Alpträume

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Idee von L_y_D_i. Danke, dass du mitmachst! <3
Ihr könnt mir weiterhin gerne eure Ideen und Wünsche schicken. Ich freu mich ganz dolle, wenn ihr mitmachen würdet!
Ganz viel Liebe <3

TW: Panikattacken; Graphische Darstellung von Erbrechen; Erwähnung von Tod

Vincents P.o.V.:

"Herr Stein, wir können leider nichts mehr für ihn tun."

Meine Ohren schienen zu klingeln, sah den Arzt ganz verständnislos an, als wenn ich seine Worte nicht begreifen konnte. Was sagte er da?

"Die Verletzungen von Herrn Kopplin waren zu schwer. Wir haben alles versucht, aber wir haben ihn immer wieder verloren", er sprach ruhig, als würde er über eine x-beliebige Person sprechen. Das war absurd. Das war Dag. 

Dag war doch keine x-beliebige Person. 

"Es tut mir leid, Herr Stein. Er ist verstorben."

Ich spürte, wie mir das letzte bisschen Farbe aus dem Gesicht wich, alles andere, was der Arzt noch sagte ging in einem lauten Rauschen unter. Meine Augen waren weit aufgerissen, das konnte ich noch spüren. 

"Nein, das kann nicht sein. Nicht Dag."

Immer wieder rollten heiße Tränen über meine Wangen, ich konnte sie in meinem Mund spüren. 

Mein Herz hörte auf zu schlagen - nein, Dags Herz hatte aufgehört zu schlagen. 

Und ich hatte ihm nie gesagt, wie sehr ich ihn liebte, wie sehr ich ihn brauchte. 

Ich brach auf dem Boden zusammen, schrie aus tiefster Seele, während ich mir selber die Ohren zuhielt, die Augen zusammenkniff. Ich wollte keine Welt wahrnehmen, in der Dag nicht mehr am Leben war. 

"Nein, Dag, ich liebe dich doch!"

"Vincent. Vince, wach auf", eine verzweifelte Stimme klang in meinen Ohren, "Ich bin doch hier, ich bin hier."

Ich schreckte aus dem Tiefschlaf, schnappte verzweifelt nach Luft, aber es war, als würden meine Lungen sich nicht damit füllen wollen. Immer hektischer holte ich Luft, aber das einzige was ich spüren konnte, war die nagende Übelkeit. 

Irgendwie konnte ich immer noch nicht zwischen Realität und Traum unterscheiden, wimmerte immer wieder leise Dags Namen und bemerkte nicht, dass ich seine Hand ganz fest umklammert hielt, so fest, dass meine Fingerknöchel schon weiß hervortraten. 

"Ich bin hier, Vincent. Du musst atmen, okay?"

Ich wollte ja, aber mein Herz raste so sehr und so sehr ich mich anstrengte, ich hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Mir wurde ganz heiß, mir lief der Schweiß nur so von der Stirn.

Als würde sich mein ganzer Brustkorb einfach zuschnüren. 

Ich musste würgen, dass der Bus auch noch so schwankte, machte es nicht besser, sprang mit zitternden Knien auf und lief zu der kleinen Bustoilette, wo ich mich heftig erbrach. Genau in diesem Moment fing es sich anzufühlen, als wenn da nur noch die Panik war - nichts anderes. 

Mir liefen die Tränen in den Mund, brachten mich nur noch mehr zum würgen, musste mich wieder übergeben. 

Plötzlich schlangen sich zwei Arme um meinen Oberkörper, brachten mich zum Zusammenzucken, schnappte nach Luft. 

"Konzentrier dich nur auf mich, Vinnie. Ich bin hier und ich verlasse dich auch nicht", konnte ich Dags Stimme an meinem Ohr hören. Mir wurde langsam ganz schwindelig. 

Ich würgte noch einmal trocken, konnte aber nichts mehr erbrechen. 

"Atme durch die Nase tief ein, kurz halten und dann durch den Mund wieder aus, ja?", er atmete mir genau vor, ließ mich dabei nicht los, "Du kannst atmen, keine Angst. Ich bin bei dir."

Ich versuchte seinem Rhythmus zu folgen, atmete tief durch und spürte nach einer ganzen Weile, wie sich die Panik wenigstens ein wenig legte. 

Ich konnte seine Finger unter meinem Kinn spüren, wie er mich dazu brachte, ihm ins Gesicht zu sehen, unsere Nasenspitzen nur Millimeter voneinander entfernt. 

"Siehst du? Ich lebe. Ich atme", er schenkte mir ein schwaches Lächeln, "Ich bin bei dir, Vincent."

Mein Herz raste immer noch und ehe ich mich versah, hatte ich mich reflexartig an ihn geklammert, das Gesicht fest an seinem Hoodie vergraben. Immer wieder brach ein leises Schluchzen aus mir heraus. 

Er roch so verdammt gut, so nach Dag.

Ich beruhigte mich weiter, blieb einfach nur erschöpft in seinen Armen liegen, dicht an ihn gekuschelt. "Es hat sich so echt angefühlt."

"Ich kenn das", murmelte er leise, strich über meinen Rücken, zog mich näher an sich, "Aber es war nur ein Alptraum. Auch wenn er so schlimm war."

Zaghaft brachte ich ein Nicken zustande. 

Für einen Moment schloss ich die Augen - aber dann verstand ich, was mir der Alptraum sagen wollte. Ich musste Dag sagen, was ich für ihn empfand, bevor es zu spät sein würde. 

Ruckartig löste ich mich von ihm, sah ihn mit großen Augen an, auch wenn ich das Gefühl hatte, das alles flimmerte. "Ich muss dir noch was sagen, Dag, ganz dringend."

"Du musst es nicht sagen, Vincent", er fing warm an zu lächeln, nahm meine Hand, "Ich liebe dich auch."

Mir blieb der Mund offen stehen, während sich meine Wangen rot färbten. "Woher weißt du-?"

"Du hast im Schlaf gesprochen. Ist das jetzt wichtig?", er kam meinem Gesicht etwas näher, bevor er mir ganz zärtlich und schüchtern einen Kuss auf die Lippen hauchte, seine Hand in meinen Nacken legte und ihn zärtlich kraulte. 

Ich zögerte erst, ehe ich vorsichtig den Kuss erwiderte. Einfach so. Mitten auf unserer kleinen, muffigen Bustoilette.

Das kleine, erleichterte Seufzen konnte ich mir nicht verkneifen, schlang vorsichtig die Arme um ihn und zog ihn mehr zu mir.

Ich wusste nicht, wie lange wir uns einfach nur küssten, bis ich mich leicht atemlos von ihm löste, seinen Atem noch auf meinen Lippen spüren konnte.

"Lass uns zurück ins Bett, es ist noch viel zu früh", wieder dieses warme Lächeln, "Aber du schläfst bei mir."

"Okay", murmelte ich, hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen und ließ mich anschließend von ihm mit in seine Koje ziehen.

Sofort schlang ich die Arme um ihn und kuschelte mich ganz dicht an ihn, das Gesicht in seinem Hoodie vergraben, konnte spüren, wie er immer wieder durch meine Haare hindurch strich.

"Hoffentlich hat nicht die ganze Band das jetzt mitbekommen", nuschelte ich leise, gähnt leicht und sah müde zu ihm hoch. Die Panik hatte mich ausgelaugt.

"Oh, ich glaube schon, aber das ist nicht schlimm. Die haben sich doch eh schon Shippingnamen für uns ausgedacht", Dag grinste mich leicht an, hauchte einen Kuss auf meine Schläfe.

Ich brummte zufrieden, kuschelte mich noch enger an ihn.

"Ich liebe dich."

Das "Ich liebe dich auch" hörte ich gerade noch so, dann war ich eingeschlafen.

Und zwar ganz ohne Alpträume.

Und wir gucken UFOs beim Fliegen zu - SDP OneShot-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt