13.Kapitel

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Hektisch verließen Mariella und ich das Hotel um sechs Uhr in der Früh und liefen zu ihrem Auto. Nachdem wir unsere Sachen in ihren Kofferraum luden, sprangen wir in das Auto hinein, als würden wir gerade verfolgt werden.
Erst als wir in ihrem Auto saßen und uns ansahen, spürte ich, wie sich die angespannte Athmosphäre löste. »Bist du bereit?«, lächelte Mariella, während sie den Schlüssel ins Zündschloss steckte. Ich nickte, »Lass uns nach Hause.«

Erleichtert lehnte ich mich in dem Autositz zurück und schloss für einen Moment meine Augen. Dieses Wochenende war wirklich viel passiert. Mir kam alles Geschehene plötzlich so surreal vor. Das einzige, was mich wieder in die Gegenwart zurückholte, waren die komischen Geräusche, die Mariellas Auto von sich gab.
Argwöhnisch blickte ich zu meiner Freundin.
»Mariella? Was ist los?« Die Angesprochene drehte immer wieder panisch den Schlüssel im Schloss hin und her. »Es springt nicht an! Wieso springt es nicht an?!« Mein Herz setzte einen Schlag aus. Nein. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. »Hast du den Schlüssel richtig drin?«, fragte ich aufgebracht. »Natürlich Rachel!! Es funktioniert aber nicht!«
»Fuck!«, fluchte ich, als Mariella das Auto auch nach fünf weiteren Versuchen nicht ansprang.
Sie stieg aus und öffnete die Motorhaube. Wie betäubt blieb ich sitzen. Ich wollte nicht noch mehr Nächte in diesem Hotel verbringen, in welchem wahrscheinliche Mafiamitglieder hausten.

»Ich kann nichts finden!«, rief mir Mariella panisch zu, »Ich habe keine Ahnung, wieso es nicht fährt. Fuck. Was machen wir denn jetzt?!« Als sie die Motorhaube wieder schloss, fielen mir ihre glasigen Augen auf. Es sah aus, als würde sie gleich anfangen aus Verzweiflung zu weinen.

Ich biss mir auf die Unterlippe als ich fieberhaft überlegte. Die Busse streikten im Moment. Eine Zuganbindung gab es hier in der Nähe nicht. Sollten wir einfach mit dem Taxi fahren? Das war aber ganz schön teuer, ich hatte für unsere zwei Übernachtungen nur wenig Geld mitgenommen, welches ich im übrigen komplett in den Friseur und unsere Clubbesuche investiert hatte. Mariella ging das ganz genau so. »Ich habe keine Ahnung was wir jetzt tun sollen.«, hauchte ich, als sich meine Freundin wieder frustriert neben mich ins Auto setzten. »Sollen wir nicht direkt einfach den Abschleppdienst rufen?«, fragte ich vorsichtig. »Das machen wir, wenn wir unsere Sachen zuhause abgestellt haben«, bekam ich schnippisch zurück. »Aber wie sollen wir das denn jetzt anstellen?!«

Nach einigen Minuten der Stille, sah Mariella mich plötzlich direkt an. »Ich weiß es. Ruf deinen Barfreund an. Wie hieß er doch gleich? Zion?« Mit großen Augen sah ich sie an. »Niemals.«, rutschte es sofort aus mir heraus. »Wieso denn nicht? Fragen kostet nichts, es wäre total lieb, wenn er uns nach Hause fahren würde. Kannst ihn dann ja als Wiedergutmachung auf einen Kaffee einladen, ich glaube er mag dich nämlich richtig.« Entgeistert starrte ich sie an.
Was wäre, wenn Mariella Zion als Sandor wiedererkennen würde? Oder sie generell zu viele Fragen stellen würde? Ich schluckte.
Und war er eigentlich sauer auf mich? Gestern im Club hatten wir uns nicht verabschiedet, weil er einfach wegrannte, nach dem Gespräch mit Tanner.
Aber sie hatte recht, es wäre an sich eine gute Idee ihn zu fragen und mit Sicherheit war es auch die unkomplizierteste Idee. Also schob ich meine Zweifel für einen kurzen Moment beiseite. »Na gut, ich kanns ja mal probieren.« Ich suchte Zion in meinen Kontakten und klickte auf „anrufen". Als bereits seit einer Minute das Freizeichen zu hören war, wollte ich fast aufgeben. War er überhaupt schon wach? Immerhin war es erst sechs Uhr morgens.

Gerade als ich auflegen wollte, ertönte doch eine tiefe, kratzige Stimme. Ich bekam eine Gänsehaut. Das war also Zions Stimme am Morgen. »Rachel? Was gibt's?«, fragte er verschlafen. »Ehmmm...«, plötzlich spürte ich, wie meine Wangen heiß wurden und ich anfing zu stottern. Verdammt Rachel, krieg dich wieder ein. Ich räusperte mich, »... Wir haben hier ein kleines Problemchen.« Plötzlich schien Zions Müdigkeit wie weggeblasen, »Was für ein Problem?«, fragte er sorgenvoll, er schien wohl nicht nachtragend wegen gestern zu sein. Besser so. »Eine Freundin von mir... Mariella und ich-« »Mariella? Die Schwarzhaarige, die damals mit dir im Café zusammengearbeitet hat?« Entsetzt linste ich zu der Schwarzhaarigen neben mir, ich hatte Angst, dass sie Zions Frage mitgehört haben könnte und mich fragen würde, woher er sie denn kannte. Doch Mariella starrte lediglich frustriert ins Leere und schien ganz in ihrer eigenen Welt zu sein.

This Person Will Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt