Teil 40

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Der Oberarzt Dr. Schröder

Immer wieder dasselbe Theater, ein bisschen Regen und Nebel, und schon beginnt das Chaos. Dr. Schröder hatte schon eine ganze Nacht hinter sich gebracht, weil ein Mitarbeiter plötzlich ausgefallen war. Es war keiner mehr da, der ihm hätte ersetzen müssen, also biss er notgedrungen in den sauren Apfel. Man musste sich nur einen sauren Apfel etwas versüßen, nur hatte es in der Nacht nicht mit dem Versüßen des sauren Apfels geklappt.

Er blieb sauer, und Dr. Schröder hatte alle Finessen angewendet, die schöne, junge Schwester von den Vorzügen seiner Gegenwart zu überzeugen.

Jetzt war die Nacht vorbei, und die Kleine hatte ihm noch nicht mal angesehen, dabei war er doch ein gutaussehender Mann.

Gut, nicht mehr der Jüngste, doch man konnte sich die Jahre mit etwas Willen auch wegdenken. Schließlich war er Oberarzt, und es gab Zeiten, da hätte es eine kleine Schwester nicht gewagt, einen Oberarzt abzulehnen. Verdrossen trank er einen starken Kaffee, den ihm genau diese Schwester zubereitet hatte.

Komisch dachte er noch, der schmeckte ihm plötzlich überhaupt nicht mehr. Vielleicht, so dachte er, war er auf einem absteigenden Ast in seinem Leben angelangt.

Er konnte nicht widerstehen, einfach aufzustehen, um sich im Spiegel zu betrachten. War er plötzlich unbemerkt zu einem Greisen gealtert, fasst getraute er sich nicht in den Spiegel zu sehen, Angst war plötzlich in ihm, etwas sehen zu müssen, was nicht so gut war.

Blödsinn, sagte er sich, vor Kurzem hatte er sich doch rasiert, da hatte er doch auch in den kleinen Spiegel geblickt.

Auf der anderen Seite war es nur ein kleiner Spiegel, der ihm die Wahrheit nicht aufzeigen konnte, weil er ganz einfach zu klein war.

Was war nur mit ihm los? - fragte er sich und schüttelte mit diesem Gedanken den Kopf. In dieser Woche war schon was los gewesen, stellte er so nebenbei fest.

Sollte er tatsächlich innerhalb von wenigen Tagen wirklich so gealtert sein, dass die Schwestern, zumindest die Schwestern, die süß und begehrenswert waren, ihm nicht mehr ansehen wollten.

Fünfzig ist doch kein Alter, stellte er fest, manche altern vielleicht viel schneller.

Sollte er dazugehören, dann musste er wirklich kürzertreten, etwas für sein Aussehen zu unternehmen. Auf der anderen Seite hatte doch das Alter auch seine Berechtigung, wenn das Haar silbern durchstreift wird, dann hat es doch auch was.

Vielleicht ist mit der Kleinen etwas nicht in Ordnung, einen solchen Wunderknaben wie mich einfach übersehen zu wollen.

Ich hatte auch immer gedacht, ein Gott in Weiß zu sein, und Götter brauchten doch nur mit den Fingern zu schnippen, dann fallen die Frauen reihenweise um.

Also was ist nur los mit mir? - fragte sich Dr. Schröder allen Ernst.

Der Kaffee half ihm tatsächlich, auch wenn es diese hässliche Kröte zubereitet hatte, ihm wieder auf die Höhe zu bringen, und er würde sich nicht unterbringen lassen, schließlich war er hier der Oberarzt.

Vielleicht sollte ich etwas vorsichtiger sein, denn ein Oberarzt ist kein Chefarzt.

Hatte die vielleicht etwas mit Professor Engel, dem Chefarzt des Klinikums Süd.

Manchmal spielt das Leben schon sonderbare Kapriolen, dann konnte er das Verhalten der Schwester verstehen.

Es könnte sogar seine Position hier in der Klinik auf dem Prüfstand kommen, da hatte er keine Chance, da musste er sich ducken.

Da war aber noch der neue Patient, der vor zwei Tagen hier eingeliefert worden war.

Das war auch so eine Sache, die Dr. Schröder absolut nicht nachverfolgen konnte.

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