Teil 36

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Manchmal läuft etwas ganz anders

Rosa

Heute begann für Rosa ein neuer Dienstplan, sie hatte eine ganze Woche Frühschicht. Es war genau die Schicht, die Rosa nicht gern mochte, denn zum Feierabend war es genau die Schicht, wo plötzlich die Ablösung entweder auf sich warten ließ, oder aber erst gar nicht seinen Dienst antrat.

Heute Abend hatte Rosa noch eine Verabredung, ein Pfleger aus der Neuro hatte allen Mut zusammengenommen, und Rosa zu einem netten Abend eingeladen. Rosa hatte ihm genau beobachtet, seine Schüchternheit hatte ihr einen winzigen Stich ins Herz gegeben, ein Stich, der nicht negativ gemeint ist, sondern einfach nur niedlich.

Niedlich auch nicht mit einem niedlichen Aussehen, sondern wirklich einfach nur die Schüchternheit, die ihm schon aus den Augen gestrahlt hatte.

Allerdings konnte sich Rosa auch nicht vorstellen, sich mit diesem Mann zusammenzutun, nein dazu fehlte einfach die Liebe, und wenn es nicht im Herzen funkte, dann konnte sie ihr Herz auch nicht vergeben. Dazu kam die Angst, dem jungen Mann weh zu tun, das war absolut nicht ihr Plan, und sie musste dagegen angehen. Besser wäre es gewesen, ihm keine Hoffnung zu geben, und ihre Einwilligung, sich mit ihm zu treffen, war schon ein großer Fehler gewesen. Jetzt allerdings war es zu spät, dachte sie noch, als sie die Liste der Neuzugänge durchging, erweckte in ihr Neugierde, Neugier auf einen jungen Mann, der gestern hier eingewiesen wurde.

Kein Name, das bedeutete er hatte auch keine Papiere bei sich, und er schlief eigentlich mehr, als dass es eine Ohnmacht war. So wurde er gefunden, tief, fest. Zusätzlich grübelten die Ärzte über dessen Herkunft nach, er hatte eindeutig einen Ausdruck, den allerdings keiner zuordnen konnte. Es war kein afrikanischer Schlag, obwohl er eindeutig eine etwas dunklere Hautfarbe aufwies, jedoch auch nicht so dunkel, eben wie ein Afrikaner. Ein Südländer konnte es auch nicht sein, vom Ausdruck seines Gesichtes war er wirklich fremdartig, zumindest überlegten die Ärzte, wohin sie ihm stecken könnten. Da er mehr ohnmächtig war, oder den festesten Schlaf besaß, konnte man auch nicht anhand seiner Sprache eine Identifikation durchführen. Man hatte sogar die Polizei informiert, die ja beim Fund seines Körpers anwesend war, und ihm hier herhatte bringen lassen. Jäger hatten ihm am Rand eines Waldstückes, genau hinter einem abbruchreifen Holzhaus gefunden, wo er schon aufgefunden wurde.

Zu Beginn hatte die Polizei an ein Jagdunglück geglaubt, was allerdings der Zustand des Ohnmächtigen verneinen ließ. Die Jäger schienen auch glaubhaft zu sein, denn sie hatten kurz nach dem Fund des Mannes, sofort die Polizei angerufen. Seit gestern Mittag liegt er nun schon hier, und was das Merkwürdigste daran war, er hatte sich nicht bewegt, was ein Schlafender machen würde.

Jeder, der an den Mann herantrat, um etwas herauszufinden, spürte allerdings etwas, es war nicht zu erklären, als würde die Luft selbst mit Energie aufgeladen sein, eine Energie, die in die Köpfe dem Beobachten zu strömen schien.

Ärzte, Schwestern, Pfleger, die nur über den Mann etwas herausbekommen wollte, kamen aus dem Zimmer, mit Schweiß bedeckten Köpfen wieder heraus. In ihren Augen stand die pure Angst, Todesangst könnte man auch sagen.

Danach wollte ihm keiner mehr sehen, weil die Panik wie eine ansteckende Pest durch die Räume zu schweben schien.

Rosa selbst konnte nicht glauben, was ihr hier zu Dienstantritt zugetragen wurde, und sie war auch noch bei diesem jungen Mann eingeteilt.

Klar sagte sie sich, sie war die Letzte, die mit dieser Aufgabe betreut worden war, und einer musste es ja machen.

Zunächst brauchte sie den jungen Mann nur beobachten, denn der war in so etwas wie im Koma gefallen, was aber nicht bedeutete, dass überhaupt keine Aufgaben ausgeführt werden mussten. Ein Zugang hatte man bei ihm angelegt, und sie musste mithelfen, damit er genügend Flüssigkeit bekam. Wenn er morgen auch noch denselben Zustand aufwies, so hatte der behandelnde Arzt verfügt, würde man auch beginnen, ihm künstlich Nahrung zuzufügen.

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