kopf, welches die darauffolgende Entschuldigung etwas weniger reuevoll klingen ließ. Kopfschüttelnd wollte ich weitergehen, kam aber keine zwei Schritte weit, da ich plötzlich von hinten gepackt und mir ein Tuch auf Mund und Nase gedrückt wurde. Mir stieg ein süßlicher Geruch in die Nase. Vermutlich hatte man das Tuch mit Chloroform getränkt. Erschrocken griff ich nach dem Handgelenk und versuchte es von meinem Gesicht wegzudrücken, kam aber mit roher Kraft kein Stück weiter.
Doch zu meinem Glück war ich ja nicht gänzlich alleine. Meine Augen weiteten sich als Raiju zu einem Kugelblitz wurde und auf mich zuschoss. Schlussendlich tauchte die Blitzkugel in meinem Brustkorb ein und entlud sich. Mein Angreifer wurde von mir weggeschleudert und ich atmete gierig die frische und leicht verbrannt riechende Luft ein. Kurz sah ich mich um, doch Raiju war nirgends zu sehen. Vermutlich war er nun wieder gänzlich ein Teil von mir, aber ich machte mir darüber eher weniger Gedanken als viel mehr darüber, dass mein Angreifer vermutlich noch nicht außer Gefecht gesetzt war.
Schnell drehte ich mich um und blickte einer rauchenden Gestalt entgegen. Als sich der Rauch langsam legte, begann die Gestalt zu lachen: "Ich hätte nicht erwartet, dass das so viel Spaß wird." Spaß? Was ist das denn für ein Geistesgestörter? Verwirrt kniff ich die Augen zusammen, um in dem Rauch etwas erkennen zu können. Als sich der Rauch etwas lichtete, erkannte ich einen jungen Mann mit grauen Haaren. Er trug ein asymmetrisches, schwarzes Oberteil und eine gleichfarbige Hose, doch was mich irritierte, waren die Nähte, welche sich quer über sein Gesicht zogen. Das war auch der Grund, warum ich den Angriff, den ich eigentlich mit absoluter Leichtigkeit hätte blocken können, einfach passieren ließ. Mit dem Gedanken, dass das mit Sicherheit kein Mensch war, wurde ich durch einen Tritt in meine Seite gegen die Wand geschleudert. Benebelt durch den Zusammenprall meines Kopfes mit der Wand konnte ich mich nicht wehren als mir erneut das Tuch von vorhin auf Mund und Nase gedrückt wurde. "Träum süß", war das Letzte, das ich hörte, bevor meine Sicht schwarz wurde.
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Lass mich dich nicht lieben
أدب الهواةFluch. Laut Wörterbuch unter anderem definiert als Strafe, Unheil oder Verderben. Eine recht zutreffende Beschreibung, wenn man plötzlich das neue Studienobjekt von Sukuna, dem König der Flüche, ist. Denn genau das passiert Amaya Tojiro. Gerade war...