Ungeduld

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Shneezins P.o.V.:

"Daniel, kommst du jetzt, oder brauchst du noch weitere hundert Jahre?"

Etwas verständnislos sah ich Dag an, hätte ihn am liebsten mit dem Kissen neben mir abgeworfen, allerdings schüttelte ich doch nur etwas genervt den Kopf und rauchte meine Zigarette auf. 

"Sei froh, dass ich überhaupt mitkomme", brummte ich, drückte den Rest der Kippe aus, ehe ich auch schon Vincents Kamera in die Hand gedrückt bekam. Unsicher betrachtete ich sie, eigentlich kannte ich mich mit so etwas wirklich gar nicht aus, aber was tat man nicht alles für seine besten Freunde. 

Und so viel konnte man sicher nicht falsch machen. 

Seufzend stand ich auf, hing mir das Ding um den Hals und folgte den beiden dann auch schon, etwas widerwillig zwar, da ich meinen Offday gerne irgendwie anders verbrachte hätte. 

Aber nachdem die beiden mich mit so bettelnden Blicken angeguckt hatten, dass ich einfach nicht anders konnte, als "Ja" zu sagen, kam ich aus der ganzen Sache nicht mehr raus. So lange würde es bestimmt auch nicht dauern, außerdem hatte mir Dag versprochen, mir danach wenigstens noch einen Döner auszugeben. 

Sobald wir aus dem Hotel kamen, setzte ich mir schon die Sonnenbrille auf, auch wenn das bei mir wirklich nicht viel brachte. Mein ganzer Stil war auffällig wie ein bunter Hund. 

"Wie lange brauchen wir dahin?", murrte ich leise, hielt die Kamera etwas fester an mich gedrückt, denn ich wollte ganz sicher nicht Schuld sein, wenn sie geklaut wurde. Das würde mir Vincent nämlich noch in zehn Jahren um die Ohren hauen und darauf konnte ich gut und gerne verzichten. 

"Nur einmal über den Domplatz, dann am Rhein lang und dann sind wir auch schon da", erklärte mir eben genannter breit grinsend, drückte die Hand seines Freundes etwas fester. Kopfschüttelnd beobachtete ich das ganze.

Zum Glück hatten die beiden das ganze schon öffentlich gemacht, denn sonst wäre es spätestens jetzt an die Öffentlichkeit gekommen, so viele gezückte Handys, die ich sah. 

Manchen winkte ich zu, weil ich genau wusste, dass ich auch auf dem Foto gelandet war, was die meisten dann doch etwas irritierte, aber das war mir egal. 

"Das dauert ja noch ewig", murmelte ich, hatte den Weg, den Vince mir beschrieben hatte bei Google Maps eingegeben und seufzte etwas theatralisch. Die Sonne war ziemlich drückend und eigentlich war ich furchtbar unpassend angezogen. 

Allem in allem wäre es vermutlich besser gewesen, wäre ich einfach bei Mike geblieben und hätte mit ihm ein Bier getrunken. 

Etwas müde und überhitzt trampelte ich den beiden also hinterher und warf ihnen immer wieder vorwurfsvolle Blicke zu, sagte aber nichts weiter, ließ die beiden einfach weiter Süßholz raspeln, weil sie sich permanent irgendwelche Liebesbekundungen hin- und herwarfen. 

Trotzdem konnte ich mir das Augenverdrehen nicht verkneifen. 

Ich liebte die beiden wirklich sehr und ich liebte, dass sie endlich in einer Beziehung waren, aber sie waren immer noch in der kitschigen, rosaroten Phase und das nun schon seit drei Jahren. Und manchmal war das ziemlich anstrengend. 

Zum Glück kam das nur in wirlich seltenen Momenten so offensichtlich hervor, wie gerade.

Seufzend schlenderte ich den Beiden hinterher, schoss jetzt schon ein oder zwei Fotos, betrachtete aber meistens nur den Rhein, in dem sich die Sonne leicht spiegelte. Außerdem war alles hierunglaublich voll und groß - nichts davon konnte man auch nur in Ansatz mit meiner Heimatstadt vergleichen.

Aber ich war froh, dass in Essen nicht so viele Menschen waren, denn wenn mich jetzt noch einer anrempeln würde, hätte ich mit Sicherheit zugeschlagen.

Und wir gucken UFOs beim Fliegen zu - SDP OneShot-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt