»Tanner? Tanner?«, Zion tippte den großen, schlaksigen Mann an, welcher mit dem Rücken zu uns gerichtet stand. Hinter der Bar war es eng, weswegen ich hingegen dicht an Zion gepresst stehen musste, was mein Herz aus irgendeinem absurden Grund schneller schlagen ließ. Vor der Bar war zum Glück gerade nicht so viel los, weswegen man in einigermaßen normaler Lautstärke reden konnte. Trotzdem schien uns Tanner erst nach Zions viertem Versuch zu bemerken und drehte sich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu uns um. Sein Blick fiel sofort auf mich. Nervös strich ich durch meine Haare und versuchte, so unschuldig wie möglich auszusehen.
»Was gibt's, Zion?«, fragte er, ohne seinen Blick ein einziges Mal von mir abzuwenden. Ich bekam eine Gänsehaut. Seine dunklen Augen schienen komplett durch mich hindurchzusehen. Die Sommersprossen auf seinem Gesicht ließen ihn - so wie Zion gesagt hatte - jünger als er eigentlich war-, sowie frecher wirken. Sein braunes Haar stand verwuschelt in allen Himmelsrichtungen von seinem Kopf ab. Zion hatte recht. Tanner sah schon ganz gut aus. Gerade als Zion zu einer Antwort ansetzten wollte, stellte Tanner eine neue Frage: »Wer ist diese Schönheit? Wie heißt du?« Ich schluckte und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als mir Zion zuvor kam. »Das ist Nancy Taylor. Sie ist eine entfernte Cousine von mir und gerade hier zu Besuch.« Dann warf er mir einen warnenden Blick zu, nach dem Motto: Lass mich den Redepart übernehmen. »Ich dachte ich stelle sie dir mal vor. Ihr würdet euch bestimmt super verstehen.« »Ist sie denn single?« Ich bemühte mich, mein Gesicht nicht angeekelt zu verziehen, als die beiden über mich sprachen, als wäre ich kaufbare Ware. »Ja, ja, das ist sie. Zumindest noch... im Moment.« Zion zwinkerte seinem Kollegen zu, lehnte sich anschließend zu ihm hin und flüsterte ihm irgendwas ins Ohr. Tanner lachte auf, »Ohhh, verstehe. Zion, du bist echt cool, danke. Du hast was gut bei mir.« Auf Zions Gesicht schlich sich ein breites Grinsen und anhand dieses Gesichtausdrucks erkannte ich, dass alles genau nach seinem Plan lief. Ich zuckte heftig zusammen, als ich aufeinmal Tanners Arm an meiner Hüfte spürte. Seine andere Hand griff nach meiner und er drehte mich einmal unter dieser, was natürlich nur dazu diente, dass er meinen Körper abchecken konnte. Tanner pfiff einmal durch seine Zähne. »Heiße Cousine hast du da, Zion.« Als ich einmal schnell in Zions richtung sah, fiel mir auf, dass sein breites Grinsen von vorhin komplett verschwunden war. Stattdessen sah er nun fast schon sauer aus und biss sich angestrengt auf seine Unterlippe.
War das Eifersucht? Damit hatte sich meine Frage von vorhin wohl erledigt. Zion war wirklich eifersüchtig. In dem Moment war ich froh, dass Tanner keine Sekunde lang den Schwarzhaarigen betrachtete, denn dieser Blick war so offensichtlich, dass er unsere Mission hätte gefährden können.Trotzdem presste Zion ein angestrengtes, »Ich weiß«, hervor, »Ihr passt zueinander.« Letzteres war offensichtlich eine dreiste Lüge. Ich fasste mich und sah wieder schüchtern zu Tanner hoch. Was ich als nächstes sagen würde, würde Zion nicht gefallen, aber es war notwendig. »Du gefällst mir, hättest du mal Lust, mit mir auszugehen?«
Im selben Moment bereute ich meine Frage. Scheiße, das war doch viel zu direkt. Es konnte doch nicht so einfach sein, oder?
Nervös wartete ich auf Tanners Antwort und sah während der Redepause dabei zu, wie sich ein Grinsen auf seinen Lippen bildete. »Was ist das denn für eine Frage? Natürlich hätte ich Lust darauf.« Er nahm einen kleinen Notizblock vom Thresen und schrieb seine Nummer darauf. Dann überreichte er mir den Zettel. »Hier hast du meine Nummer«, zwinkerte er mir zu, »Schreib mir einfach. Ich würde echt gerne noch länger mit dir plaudern, nur leider muss ich jetzt weiter arbeiten. Aber wir können unsere Gespräche dann ja bei unserem ersten Treffen nachholen.« Er strich mir noch einmal über meine Seite und beugte sich zu mir, »Es war schön, dich kennengelernt zu haben«, hauchte er dann in mein Ohr. Ich bekam eine Gänsehaut und spürte, wie rot ich wurde. Als Tanner sich wieder von mir entfernte, fiel ihm das auch sogleich auf, aber kommentierte es lediglich mit einem breiten Grinsen. Dann fiel sein Blick auf Zion, welchem er nocheinmal dankend zunickte. Anschließend wendete er sich von uns ab und machte sich wieder an seine Arbeit.
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This Person Will Not Exist
Mystery / ThrillerEr wird mich niemals in Ruhe lassen. Er wird immer irgendwie präsent in meinem Leben sein, egal ob physisch oder psychisch. Entweder er oder ich. Sonst wird es nie enden. *ZWEITER BAND VON „This Person Does Not Exist"* ++++ !ACHTUNG! Diese Geschicht...