26.Kapitel

136 11 4
                                    

Benommen schlug ich meine Augen auf.
Das erste, was sich in mein Sichtfeld schob, war die Schweinsmaske. »Alles okay?«, fragte eine weibliche Stimme. Da ich noch völlig orientierungslos war, konnte ich nichtmal diese einfache Frage beantworten.
Langsam formten sich die bunten Lichtblitze vor meinem inneren Auge zu einem Raum, welcher komplett schwarz war. Draußen hörte ich dumpf die Schreie vom Publikum.
Wo war ich hier? Das war sicherlich nicht mehr die Frauentoilette. Als ich mich bewegen wollte, bemerkte ich, dass ich nicht konnte.
Urplötzlich stieg Panik in mir auf, als ich wieder Flashbacks an meine damalige Entführung bekam. Ich war malwieder gefesselt. Diesmal an einen Stuhl. »Bitte, keine Panik«, versuchte mich die Frau in der Schweinsmaske fast schon flehend zu beruhigen.

»Wer bist du?«, spie ich ihr entgegen. »Was zur Hölle habe ich dir getan? Und vorallem: wo bin ich?« Sie legte einen Finger an die Stelle, wo ich durch die Schweinsmaske ihre Lippen vermutete, um mir zu signalisieren, dass ich leiser sein sollte. »Du kennst mich nicht. Ich kenne aber dich. Das tut wohl jeder hier.«
Ich wusste, dass sie auf meine Entführung von damals anspielen musste, bei welcher das Redroom Video von mir und Sandor im Darknet landete. »Was passiert jetzt mit mir?«, fragte ich erneut. Ihr Schweigen auf meine Frage verhieß nichts Gutes.

Ich spürte, wie mir heiß und kalt wurde und plötzlich hatte ich eine böse Vorahnung. Ich hatte das Gefühl, das was auch immer mich erwartete, ich es nicht überleben würde.
Ich wusste nicht, welche Sicherung aufeinmal bei mir durchbrannte, aber ich denke es war der Angst zu Sterben geschuldet, dass mein Adrenalin plötzlich hochkochte und ich einfach anfing zu schreien, »LASST MICH EINFACH ALLE IN RUHE IHR VERDAMMTEN ARSCHLÖCHER. ICH HABE KEINEN BOCK MEHR AUF DAS GANZE HIER. LASST MICH EINFACH VERDAMMT NOCHMAL IN FRIEDEN LEBEN.« Das ging inoffiziell an alle in dieser Arena. Offiziell konnte mich nur die Frau mit der Schweinsmaske hören, die gerade erschrocken ihre Hände an ihre Wangen legte. Dann fing ich an mich heftig zu winden. Ich zog wie eine Wilde an den Seilen, mit denen ich gefesselt wurde. Die Frau mit der Schweinsmaske machte gerade eine "bitte-beruhige-dich" Bewegung mit ihren Händen, weshalb ihr entging, dass sich tatsächlich das eine Seil um mein rechtes Handgelenk etwas lockerte. »Bitte, hör auf, er wird sonst sauer«, flehte die Frau nocheinmal. Instinktiv wusste ich, dass sie Derek meinen musste. Sie arbeitete bestimmt für ihn. Wahrscheinlich hatte sie mich schon die ganze Zeit über wo ich hier war beobachtet und verfolgt, und ich hatte es einfach nicht gemerkt.

Gerade als mich diese Erkenntnis durchfuhr, öffnete sich eine Tür. Für einen kurzen Augenblick konnte ich die Arena erkennen. Oh nein, ich war wirklich in einem Vorraum der Arena, das verhieß nichts Gutes. So schnell wie die Tür sich öffnete, schloss sie sich jedoch auch wieder und hervor trat ein mir leider allzu bekanntes Gesicht. »Fuck«, nuschelte ich ergeben. »Verdammt, was ist das hier für ein Scheiß Lärm?!«, fauchte Derek in Richtung der Frau mit der Schweinsmaske, die sich durch seinen harschen Tonfall instinktiv kleiner machte. So wie auch ich. Ich spürte die nächste Panikattacke in mir aufsteigen, als Derek seinen Blick zu mir wandte und auf mich zutrat.

Ihn zu sehen war mein Albtraum. Er war die Manifestation alles Schlechtem in meinem Leben. Dereks dunkel unterlaufene Augen starrten mich so intensiv an, dass ich das Gefühl hatte, dass er in mich hinein sah. Da war nur Hass in seinen Augen übrig für mich.
Abgrundtiefer Hass. Darüber, dass ich ihm damals nicht gerecht werden konnte. Obwohl ich nie etwas falsch gemacht hatte. Er hatte sich dafür entschieden mich zu hassen, da er dachte, dass ich ihn damals mit anderen Männern hintergangen habe. Ich bin für ihn Schuld an allem. Ich bin für ihn die Manifestation alles Bösem in seinem Leben.
Und als Derek nun genau vor mir stoppte und zu mir herabsah, konnte ich an seinem Blick erkennen, dass er gerade dasselbe dachte wie ich. Es gab nur ein Er oder ich. Sonst würde das Ganze hier niemals enden. Also musste einer von uns beiden sterben. Und Derek schien sich - nicht überraschend - für mich entschieden zu haben. »Dein Tod wird meine beste Show«, grinste er mich wahnsinnig an.

This Person Will Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt