»Hier ist nichts!«, frustriert ließ ich mich an der Wand, in der Nähe der Bar hinuntersinken.
Sandor tastete währenddessen immernoch die Spiegel ab. Er sah zu mir rüber, »Du hast recht, hier scheint echt nichts zu sein«, zerknirscht biss er sich auf die Lippe, als er zu mir trat, »Naja, einen Versuch wars wert«, sagte er und klang dabei so tief enttäuscht, dass ich einen Stich in meinem Herzen spürte. »Es tut mir leid«, nuschelte ich und sah zu Boden.
Ich fühlte mich, als hätte ich mal wieder verkackt. Was sollten wir jetzt tun? Wir waren wieder fast am Anfang, ohne richtige Anhaltspunkte. Wir hatten jeden verdammten Spiegel in diesem verdammten Club abgesucht und Sandor hatte sogar schon übereifrig Tarnmasken für über die Augen mitgenommen, falls wir Zutritt bekamen, um unsere Identität zu schützen.
Er hatte sich so gefreut und deswegen fühlte sich das gerade wie die größte Niederlage in meinem gesamten Leben an.
Frustriert seufzte ich, während Sandor unnötig Laut aufstöhnte. Ich hob eine Augenbraue und sah ihn an, »Was ist los?«. Der Angesprochene beäugte seine linke Hand von allen Seiten.
»Wir haben nichts gefunden, aber bei der Suche habe ich meinen verdammten Ring verloren.« »Ein Ring?«, mir war vorher ehrlich gesagt nie aufgefallen, dass Sandor einen Ring trug. »Bist du verlobt?«, meine Augenbrauen hoben sich noch mehr. »Ach quatsch nein, den Ring hat mir meine Mom geschenkt, so als eine Art Erbstück. Er ist mir sehr wichtig, auch wenn ich ihn nur manchmal trage. Er erinnert mich an sie, an die Zeit bevor sie entführt wurde. Ich habe ihn immer als Glücksbringer angezogen. Verdammt, und jetzt ist er weg!« Sandor wurde lauter und seine Stimme zitterte. Wüsste ich es nicht besser, würde ich vermuten, dass Sandor gleich anfangen würde zu weinen. Aber der Schwarzhaarige biss sich nur angestrengt auf die Lippe und versuchte Ruhe zu bewahren.»Wo hattest du ihn denn zuletzt?«, langsam richtete ich mich wieder auf und klopfte meine Jeans zurecht, die Falten in alle Himmelrichtungen aufwies. »Keine Ahnung, vielleicht hinten an der Bar? Da war ich zumindest zuletzt.« »Alles klar«, ich lief hinter die Bar, »Den werden wir ja wohl wenigstens noch finden.« Sandor folgte mir, »Wir müssen uns aber beeilen, wir haben nicht mehr so lange, bis die ersten Mitarbeiter des Clubs kommen.« »Jaja«, entgegnete ich nur abwesend und ging in die Hocke, um besser den Boden inspizieren zu können.
»Welche Farbe hat er denn?« »Schwarz.«, na toll, auch das noch. Einen schwarzen Ring auf einem schwarzen Boden zu finden war nicht die leichteste Aufgabe. Sandor setzte sich nun neben mich und gemeinsam tasteten wir den Boden ab. Dabei bewegte ich mich immer weiter auf die Wand zu, als mit etwas auffiel.
»Hey Sandor, schau mal da... der Spiegel hier hat einen kleinen Abstand zum Boden. Vielleicht ist der Ring dort drunter?« Der Schwarzhaarige drehte sich zu mir um, »Von der Größe würde es schonmal passen.«
Das war mein Kommando, um meine Finger unter den Spiegel zu schieben. Nach etwas herumsuchen, spürte ich etwas an meiner Hand, »Ich glaube ich habe ihn! Aber verdammt, er liegt etwas weit hinten.« Ich legte mich nun quer auf den Boden, um die Position des Rings besser ausmachen zu können.
»Verdammt Sandor...«, flüsterte ich dann. »Ich glaube wir haben den geheimen Raum gefunden.«
»Was?!«, wurde er direkt hellhörig. »Ja... es sieht so aus, als wäre hier hinter diesem Spiegel noch ein Raum. Und hier unten... ist dein Ring.«, ich zog ihn mit etwas Anstrengung raus, da ich meine Finger wie ein Weltmeister strecken musste, aber legte diesen schließlich stolz vor Sandors Schuhe. Dieser bedankte sich, ich machte mich jedoch direkt wieder an die Arbeit.»Wie sollen wir dort reinkommen? Wir haben doch alles abgetastet, einen Türknauf gibt es nicht.« »Es muss einen versteckten Türöffner Mechanismus geben«, wie wild tastete ich den Rahmen des Spiegels ab, welcher sich parallel zum Boden befand. Und ich wurde tatsächlich fündig. Dort war ein Knopf am Bodes des Spiegels und als ich diesen drückte, hörte man ein Klacken, als wäre etwas entriegelt worden.
Aufgeregt setzte ich mich wieder auf und sah Sandor an, »Bist du bereit?«.
Er schüttelte den Kopf, dann hielt er mir die Masken hin, welche mich an diese klischeehaften Maskenbälle in Filmen erinnerten. »Das hier ist kein Film, Sandor.«
»Nein, das ist die bittere Realität und gerade deswegen will ich, dass wir lieber vorsichtig sind. Und in der Öffentlichkeit bin ich Zion für dich, Nancy.«Widerwillig griff ich nach einer der beiden schwarzen Masken und band sie mir um die Augen. Ich fühlte mich verdammt lächerlich nur durch die Augenschlitze hindurch zu schauen. Zion band sich die Maske ebenfalls um, dann drückte ich vorsichtig gegen die Tür. Es passierte nichts. Also zog ich. Und sie schwang tatsächlich auf. Zion und ich richteten uns auf und ich griff aus Reflex nach seiner Hand. »Ich habe Angst.«, ich sah ihn direkt an.
Er lächelte mir aufmunternd zu, »So lange ich bei dir bin, brauchst du keine Angst haben, ich werde alles tun, um dich zu beschützen.«
Mein Herz klopfte schneller, selbst seine Augen, die durch die Kontaktlinsen eigentlich Eisblau waren, wirkten aufeinmal warm.
Und... ich vertraute ihm.Ich folgte ihm hinter ihm in den Raum, welcher sich durch dessen Länge eher als Flur entpuppte und schloss die Tür hinter mir.
Ich konnte es nicht fassen. Wir hatten einen geheimen Raum gefunden. Aber es war noch stockfinster, weshalb wir für einige Minuten unschlüssig in der Dunkelheit herumstanden.
Ich hasste mich dafür, dass ich in diesem Moment an Sex denken musste. Ich bräuchte mal wieder ein Ventil um den ganzen Stress der letzten Tage abzubauen. Zions atmen war in der Dunkelheit noch besser wahrzunehmen und die Nähe zu ihm, ohne ihn zu sehen, hatte etwas Sinnliches an sich, was mich verrückt machte. Als seine Hand suchend nach meiner Hüfte tastete, entfachte er bei mir ein Feuer, ich wollte ihn hier, jetzt...Plötzlich ging ein Licht an. »Das Erkennungssymbol. Jetzt.«, ertönte eine tiefe, grummelige Stimme.
Mein Herz pochte wie wild, aber Zion schob mich gelassen vor sich her, in Richtung der Stimme. Falls er nervös war, ließ er es sich aufjedenfall nicht anmerken.
In mein Sichtfeld trat ein Typ, breit wie ein Schrank. Zion würde fast zwei mal in ihn reinpassen, von mir ganz zu schweigen.
Er war komplett volltättowiert, selbst seine Augäpfel waren schwarz. Aber als ich ihn sah, war ich trotz alldem erleichtert, dass er die Tür kontrollierte. Ich kannte ihn nicht, soweit ich das erkennen konnte, denn sein Gesicht war auch größtenteils von einer Maske bedeckt. Zion hatte also doch einen guten Riecher mit den Masken gehabt. Obwohl die Maske des Türstehers eher lächerlich wirkte... es war nämlich eine Goofy Maske. Seltsam.
Aber wäre es jemand gewesen den wir kannten - Derek oder Tanner - wollte ich mir garnicht ausmahlen, was dann passiert wäre.Zion streckte ihm seinen rechten Unterarm hin, wo er uns das katzenartige Auge tättowiert hatte. Und es war eigentlich ganz gut geworden, sowohl bei mir, als auch bei ihm. Die kleinen Schönheitsfehler schienen dem Türsteher nicht aufzufallen, als er unsere Symbole betrachtete. Dann nickte er. »Handys her«. »Was, nei-«, setzte ich verzweifelt an, als ich daran dachte, dass wir dann keine Hilfe mehr verständigen könnten. Keine Polizei. Kein garnichts.
Zion drückte meine Hand fest und ließ mich dadurch verstummen. Dann händigte er ohne wenn und aber sein Handy aus, er nickte mir beruhigend zu. Widerwillig gab ich dem Goofy-Typ nun auch mein Handy, welches er zu einigen anderen in eine Box legte mit einer Nummer drauf. Dann gab er mir eben diese Nummer nochmal zum ans Shirt heften, dasselbe tat er bei Zion.
»Ihr könnt eure Handys nach der Vorstellung wieder abholen. Viel Spaß.«, grummelte er. Dann winkte er uns durch.Ich hatte aber so viele Fragen, »Welche Vorste-«, piepste ich, wurde aber malwieder von Zion unterbrochen, welcher mich einfach weiter hinter sich her zog - auf eine rote Tür zu. Als wir außer Hörweite des Türstehers waren, whisperte er mir ein strenges: »Keine Fragen!«, zu. Dann drehte er den Knauf der Tür und öffnete sie langsam.
Ich konnte durch den kleinen Schlitz der leicht geöffneten Tür bereits etwas sehen, was mir ein, »Ach du scheiße«, entweichen ließ.
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This Person Will Not Exist
Mystery / ThrillerEr wird mich niemals in Ruhe lassen. Er wird immer irgendwie präsent in meinem Leben sein, egal ob physisch oder psychisch. Entweder er oder ich. Sonst wird es nie enden. *ZWEITER BAND VON „This Person Does Not Exist"* ++++ !ACHTUNG! Diese Geschicht...