Teil 10

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Der Schreiber 

Was hat denn nun das zu bedeuten? - jetzt mischt sich auch noch der Schreiber hier mitten in der Geschichte ein.

Es hat sich nämlich ein Problem herauskristallisiert, es ist doch immer dasselbe mit der Schreiberei.

Erst flutschen die Worte nur so heraus, sodass es schwerfällt all die Worte in einer vernünftigen Aufreihung niederzuschreiben.

Da locken die tollsten Abenteuer und dann fängt es an, die Einfallslosigkeit.

Haben sich die handelnden Figuren einfach abgenützt?

Oder übernimmt jetzt etwas anderes die Initiative?

Wie dem auch sei, zumindest wird der Text zunehmend langweilig.

Da wollen plötzlich die Worte nicht mehr so recht zueinander passen, ja da geschieht genau das, was der Schreiberling nie wollte, es wird langweilig! Ätzend nicht wahr, dabei sollte es doch so sein, dass mindestens auf jeder Seite eine Spannung langsam hochkocht, sich dann in einer Explosion seines eigenen Inhalts entladet, so die Spannung sich immer weiter erhöht.

Dann, danach sollte eine kleine Entspannung kommen, damit man die Hochspannung überhaupt verarbeiten kann. Hier jedoch, nur noch gähnende lange Weile und keine neuen Einfälle mehr, eine Spirale der Einfallslosigkeit hat begonnen, die sogar droht, sich nicht entspannen zu wollen.

Es gibt keine Erneuerung, sollte der Schreiberling dieses Werk abbrechen?

Vielleicht ein neues Buch beginnen zu schreiben?

Was geschieht, wenn dann wieder die ewiglich lange Weile einsetzt, auf was kann da der Mann noch hoffen?

Vielleicht, ja es wird irgendwann geschehen, dann werden schon wieder neue, spannende Einfälle kommen und dann ist dieses Buch gerettet.

Wenn der Schreiberling nicht den Fehler begeht, die Geschichte vollenden zu wollen, einfach nur wartet, eben auf schönes Wetter, denn es kann ja nicht jeden Tag in Strömen regnen.

Ganz leise, dann immer etwas mehr wurde es lauter, erst waren nur flüsternde Laute zu vernehmen, die dann immer lauter anschwollen.

Was ist das Wohl? - fragte sich der Schreiberling, denn es kam ihm nun sogar unheimlich vor.

Noch nie hatte er hier in seinem Kämmerlein Stimmen vernommen, schon gar nicht erst ganz leise, dann immer lauter werdend. Er kannte die Stimmen nicht, waren es vielleicht Fremde?

Die sich hier bei ihm Zutritt verschafft hatten.

Denn schließlich war es hier seine Wohnung, da sollte man schon alle kennen, die hier mit ihm zusammen wohnten. Klaus fragte sich jedoch, was das wohl alles auf sich hatte, denn er lag ja auch nicht im Bett, und schlafen tat er auch nicht, dann war es wohl auch nicht möglich zu träumen. Im Traum geschehen ja so manch komische Sachen, die, wenn man dann wach geworden ist, sich nicht erklären ließen. Nein, sagte sich Klaus, der wirklich nicht schlief, also ging hier etwas anderes vor. Nur, was es sein könnte?

Darauf konnte er im Moment noch keine Antwort finden. Klaus blickte soeben zum Fenster, das war allerdings geschlossen, also von draußen konnte es auch nicht kommen. Wo also kamen die Stimmen her?

Sie konnten ganz bestimmt nicht einfach so entstehen, so etwas gibt es nicht. Jetzt fingen die Stimmen auch noch an zu lachen, ja es schien Klaus sogar, als würden sie ihm auslachen.

Gut, sagte sich Klaus, wenn sie lachen können, dann werden sie mir sicherlich kein Leid antun.

„Das wollten wir nicht!" - vernahm nun Klaus, der Schreiberling.

„Was wolltet ihr nicht?" - fragte Klaus sofort zurück.

„Wir wollten Dir auf keinen Fall Angst machen!" - und Klaus dachte sich, es war eine Frauenstimme, die sich noch nicht älter wie zwanzig angehört hatte.

„Wo seit Ihr?" - fragte Klaus.

Denn er konnte noch immer niemanden sehen.

„Noch sind wir in Deinem Kopf!" - vernahm Klaus und konnte es nicht fassen, was er da eben gehört hatte, denn mit allem hatte er gerechnet, nur nicht das sie in seinem Kopf waren.

Klaus fragte sich nun, ob es mit einer Tontäuschung in Verbindung gebracht werden konnte?

Zudem traute sich Klaus auch nicht mehr eine neue Frage zu stellen, es war alles so komisch, nicht mehr nachzuvollziehen. Wenn einer zufällig mein Gebaren hier beobachtet, man könnte glauben ich sei verrückt, oder eben nicht zurechnungsfähig. Sonst haben sich die Leute immer selbst gekniffen, darauf konnte er verzichten, denn was er sah und hörte, darauf konnte und wollte er sich auch weiterhin verlassen können.

„Hat es Dir die Sprache verschlagen?" - wurde Klaus gefragt, wohl weil von ihm keine Reaktion mehr gekommen war. Diese junge Frau, die da eben zu mir gesprochen hatte, erinnerte Klaus an Leonore. Natürlich musste sie in meinem Kopf sein, sagte sich Klaus, denn die hab ich ja erfunden, jedoch wurde sie ja auch von den Benno erschossen. Wie konnte sie dann noch mit mir sprechen, oder leben erfundene Romanfiguren auch weiter? - nachdem sie nicht mehr am Leben waren. Hört sich irgendwie nicht gerade logisch an, fragte sich Klaus, der schon nahe daran war, sein Kopf kräftig zu schütteln, damit er wieder zum Verstand kommen wird. Jetzt fingen mehrere Stimmen an zu diskutieren, ja vielleicht haben die es auch mitbekommen, dass Leonore nicht mehr lebte und sich nicht mehr unterhalten konnte.

„Hallo Schreiberling!" - rief eine Stimme, die Klaus eindeutig als Muschi identifizieren konnte.

„Ja, sagte die Stimme!" - die wohl meine Gedanken mitgehört haben musste.

„Natürlich!" - sprach nun wieder die Stimme, die Muschi sein musste – „Du hattest uns zwar erfunden, jedoch leben wir in Deiner Fantasiewelt auch nachdem wir gekillt wurden!"

Nun fragte sich Klaus doch, wie die in ihm leben konnten, wenn sie doch in meiner Fantasiewelt eingebunden waren, und irgendwie konnte Klaus gerade überhaupt nichts mehr verstehen.

Klaus starrte inzwischen in seine nähere Umgebung, ob er dort die Wesen sehen konnte, die gerade mit ihm sprachen.

Doch da meldete sich etwas zu Worte und das was zu hören war, klang wirklich nicht freundlich. Schon die Stimme dröhnte heiser, blechern, als wäre sie nicht von dieser Welt, eine Welt, die Klaus nicht beschrieben hatte, zumindest nicht in dieser Geschichte. 

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