62. Scheiß auf Respekt. Jetzt gibt's Krieg!

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Allem Anschein nach war ich wohl eingeschlafen, denn ich wachte durch das Knurren meines Magens auf. Müde setzte ich mich auf und rieb mir einmal über die Augen. Betrübt rutschte ich über die Bettkante und schlurfte zum Fenster. Draußen herrschte das übliche rege Treiben, die Vögel zwitscherten und die Sonne schien. Kurz gesagt, verspottete mich alles, was ich durch das Fenster sah. Wehmütig drehte ich mich vom Fenster weg und schaute mich im Raum um. Kein Essen, kein Trinken und niemand, den ich darum bitten könnte. Seufzend näherte ich mich der Tür und lauscht, ob ich irgendwelche Stimmen hörte. Allerdings drang nicht das leiseste Geräusch durch das Holz, weshalb ich zögerlich meine Hand hob, um die Tür zu öffnen. Genau genommen, hatte Sukuna nur gesagt, ich dürfe mein Zimmer nicht verlassen. Es war doch nie die Rede davon, dass ich die Tür nicht öffnen darf, oder?

Unsicher öffnete ich die Tür einen Spalt und steckte meinen Kopf hindurch, wohlbedacht darauf meine Füße schön auf dem Fußboden meines Zimmers zu behalten. "Hallo?", fragte ich leise in den Flur hinaus. Keine Antwort. Ich überlegte kurz und fragte dann lauter: "Ist jemand hier?!" Abermals erhielt ich keine Antwort. War das ein Test oder war wirklich keiner in der Wohnung? Mit weichen Knien schlich ich mich langsam aus dem Zimmer und lugte ins Wohnzimmer. Leer. Weiter in die Küche ... ebenfalls leer. Mit jedem Raum, den ich als leer identifizierte, wurde ich selbstbewusster. Schlussendlich hatte ich die ganze Wohnung abgeklappert und festgestellt, dass man mich erneut alleine gelassen hatte. Wo waren die nur schon wieder alle hin? Seufzend drehte ich um und schnappte mir im Wohnzimmer kurzerhand die Fernbedienung. Zur Sicherheit schaltete ich den Ton aus und suchte einen Nachrichtensender. Immerhin musste ich wenigstens irgendwoher mitbekommen, was in der Welt so vor sich ging.

Gerade lief ein Beitrag, dass im Tokyo Sea Life Park wohl der älteste Hai Tokyos gestorben war, was nun nicht wirklich die aufregendsten Nachrichten waren. Allerdings änderte sich das bald. Denn direkt danach kam eine Liveschaltung, in der ein Berg zusehen war, von dem vereinzelt Rauchschwaden aufstiegen. Irgendwie kam mir der Ort bekannt vor. Interessiert schaltete ich den Ton an und lauschte dem Nachrichtensprecher. "Noch ist unklar, was den Rauch auslöst, allerdings wird vermutet, dass eine weggeworfene Zigarette kleinere Brände ausgelöst hat. Die Feuerwehr ist zurzeit vor Ort und versucht die Feuer zu löschen. Wir schalten ...", mitten im Satz schaltete ich den Fernseher ab. Mir war plötzlich klargeworden, woher ich den Berg kannte. Das war der Ort an dem die Jujuzistenschule stand.

Bestürzt schlug ich mir die Hände vor den Mund und stand auf. Überlegend stemmte ich die Hände in die Hüften und begann auf und ab zu tigern. Was soll ich nur tun? Was soll ich tun? Wie wär's mit Tun und nicht dumm rumstehen? Ja, ... ja genau. Kurzentschlossen marschierte ich zur Wohnungstür und wollte sie öffnen, knallte aber volle Kanne dagegen. Schon wieder? Echt jetzt?

Sauer schaute ich auf die Tür und murrte: "Nicht mit mir." Ich ging wieder einen Schritt zurück und trat die Tür ein ... na ja, ich wollte die Tür eintreten. Stattdessen brach ich mir fast den Fuß. "Au, au, au, au!", jammerte ich und hielt mir den schmerzenden Fuß. Du bist ein Jammerlappen. Mach's besser! Ich verspürte nur eine Welle von Schadenfreude, ehe ich mich gefühlt und auch wortwörtlich in meine Atomarteilchen zerlegte und die Tür sprengte ... und noch einen Teil der Hausmauer.

Kurz außerhalb der Schulgrenze schlug ich als Blitz ein und fügte mich wieder zusammen. "DAS mach ich NIE wieder!", schrie ich in die Leere. Mir war flau im Magen und ich fühlte mich als wären meine Gliedmaßen nur mit lockeren Seilen an meinem Körper befestigt. Du sagtest doch ich soll's besser machen. JA, ABER DOCH NICHT SO!! Frauen. Mit nichts zufrieden. Du ... tief durchatmend beschloss ich die Diskussion mit Raiju zu beenden und lieber in die Richtung der Schule zu laufen, was trotz meiner Orientierungslosigkeit kein Problem war, da ich einfach dem explosionsgleichen Lärm folgte.

Ich kämpfte mich durch viel Gestrüpp, bis ich endlich an der Schule ankam und gleich einmal in einen Kampf zwischen Megumi, Maki und einem fetten, roten tentakelgesichtigen Fluch hineinstolperte. Der Fluch ließ gerade explosionsartig eine Welle auf meine zwei Schulkollegen los. Unglücklicherweise konnten sie dieser nicht ausweichen ... und ich auch nicht. Ich wurde also gegen den nächsten Baum gespült und klebte an diesem, bis sich die Welle wieder zurückzog. Klatschnass plumpste ich auf den Boden. Das war ja mal ein guter Anfang.

Jetzt schon angepisst, rappelte ich mich auf und sprengte den Fluch kurzerhand mit einem Blitz. Das machte Maki und Megumi, die sich hustend ebenfalls auf die Beine kämpften auf mich aufmerksam. „Hat ganz schön gedauert", bekam ich als Begrüßung von Maki und ich grinste ihr schweratmend entgegen: „Das nächste Mal kann ich auch gerne bei der anderen Seite mitmachen." Die Zweitklässlerin hielt ihren ernsten Blick für einen Moment aufrecht, ehe sie mich anlächelte und mir entgegenkam. Freundschaftlich schlug wir ein. „Schön dich wieder hier zu haben", begrüßte mich Maki noch einmal ordentlich und Megumi gesellte sich ebenfalls zu uns. „Es freut mich, dass du wieder da bist." „Ja, mich auch", lächelte ich die zwei an und klopfte ihnen motiviert auf die Schultern, „und jetzt lasst uns diesen Trotteln in den Arsch treten." „Deine Einstellung gefällt mir", lächelte Maki beinahe diabolisch und wir machten uns auf noch ein paar Flüche zu exorzieren.

Da sich die Kämpfe über das ganze Schulgelände verteilten, gingen wir bald getrennte Wege. Während ich über die gepflasterten Wege rannte, um einem Kollegen zur Hilfe zu kommen, wurde ich plötzlich erneut herumgeschleudert. Mit Karacho knallte ich in die Wand zu meiner Linken und ich könnte fast meinen, dass meine Knochen genau so kaputt waren, wie die Mauer, die gerade gesprengt wurde.

Ich fiel wieder zu Boden und mir wurde auch noch der letzte Rest, der nicht mehr vorhandenen Luft aus meinen Lungen gepresst. In einem Wechsel aus Luft schnappen und Husten, der durch den ganzen Staub ausgelöst wurde, drückte ich mich mit meinen Händen etwas vom Boden. Das ist wirklich nicht mein Tag.

Schwer atmend stemmte ich mich langsam auf die Füße und hätte fast einen Herzinfarkt bekommen als plötzlich jemand hinter mir anfing hysterisch zu lachen. Erschrocken drehte ich mich um und sah mich von Angesicht zu Angesicht mit einem mir doch recht bekannten Fluch.

Lass mich dich nicht liebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt