7. Breakfast at Sukuna's

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Durch das Grummeln meines Magens wachte ich auf. Die Sonne war gerade dabei müde ihre Strahlen über den Horizont zu schicken. Aus reiner Gewohnheit führte mich mein erster Weg in die Küche. Dass ich mich nicht in meiner eigenen Wohnung befand, spielte dabei nicht die geringste Rolle. Selbst als ich das erste Mal bei Yumika übernachtet hatte, weil sie mich nicht im Regen zur U-Bahn laufen lassen wollte, stand ich am nächsten Morgen auf und das Erste, was ich tat, war in ihre Küche zu gehen und mir einen Tee zu machen. So suchte ich in der Küche erst einmal einen Topf und wollte ihn mit Wasser befüllen. Allerdings hatte ich vergessen, dass es hier kein Wasser gab. Frustriert atmete ich aus und ging meiner mikroskopisch kleinen Hoffnung, dass im Kühlschrank noch etwas Genießbares war, nach. Ich öffnete die Tür des Geräts und schaute ins Leere. Lustlos warf ich die Tür wieder zu. Och menno.

"Frühstück", erklang plötzlich am Eingang zur Küche und ich drehte mich erschrocken um. Sukuna stellte einen Pappbecher mit Plastikdeckel auf den Tisch und warf eine Papiertüte daneben. Den hatte ich schon absolut vergessen. In meinen erschrockenen Blick mischte sich Irritation. Hätte nicht gedacht, dass ich noch Frühstück bekommen würde. Ich auch nicht. Ich hätte wetten können, dass er dich verhungern lässt. Nett. "Du siehst aus wie eine Vogelscheuche", riss mich der Tätowierte aus meinem Dialog mit dem göttlichen Wesen. Nun vollkommen verwirrt, zog ich meine Augenbrauen zusammen. Das ist genau das, was jede Frau unbedingt von einem Mann hören wollte ... und zwar von einem, dem sie in die Eier treten will. Da ich allerdings mein Glück auf Frühstück und einen Tag weiteres Leben nicht verspielen wollte, erwiderte nichts, sondern näherte mich nur langsam dem Becher.

Um sicher zu gehen, deutete ich auf mein potenzielles Frühstück und fragte kleinlaut: "Für mich?" "Für wen sonst?", kam gelangweilt von meinem Gegenüber zurück, der sich auf den Stuhl setzte und begann die Zeitung von heute zu lesen. Skeptisch nahm ich auf dem zweiten Sitz am Küchentisch Platz und zog die Tüte und den Becher zu mir. Ich nahm den Plastikdeckel vom Becher und schnupperte an dem Dampf, der von der dunklen Flüssigkeit aufstieg. Mh, Minztee. Dann öffnete ich die Tüte und erstarrte, bevor ich den Inhalt wie den Heiligen Gral herauszog. "Das ist ein Schokomuffin", stellte ich überrascht fest. Ohne dass ich angesehen wurde, kam zurück: „Blitzmerkerin." „A-aber ...", begann ich völlig fertig und meinte dann wie ein Kleinkind: „Ich bekomme sonst nie einen Schokomuffin." Nicht dass ich nicht durfte oder es mir nicht leisten konnte, aber wenn ich einkaufen ging, waren die Schokomuffins immer vergriffen. Zumindest die richtig guten Selbstgemachten. Das war mein persönliches Pech. Das heißt, Sukuna hatte mir, ohne es überhaupt zu wissen, eine verdammt große Freude bereitet.

Mit einem breiten Grinsen, dass ich zwanghaft zu unterdrücken versuchte, befreite ich diese süße Herrlichkeit von dem Papier und war kurz davor hineinzubeißen als mir Raijus Worte in den Kopf schossen. Ich hätte wetten können, dass er dich verhungern lässt. Skeptisch stoppte ich und sah von dem Muffin zu Sukuna. „Der ist doch nicht vergiftet, oder?", fragte ich. Ich bezweifelte stark, dass er mir sagen würde, wenn es so wäre, aber ein Versuch war's wert. Sukuna ließ die Zeitung sinken und sah mir gefühlt in meine Seele. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf Mäusegröße schrumpfte als er sich leicht nach vorne lehnte und mich aufklärte: „Wenn ich dich töten wollte, wärst du es schon längst, Liebes." Ich schluckte und drückte mich gegen die Sessellehne, die ächzend protestierte. Wenn du jetzt auch noch abbrichst, dann bin ich sauer. Zum Glück tat sie es nicht. Als sich Sukuna nun wieder den aktuellen Nachrichten zuwandte, schnappte ich mir den Schokomuffin und biss herzhaft hinein.

Innerhalb von fünf Minuten war der Muffin bis auf den letzten Brösel verputzt und der Tee ausgesoffen. Das war Rekordzeit für mich. Normalerweise ließ ich mir beim Frühstücken ja Zeit, aber bei einem Schokomuffin konnte ich nicht anders als ihn zu inhalieren. Ich LIEBE Schokomuffins. Wie eine artige Gefangene bedankte ich mich für das Frühstück und bekam nur ein Brummen zurück. Da ich nicht wusste, was ich nun mit mir anfangen sollte, beschloss ich einfach hier sitzen zu bleiben und meine Haare zu ordnen. Oh Gott, meine Haare fühlten sich fürchterlich an. Ich musste ja wirklich wie eine Vogelscheuche aussehen.

Eine kleine Ewigkeit verbrachte ich damit sie zu entknoten und nach unten zu streichen ... bis ich bemerkte, dass ich angesehen wurde. Mit großen Augen hielt ich inne und sah mit meinen Händen in den Haaren zu meinem Gegenüber. „Hast du's jetzt?", wurde ich gefragt und ich beeilte mich meine Hände aus meinen braunen Zotten zu befreien, ehe ich sie in meinen Schoss legte und den Kopf senkte. „Ja", meinte ich kleinlaut und warf noch ein leises „Entschuldigung" hinten nach. Meine Güte, ich verhielt mich wie ein kleines Mädchen!

„Los. Es wird Zeit zu verschwinden", meinte Sukuna nach dem Heben einer Augenbraue. Dann stand er auf und ging aus der Küche. Verdutzt blieb ich sitzen. Wie jetzt? Das war zu schnell. Als ich das Öffnen der Wohnungstür hörte, sprang ich auf und sprintete meinem Entführer hinterher. Vermutlich nicht das Schlaueste, aber in dem Moment war das Einzige, dass ich dachte: Lass mich hier bloß nicht alleine!

Sukuna war schon auf den Treppen als ich ihn stolpernd einholte und hinter ihm herging. Während er absolut tiefenentspannt aus dem finsteren Treppenhaus trat, fühlte ich mich wie ein Insekt, das erwartete jeden Moment zertreten zu werden. Mit den Händen in den Hosentaschen schlenderte er von dem heruntergekommenen Grundstück auf die überfüllten Straßen Tokyos. Das Viertel, in dem wir uns befanden, kam mir wage bekannt vor. Ich war hier nicht oft, weil die meisten Häuser leer standen und es nicht wirklich viele Geschäfte gab.

Leicht geduckt folgte ich dem Blonden durch die Straßen. Ich wusste nicht so recht, ob ich darauf hoffen sollte, dass nach mir gesucht wurde und mich hier zufällig jemand erkannte oder auf das genaue Gegenteil. Denn so wie es sich angehört hatte, war Sukuna eine Ein-Mann-Armee und ich bezweifelte, dass ihn die Polizei dazu bringen konnte, seine Pläne über den Haufen zu werfen, indem sie ihm mit Knast drohte. Vielleicht würden ihn die Leute aus dem Restaurant aufhalten können, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die hier so ganz rein zufällig herumliefen, war so gering wie meine Fluchtchancen. Also versuchte ich einfach weniger wie ein Opfer auszusehen, sondern mehr wie jemand, der gerade einen Spaziergang machte.

In der Nähe einer U-Bahn-Station ließ sich Sukuna schließlich etwas zurückfallen und ging nun auf gleicher Höhe mit mir. "Entspann dich. Wir machen nur einen Ausflug", meinte er und legte wie selbstverständlich einen Arm über meine Schultern. Dass das nicht im Geringsten zu meiner Entspannung beitrug, schien ihn nicht zu interessieren. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, manövrierte er mich so weiter Richtung U-Bahn-Station. Flüche benutzen öffentliche Verkehrsmittel? Das war lustig. Eigentlich nicht, aber wer weiß schon, was Sukuna vorhat. Nicht beruhigend ... so gar nicht. Zwanghaft versuchte ich ein ungezwungenes Lächeln zustande zu bringen. Erfolglos. Dann halt nicht.

Lass mich dich nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt