Seelenverwandte - AU - II

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20 Jahre später

Dags P.o.V.:

Müde lag ich in meinem Bett, starrte die Decke an. Ich sollte aufstehen, ins Studio gehen, mich mit meinem besten Freund treffen - aber ich hatte das Gefühl, dafür nicht mehr die Kraft zu haben. 

Immer wieder strich ich über meinen Unterarm, dort, wo vor zwanzig Jahren noch der erste Satz, den Vincent je zu mir gesagt hatte, gestanden hatte. Wie konnte das jetzt so lange her sein?

Ich vergrub mein Gesicht in dem Kissen und murrte verzweifelt, krallte mich in den Stoff. 

Beste Freunde, allerbeste Freunde. Ich konnte das nicht mehr ertragen. 

Ich wollte, das wir mehr sind, schon seit wir uns kannten, wollte ich mehr sein - aber Vincent stand sehr offensichtlich auf Frauen und ich bekam es immer wieder reingedrückt. 

Ständig war Frauenbesuch bei uns im Studio, noch häufiger, als vorher. Manchmal wünschte ich mir, dass Vincent einfach eine Freundin finden würde, dann wären es wenigstens nur eine Frau, an die ich mich gewöhnen musste. 

Eigentlich waren Vincent und ich schon vor einer Stunde verabredet gewesen, aber ich hatte immer noch keine Nachricht. Mittlerweile war es ihm wohl egal. 

Trotzdem rappelte ich mich langsam auf, zog mir frische Klamotten an und putzte mir die Zähne. Sollte wieder irgendeine Frau im Studio sein, wollte ich wenigstens nicht total zerstört aussehen. 

Mit meinem klapprigen Rad fuhr ich zum Studio und stellte es vor dem Gebäude ab, zog meinen Schlüssel hervor und verzog das Gesicht, als ich durch die Tür recht verdächtige Geräusche hörte. 

Ich entschloss die Tür trotzdem auf, entschloss mich in der Zeit einfach mit einem Kaffee in die Küche zu setzen. Aber von den Geräuschen bekam ich noch heftige Kopfschmerzen. 

Mürrisch nippte ich an meinem starken Kaffee, damit ich etwas wacher wurde, und versuchte den Rest auszublenden. Aber das war wirklich schwierig. 

Diese Dame war wirklich laut, es war für Vincent wirklich Glück, dass die Wände dick waren und wir hier auch keine näheren Nachbarn hatten. 

Kurz bevor ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, erreichten die Geräusche ihren Höhepunkt erreichten. Wieder verzog ich das Gesicht, die Kopfschmerzen wurden heftiger. 

Manchmal wünschte ich echt, dass Vincent und ich der Fehler in dem System der Seelenverwandten waren. Dass ich bald einen neuen Spruch auf meinem Arm stehen hatte, irgendjemand, der die selben Gefühle haben würde, wie ich. 

Aber das war unmöglich, es hatte noch nie Fehler dabei gegeben. 

Ich kämpfte gegen das nackende Gefühl in mir, kippte den Rest Kaffee herunter und goss mir direkt die nächste ein. 

"Hast du auch einen für mich?", ich zuckte zusammen, als ich Vincents Stimme plötzlich hörte, sah ihn an und sofort wieder weg. Er war nur in Boxershorts bekleidet. 

Als sein bester Freund sollte mir das nicht unangenehm sein, wir sahen uns oft oberkörperfrei, wenn wir auf Tour waren, in einem Bus schliefen. Aber es wurde immer schwieriger, das ganze zu ertragen. 

"Für dich doch immer, Vinne", ich versuchte zu lächeln, goss ihm ebenfalls eine Tasse ein, während er sich mir gegenüber setzte. 

Vincent nahm einen kräftigen Schluck, seufzte zufrieden auf. 

Ich starrte auf seinen Unterarm, ich konnte einfach nicht wegsehen. Es zerrte an meinem Herzen. 

Das vor mir, war mein bester Freund seit zwanzig Jahren, wir hatten so viel Scheiße zusammengebaut. Aber er war eben auch mein Seelenverwandter. 

Und wir gucken UFOs beim Fliegen zu - SDP OneShot-SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt