London

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Vincents PoV:

Das hier war mein Traum. Ein riesiger Traum ging in Erfüllung.

In einem riesigen Studio zusammen mit Nico Musil machen, in London. Meiner Lieblingsstadt. Ich konnte es noch gar nicht glauben und ich war immerhin schon fast eine Woche hier.

Langsam kam ich sogar mit dem Mischpult klar.

"So, Leute. Ich würde sagen, es reicht für heute. Wollen wir noch was trinken gehen?", verkündete Nico und strahlte mich an.

Und ich strahlte sofort zurück.

"Gerne. Aber um 22 Uhr bin ich zum Telefonieren mit Dag verabredet", antwortete ich und fing schon an, alle meine Sachen zusammen zu packen. Wir hatten jetzt schon die ganze Woche nichts von einander gehört. Dag war sehr verständnisvoll gewesen, als ich ihm gesagt hatte, dass ich mein Handy hier nur zum Arbeiten nutzen würde. 

Nico nickte schnell, packte seine Sachen ebenfalls zusammen. Gemeinsam verließen wir das Studio und gingen in die nächste Cocktailbar. 

Die Stimmung war gut und ausgelassen. Wir freuten uns alle, dass wir hier so gut voran kamen und schon einiges produziert hatten. Niemand wollte so wirklich nach Hause und zum Glück blieben wir auch noch zwei Wochen. 

Nur Dag fehlte mir. Was er wohl gerade machte? Ob er auch genug schlief und aß?

Meine bessere Hälfte hatte sich die letzte Zeit, bevor ich geflogen war, ziemlich komisch verhalten. Und wenn ich nicht so eingespannt gewesen wäre, hätte ich mir sicherlich auch mehr Sorgen gemacht. 

Die Zeit verging rasend schnell. Als ich auf die Uhr sah, war es schon halb elf. 

"Fuck, Dag!", rief ich schnell, drückte Nico noch ein paar Scheine in die Hand und lief dann ins Hotel. 

Mit zitternden Händen rief ich Dag per Videochat an. Hoffentlich war er nicht sauer. Ich wollte jetzt nicht streiten. 

Es dauerte eine Weile, bis er ans Handy ging. Er sah auch nicht sauer aus, eher traurig und müde. In Deutschland war es auch schon fast null Uhr. 

"Hey, mein Schatz. Tut mir wahnsinnig leid, ich hab die Zeit vergessen, ich war noch was trinken mit Nico und...", redete ich sofort drauf los. 

"Schatz, ist schon gut", unterbrach mich Dag und rieb sich über die Augen, "Ist alles gut. Ich bin froh, dass du anrufst."

Ich lächelte erleichtert. Aber ich hatte ein mieses Gefühl. Irgendwas stimmte an diesem Bild nicht, wie Dag aussah. 

"Wie ist es denn in London? Hast du schon die Queen gesehen?", Dag rang sich ein Lächeln ab, aber ich konnte es ihm einfach nicht abkaufen. Es erreichte seine Augen nicht, die mir sowieso seltsam glasig vorkamen. 

Er sah allgemein nicht gut aus. Die Haare klebten ihm fettig im Gesicht und er sah selbst über das Telefon blass aus. 

"Die ist doch gestorben, Schatz", meinte ich und lächelte, "Wie geht's dir denn?"

Er zuckte zusammen, als wenn ich ihn auf frischer Tat ertappt hätte. "Mir geht es gut, Schatz. Mir ist nur langweilig ohne dich."

Ich wollte ihm so sehr glauben. Dag war normalerweise kein Mensch, der mich anlog. Ich konnte mich normalerweise immer darauf verlassen, dass Dag ehrlich und aufrichtig zu mir war.

Aber es kam mir alles so komisch vor. 

"Hast du auch geschlafen und gegessen, Liebling?", fragte ich weiter. Ich zupfte mit meiner freien Hand nervös an der Bettdecke. 

Wieso hatte ich nur gesagt, dass ich eine Woche keinen Kontakt wollte? 

Ich hätte viel besser aufpassen müssen. 

Und wir gucken UFOs beim Fliegen zu - SDP OneShot-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt