18.Kapitel

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Nervös spielte ich an meinen Haaren, welche ich mir leicht gewellt hatte. Ich hatte mich mal wieder, wie am Vortag, schick für Tanner gemacht, da das schließlich Teil meiner Mission war. Tanner zu gefallen.
Meine zittrigen Finger tasteten nach dem Schlüsselanhänger mit dem kleinen schwarzen Knopf, den mir Sandor für Notfälle gegeben hatte herum, während ich auf der Klingel von Tanners Apartment herumhämmerte.
Ein genervtes: »Jaaa, ich komme ja schon«, erklang von innen.

Die Tür wurde aufgemacht und augenblicklich wurde ich von oben nach unten von Tanner gemustert. »Fuck siehst du gut aus, da könnt ich gerade schon wieder kommen... wenn du verstehst was ich meine?«, grinste er sein anzügliches Grinsen. In meinem Inneren zog sich alles zusammen, da ich nicht darauf klar kam, wie jemand einen so schlechten und zugleich ekelhaften Witz von sich geben konnte. Mit einem nervösen Kichern versuchte ich die Anspannung in mir zu lösen und ich schob mich an Tanner vorbei in seine Wohnung. »Du hasts ja eilig«, raunte er.

Ja, das hatte ich. Mich interessierte es wie er lebte, was er machte. Ich wollte endlich mal vorankommen in dieser Derek Sache. Ich hielt das alles nicht mehr aus.

»Schön hast dus hier«, gab ich von mir, als ich sein Wohnzimmer begutachtete. Mir gefiel die Wohnung aber eigentlich garnicht. Wenn ich sie irgendwie beschreiben müsste, würde die Stilrichtung „klischeehafter Mafiaboss" wohl am besten zu der Einrichtung passen. Oder aber „Bdsm Bunker", in jedem Fall - es gefiel mir einfach nicht. »Danke danke«, grinste Tanner, »Alles Echtleder hier«, folgte daraufhin stolz. Ich setzte ein gequältes Lächeln auf, »Wow, das ist ja.... beeindruckend.« Nicht.

Ungeduldig fragte ich, »Und wo ist deine Tättowierecke?«, als ich nichts suspektes in seinem Wohnzimmer bemerkte. Tanner trat nun näher an mich heran, nachdem er seine Eingangstür wieder geschlossen hatte.
»Nice, dass du dich so für Tattoos interessierst. Hätte ich nicht gedacht.« »Was soll das heißen?«, fragte ich irritiert nach. »Du siehst halt einfach so typisch feminin aus. Halt wie diese Weiber, die ihren Körper nicht mit Tattoos „verunstalten" wollen. Deswegen bin ich gerade positiv überrascht.« Wie konnte ein Mensch so verdammt viel Scheiße und das auch noch in so einer kurzen Zeit von sich geben? Ich verstand es wirklich nicht.
Ich versuchte malwieder nicht komplett auszurasten.

»Folg mir«, sagte Tanner energetisch und strahlte dabei plötzlich wie ein Honigkuchenpferd. Dieser Typ überraschte mich immer wieder aufs Neue. Ich fragte mich, ob seine Emotion gestellt war, konnte jedoch kein Fünkchen von einer gestellten Mimik erkennen. Er sah gerade das erste Mal aus wie ein ganz normaler Mensch, welchen man nach den Sachen die er liebte, fragte. Das fand ich immer wunderschön. Menschen, die über das redeten, was sie liebten. Sie alle hatten dann den gleichen Ausdruck. Ein wunderschönes Strahlen im Gesicht und diese glänzenden Augen. Aufgrunddessen konnte ich es nicht vermeiden breit mitzulächeln, als ich Tanner so sah. Sein Lächeln war so ansteckend, dass sich bei mir in der Brust ein warmes Gefühl ausbreitete.
Vielleicht war Tanner ja nicht... grundauf böse.
Er wirkte im Moment sogar eher naiv und kindlich, was ich... in Zukunft vielleicht gut ausnutzen könnte.

Tanner riss eine weitere Tür am Raumende auf und winkte mir nocheinmal mit der Hand, um mir zu zeigen, dass ich ihm folgen sollte.
Ich trabte ihm hinterher und bei ihm angekommen, blickte ich auf Zehenspitzen über seine Schulter in den Raum rein, da er mir mit seiner Größe mein gesamtes Sichtfeld versperrte. Er schaute mich nun direkt an, vollführte eine elegante Drehung und streckte mir seine Hand hin. Verdattert blieb ich wie angewurzelt stehen.

»Treten Sie ein werte Dame, dort drüben ist der Stuhl, auf welchem Sie Platz nehmen können. Haben Sie einen Termin? Welches Tattoo darf es heute für Sie sein?«, rief er enthusiastisch, während ich mich fragte, ob dieser verrückte Typ eigentlich eine Persönlichkeitsstörung hatte. Wobei ich diese Seite von ihm weitaus besser leiden konnte, als die, wo er mich ständig sexualisierte und ekelhaft anmachte.
Tanners „seriöses" Verkäuferauftreten brachte mich nun doch tatsächlich ernsthaft zum Lachen. Alle Anspannung fiel für einen Moment von mir ab und ich ergiff seine Hand, »Danke, werter Herr, einen Termin hatte ich zwar nicht ausgemacht, hoffe aber, das dies kein Problem darstellt?"
Er dirigierte mich zum Tättowierstuhl und ich ließ mich darauf sinken, »Keineswegs. Machen Sie es sich gemütlich.« Schon wieder brachte mich seine Aussage und Tonlage, welche drei Oktaven höher war, als seine eigentliche Stimme, zum Kichern und auch Tanner grinste mich wieder an, zum erstem Mal aber nicht anzüglich, sondern wirklich irgendwie... sympathisch. Kann der bitte immer so drauf sein? Dann würde ich ihn wahrscheinlich sogar wirklich mögen.

This Person Will Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt