Nach dem doch recht herzzerreißenden Abschied von meinen Arbeitskollegen ging es wieder zurück zu dem Wohnhaus, das irgendwie so etwas wie eine Basis war. Dort erwartete uns absolute Leere. "Schade, ich dachte schon, jemand hätte Mittagessen gemacht", schmollte ich als ich meinen Rucksack auf mein Bett geschmissen hatte und zurück im Gang die unbesetzte Küche erblickte. "Mittagessen?", fragte Sukuna als hätte er noch nie etwas davon gehört, weshalb ich mich zu ihm umdrehte und in meiner besten besserwisserischen Manier nörgelte: "Ja, Mittagessen. Du weißt schon. Das Zeug, das man sich mittags in den Mund stopft, damit man nicht irgendwann tot umkippt." Mit einem höchst ernüchterten Blick sah mich der Fluch an und erwiderte: "Danke, ich weiß, was Lebensmittel sind." "Dann frag nicht so blöd", kam ungewollt aus meinem Mund. Sofort sah ich mein Gegenüber geschockt an und klatschte mir erschrocken die Hände vor den Mund, während Sukuna, dem Gesichtsausdruck nach, noch überlegen musste, was er von dieser Aussage hielt. Oh Gott, was habe ich getan?! Gleich bin ich hin.
Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete mich mein Gegenüber. In der Erwartung gleich meinen Kopf zu verlieren, nahm ich kurzzeitig die Hände von meinem Mund, damit ich schnell eine Entschuldigung ausstoßen konnte und sie mir sofort wieder draufdrückte. Sukuna reagierte jedoch nicht weiter auf meine Erwiderung, sondern schien mir einfach nur die Seele aus dem Körper zu starren. Da mich das allerdings nach etwa einer Minute absolut verunsichert, setzte ich noch kleinlaut nach: "Ich wollte dich nicht als blöd bezeichnen." Es verging eine weitere Minute, ehe mir Sukunas Gestarre dann doch zu blöd wurde, ich meine Hände von dem Mund nahm und mit einem Unwohlsein im Magen jammerte: "Würdest du bitte aufhören, mich so anzuschauen?!" "Und wieso?", kam die Frage als wäre ich völlig plemplem. Verständnislos sah ich den Fluch an und keifte zurück: "Na, weil's nervt!" "Und das kannst du nicht freundlicher sagen?" Stumm schaute ich Sukuna an, während ich das starke Bedürfnis, dem König der Flüche eine reinzuhauen, unterdrückte. "Du machst mich fertig", stieß ich schließlich entnervt aus, ging an Sukuna vorbei und direkt auf mein Zimmer zu. Schnaubend riss ich die Tür auf, betrat den Raum dahinter und schmiss die Tür wieder zu. Allerdings ertönte genau in dem Moment, als die Tür zuschwang, Mahitos Stimme: "Mittagessen!"
Mit der geschlossenen Tür im Rücken stockte ich kurz, ehe ich mich sofort wieder umdrehte und die Tür abermals aufriss. "Habe ich gerade Mittagessen gehört?", fragte ich einfach in den Gang hinein, in dem kurz darauf Mahito und der schwarzhaarige Typ auftauchten. Ersterer hielt triumphierend lächelnd eine vollgestopfte Plastiktüte nach oben, während Zweiterer sich schon in die Küche vertschüsste. "Es gibt Nuuuuudelnnnnn!", teilte mir der grauhaarige Fluch mit der Begeisterung eines Kleinkindes mit, in die ich miteinstieg. "JA!", rief ich begeistert aus und hopste zufrieden wieder zurück in die Küche.
"Du bist eindeutig zu einfach zu begeistern", meinte Sukuna mit hochgezogener Augenbraue als ich mich grinsend auf einen Stuhl am Esstisch setzte und auf das Essen wartete. "Du wurdest ja auch nicht ganzen Tag von einem Ort zum anderen geschleift und psychisch nieder gemacht", meckerte ich den Blonden an, der mich mit diesem Was redest du bitte für einen Schwachsinn?-Blick ansah und nüchtern erwiderte: "Du übertreibst ein wenig." "Nein, tu ich nicht", konterte ich leicht beleidigt, während ich mir eine Nudelbox samt Essstäbchen aus dem Plastikbeutel fischte und diese aufmachte, um mir den dampfenden Inhalt in den Mund zu stopfen. "Frauen", seufzte Sukuna daraufhin einfach nur und ich schenkte ihm kauend meinen besten Dein Ernst?-Blick. Er sollte nicht rumjammern, immerhin hatte er sich mich selbst eingebrockt.
In der Zeit, während ich schon glücklich meine ersten Nudeln mampfte, setzten sich Sukuna, Mahito und der schwarzhaarige Kerl ebenfalls an den Tisch. Was mir dabei auffiel, dass der schwarzhaarige Kerl, dessen Name ich irgendwie noch immer nicht kannte, nicht mehr seine Priesterkutte trug, sondern eine Jujutzisten-Uniform. Irritiert schluckte ich mein Essen und betrachtete den Kerl, wie er sich ebenfalls eine Box mit Stäbchen nahm. Natürlich war ich dabei so diskret wie Satoru, wenn er jemanden unauffällig beim Testschreiben zusah und denjenigen halb vom Sessel schubste. Logischerweise wurde ich dabei bemerkt. Was für eine Überraschung.
"Ist was?", wurde ich von dem Schwarzhaarigen mit einem freundlichen Lächeln gefragt. Kurz verwundert, dass mein Gestarre aufgefallen war, stellte ich das Kauen meiner Nudeln kurzzeitig ein, ehe ich mich beeilte, mein Essen zu schlucken, um auf die Frage zu reagieren. "N-Nein ... Also, ja, aber nein ... Ich war nur irritiert, weil ...", ich unterbrach mich selbst als ich merkte, dass aus meinem Mund nichts Ordentliches herauskam und setzte neu an, "Du bist Jujuzist?" Anscheinend schien ihn meine Frage sehr zu erheitern, da er anfing zu lachen. Bedröppelt blickte ich den Mann an. Was war an der Frage so lustig?
Schnell fing er sich wieder und erwiderte: "Das war ich einmal", ehe er sich wieder seinem Essen zuwandte. "Ah ha", meinte ich nur und wollte ebenfalls weiteressen, rang mich dann allerdings dazu durch den Schwarzhaarigen ein weiters Mal anzusprechen. "Aber eine Frage hätte ich trotzdem noch." Er sah mich abwartend mit weiterhin freundlichem Gesichtsausdruck an und ich haute wie ein Trampeltier heraus: "Wie genau heißt du eigentlich?" Verblüfft schauten mich Mahito und der Schwarzhaarige an, während Sukuna einfach diesen sarkastischen Meine Güte, was du alles für Fragen hast?-Blick aufsetzte. Als man mich einige Momente angeglotzt hatte, begann der Schwarzhaarige wieder zu lächeln und antwortete: "Tut mir leid, das war ein Versäumnis meinerseits. Mein Name ist Suguru Geto." "Ach, macht doch nichts. Ich würde mich ja auch vorstellen, aber ich glaube, das ist überflüssig", erwiderte ich mit einem leicht sarkastischen Lächeln, welches dem nach wie vor freundlichen von Suguru gegenüberstand, bevor wir alle wieder zu essen anfingen.
Das restliche Mittagessen verging hauptsächlich schweigend, da sich einfach jeder vollkommen seinem Essen widmete. Danach wurde der Müll entsorgt und mit einem Lappen, den ich zufällig entdeckt hatte, wischte ich den Tisch ab. Als der Lappen schließlich zum Trocknen am Rand der Spüle hing, drehte ich mich zu den drei Männern und lehnte mich an den Küchentresen. "Und? Was steht heute sonst so auf dem Plan?", erkundigte ich mich interessiert, ehe ich mit sarkastischem Unterton noch hinzufügte: "Noch ein Besuch bei jemanden, der mich gerne essen würde?" "Hä?", kam in einer Mischung aus Irritation und Entsetzen von Mahito, was allerdings einfach ignoriert wurde. "Nein", antwortete Sukuna nüchtern, verließ den Raum und kam kurze Zeit später mit einem Buch wieder. Dieses drückte er mir in die Hand und erklärte: "Du bleibst hier. Den nächsten Besuch mache ich alleine." Nicht unbedingt erfreut, die Situation aber hinnehmend, fragte ich genervt: "Und was soll ich in der Zwischenzeit machen?" "Wofür glaubst du, habe ich dir das Buch gegeben?", erwidert Sukuna rhetorisch und ich betrachtete das Buch mit recht wenig Begeisterung, ehe ich seufzte und mit einem höchst genervten "Meinetwegen" in mein Zimmer schlurfte, wie ein pubertärer Teenager.
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Lass mich dich nicht lieben
FanfictionFluch. Laut Wörterbuch unter anderem definiert als Strafe, Unheil oder Verderben. Eine recht zutreffende Beschreibung, wenn man plötzlich das neue Studienobjekt von Sukuna, dem König der Flüche, ist. Denn genau das passiert Amaya Tojiro. Gerade war...