Bonuskapitel (Dereks Story)

115 9 5
                                    

POV Derek

Wie immer hatte ich keine Lust auf Schule. Ich wollte mich nicht diesen tagtäglichen Hänseleien aussetzen, nur weil ich etwas mehr wog als der Rest meiner Mitschüler. Nur deswegen hatte man mich als Opfer auserkoren. Das war in der Grundschule so, und es war auch jetzt, in der weiterführenden Schule so. Obwohl es erst meine dritte Woche in der fünften Klasse war, war ich bereits das Mobbingopfer eben dieser. Bis von „Fettsack" zu „Du bist eh nichts wert, bring dich doch einfach um", hatte ich bereits alles schon gehört, wurde bereits an jeder Körperstelle mindestens einmal getreten oder geschlagen. Und ich war einfach zu schüchtern und zu ängstlich etwas dagegen zu sagen, oder zu tun. Ließ es einfach so über mich ergehen.
Mein Problem war, dass mein Zuhause kein besserer Ort war. Die Schläge meines Vaters meiner Mutter und mir gegenüber taten mir physisch und psychisch mehr weh, als alles, was ich bisher in der Schule erlebt hatte. Ich hatte eine solche Angst vor meinem Vater.
Ich hatte eine solche Angst davor, was er als nächstes tun könnte. Er war unberechenbar.

Wie jeden Tag, versuchte ich mich an seinem Arbeitszimmer vorbeizuschleichen, damit ich kein Opfer seiner Wutausbrüche werden konnte. Nur die Treppe runter und ich wäre an der Tür und weg. Das Problem war, das mein Vater seine Tür immer einen Spalt offen ließ, damit er kontrollieren konnte, wann wer wie wohin ging. Ich konnte nicht anders und musste an diesem Tag einfach einen Blick in den Spalt hineinwerfen, da ich aus seinem Zimmer komische Geräusche hörte. Diese wurden fast von dem Schreien und Weinen meiner Mom aus dem Keller übertönt. Dort, wo er sie nun bereits seit zwei Wochen gefangen hielt. Ihre Klageschreie waren mittlerweile zu einer ständigen Melodie geworden. Ich hatte den Schlüssel zur Kellertür bisher noch nicht finden können, um meiner Mutter zu helfen.

Zu diesem Zeitpunkt waren aber neben dem Schlüssel die Geräusche aus dem Zimmer meines Dads interessanter. Schockiert blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich sah, was er machte. Er saß - wie immer - an seinem Computer. Auf dem Bildschirm konnte ich ganz viele junge Mädchen erkennen. Vielleicht so in meinem Alter. Erst jetzt konnte ich das Geräusch lokalisieren. Es war ein starkes Ein- und Ausatmen von meinem Vater, während er seine rechte Hand in seinem Schoß auf und ab bewegte. Was zur Hölle?

Als mein Fluchtinstinkt einsetzte, versuchte ich hektisch, aber leise, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Leider hatten wir ein sehr altes Holzhaus, was sofort protestierend und laut unter meinen Kilos knarzte. Verdammt. Jetzt war nurnoch rennen eine Option. Ich sprintete los in richtung Ausgang. Kurz vor der Tür wurde ich am Kragen gepackt und ruppig hochgehoben, sodass mir die Luft wegblieb.
Mein Vater hob mich direkt vor sein Gesicht und zwang mich somit ihn anzusehen. »Du hast dich noch garnicht bei mir verabschiedet«, grinste er wahnsinnig. Seine braunen dunklen Augen starrten mich genau an. Ich bekam immer Angst, wenn er so schaute. »T-Tut mir leid«, winselte ich. »Bitte bitte, lass mich gehen, sonst komme ich zu spät zur Schule«, flehte ich weiter. »Das wollen wir ja nicht«, entgegnete er gespielt fürsorglich.
Fast schon zu sanft setzte mich mein Vater wieder auf dem alten Holzboden ab. Ich wusste, was nun kommen würde. Seine Faust landete erst auf meinem rechten Auge, dann in meinem Bauch, sodass ich heftig keuchen musste. »Du und deine Mutter waren meine größten Fehler.«, zischte er. Als er nochmal ausholte, wurde er von einem Klingeln unterbrochen und hielt inne.

Dann riss er die Tür auf. Dort standen zwei komplett in schwarz gekleidete Männer. »Ach ihr seids«, begrüßte mein Vater die beiden Männer lässig. Dann schlugen sie beieinander ein.
»Geh jetzt, Derek«, sagte er bestimmerisch.
Mit großen Augen sah ich die beiden Männer an. Sie waren bereits öfters hier gewesen und ich hatte vor ihnen mindestens genauso viel Angst, wie vor meinem Dad. »Wir drei... kümmern uns jetzt erstmal um deine Mutter«, zwinkerte mir mein Vater zu. Schockiert wollte ich etwas erwidern, irgendwas, aber er schubste mich bereits schon aus der Tür heraus, sodass ich auf hartes Bordsteinpflaster fiel und knallte die Tür hinter mir zu.

This Person Will Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt