Epilog

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POV Hunter

Ich war inzwischen vierzehn Jahre alt. Heute war der zehnte Todestag meiner Mama. Ich konnte mich leider fast garnicht mehr an sie erinnern. Aber so wie ich mit meinem Dad, meiner Oma Dianne und ihrem neuen Mann Mike, meiner Tante May und einer guten Freundin von May, Namens Mariella, am Tisch saß und wir über sie redeten, war ich mir sicher, dass sie eine tolle Frau gewesen sein musste, die mich mit allem was sie hatte beschützt hatte wie eine Löwin und mich unglaublich geliebt hatte. Ich hätte sie gerne richtig kennengelernt.

Wir saßen in dem Café, in dem meine Mom damals gearbeitet hatte. Das machten wir nun schon seit zehn Jahren immer an ihrem Todestag so. Die nette alte Dame, die es ursprünglich betrieb, Mrs. Hill, war leider vor kurzem verstorben. Mariella hatte es nun übernommen. Diese hatte uns vor ein paar Minuten erst Kaffee auf den Tisch gestellt und sich danach zu uns gesellt. Mir natürlich einen Kakao, ich mochte schließlich keinen Kaffee. May meinte dann immer: »Ich würde noch irgendwann auf den Geschmack kommen«. Aber ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Bäh. Ekelhafte Brühe.

Die Tür des Cafés öffnete sich gerade und jemand anderes stürmte herein. Onkel Theo.
»Tut mir leid, dass ich mich etwas verspätet habe«, schnaufte er hektisch, als er sich neben meinem Dad an dem letzten freien Platz des Tisches niederließ. Wir anderen begrüßten ihn freudig. Dad schlug bei ihm ein, die beiden waren inzwischen sowas wie beste Freunde. »Ich wurde gerade eben befördert«, grinste der Blonde dann. »Ich bin jetzt Chef meiner Abteilung.« Dianne sah ihn mit großen Augen an, »Das ist ja super Theo, das hast du auch wirklich verdient. Glückwunsch.« May lächelte stolz, »Ich hätte auch nichts anderes von dir erwartet.« Theo hatte sich seit dem Tod meiner Mama auf Stalkingfälle spezialisiert. Und er hatte ausnahmslos jeden Fall mit Bravour gelöst. Selbst den Stalker und Mörder meiner Mama hatte er gefasst und hinter Gitter gebracht. An ihn konnte ich mich ebenfalls kaum erinnern und das war auch gut so. Manchmal bekam ich kleine Ausschnitte als Flashbacks. Ich sah eine Arena. Wie Leute gefoltert wurden. Wie ein großer dunkelhaariger Mann mich schlug. Ich hatte das Gefühl, dass ich seitdem etwas abgestumpft war gefühlsmäßig. Aber meine Familie tat ihr bestes, dass mich meine Erfahrungen von damals nicht in Mitleidenschaft zogen. Und bis jetzt funktionierte das auch ganz gut. »Wie läuft's denn bei dir eigentlich so in der Schule, Hunter?«, fragte mich nun Mike. Ahh, ich hasste diese Standart-Smalltalk Fragen, aber da musste man auf Familientreffen wohl durch. Mike stellte mir aber circa einmal in der Woche diese Frage und es nervte langsam. »Ganz gut, eigentlich. Ich komme bis jetzt gut klar und habe ein paar coole Freunde.« Dad verdrehte die Augen neben mir. »Deine „Freunde" sind ein schlechter Einfluss.« »Garnicht wahr!«, rief ich empört, »Die sind cool. Du hast ja keine Ahnung.« »Hmm-hmm«, brummte er nur als Antwort. Mariella bemerkte die Spannung zwischen mir und meinem Dad und grätschte mit einem, »Unnnd? Wie sieht's aus mit Mädels?«, herein und wackelte dabei mit den Augenbrauen.
»Ähhhh...«, augenblicklich wurde ich rot, als ich sofort an die Neue in meiner Klasse denken musste. Sie hatte eine kleine Stupsnase, rote Haare und große braune Augen. Sie war etwas stiller, aber lieb. Sie hatte mir letztens ihren Radiergummi geliehen und irgendwie bekam ich immer ein Kribbeln im Bauch, wenn ich diesen ansah. Ich musste ihn ihr noch zurückgeben. »Mariella! Er ist erst vierzehn!«, rief meine Oma nun empört. Mariella lachte als Antwort. Auch ich musste schmunzeln. Die Schwarzhaarige war echt verrückt, aber ich mochte sie. Ich ging aber auch irgendwie davon aus, dass sie meinen Dad mochte. Sie sah ihn die ganze Zeit schon auf so eine spezielle Weise an. Dass sie gerade, »Und wie sieht's bei dir mit Frauen aus, Sandor?«, fragte, bestätigte mich nur in meiner Vermutung.

Mein Dad zuckte mit seinen Schultern. »Seit Rachels Tod habe ich es mit niemandem mehr probiert.« Mariella nickte betroffen. »Und es ist nicht so, als hätte er nicht die Möglichkeit dazu gehabt«, platzte ich heraus. »Hunter!«, zischte mein Dad mir warnend zu. Die anderen lachten auf. Sandors stechend grüne Augen fixierten mich. Trotz seinen nun Ende dreißig Jahren, war er immernoch ein Frauenschwarm. Ich konnte es verstehen. Selbst ich fand, dass mein Dad sehr männlich und gut aussah. Die kleinen Falten in seinem Gesicht deuteten zwar an, dass er älter wurde, aber der Kontrast seiner auffällig grünen Augen zu den pechschwarzen Haaren lenkten einen von dieser Tatsache ab. Ich hatte nur die besten Gene von meinen Eltern geerbt. Ich war mir sicher, dass ich in ein paar Jahren genauso ein Frauenschwarm sein würde wie mein Dad. Zumindest war das mein Ziel. Gedankenverloren tastete ich mein Gesicht ab. Da war etwas, was Sandor nicht hatte. Sommersprossen. Das war das einzige, was mir von meiner Mama geblieben war. »Ihr zwei seid so süß zusammen«, kicherte May uns zu. Dad wandte seinen Blick wieder von mir ab und fing an zu lächeln. Sandor war wirklich ein guter Vater. Ich liebte es, wie wir uns gegenseitig ärgerten, es machte Spaß. Aber trotzdem wusste ich, dass er immer für mich da sein würde, wenn etwas wäre.

Die einzige Frau in Dads Leben war Jenny, die Mutter meiner Halbschwester Loreen. Sie kam uns ab und zu besuchen, aber Dad dachte glaube ich noch zuviel über Mom nach, um irgendetwas mit einer anderen anzufangen. Er hatte sie wirklich unglaublich doll geliebt. Manchmal sah ich den Schmerz in seinen Augen ganz deutlich, wenn er über sie redete. Manchmal hörte ich ihn weinen, wenn er dachte, dass ich schon schlief.
Sie war damals in seinen Armen gestorben.
Unser Familienkonstrukt war seitdem etwas kompliziert, aber ich kam damit klar. Unter der Woche war ich oft bei Oma Dianne und Mike.
Am Wochenende kam ich dann immer mit zu Sandor. Loreen kam mit dem Auto dann auch immer von ihrer Pflegefamilie zu uns gefahren und wir verbrachten die paar Tage immer zu dritt. Ich liebte diese Wochenenden. Wir drei verstanden uns super. Und Loreen war eine mega coole große Schwester, von ihr konnte ich noch viel lernen. Meine andere Oma hatte ich leider nie kennengelernt. Sie gilt bis heute als vermisst. Dad war nach dem Tod meiner Mutter weggezogen, an einen Ort, wo man nicht dauernd über diesen Fall von damals redete. Mein Blick fiel auf den rechten Arm meines Dads, mit dem er gerade einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Er hatte zwar viele Tattoos, aber dieses stach deutlich von den anderen hervor. Vielleicht, weil es so hässlich war. Oder, weil Dad es gerade versuchte sich weglasern zu lassen. Es war zwar schwächer geworden, aber noch deutlich als katzenartiges Auge zu erkennen. Ich hatte mal gelesen, dass das ein Erkennungszeichen der Mafia sein sollte. Aber Dad und ich hatten nie ausführlich darüber gesprochen. Er wich diesem Thema immer aus. Ich nahm auch einen großen Schluck von meinem Kakao und ließ die Erwachsenen miteinander reden.

Plötzlich vibrierte mein Handy. Ich hoffte irgendwie auf eine Nachricht von dem rothaarigen Mädchen aus meiner Klasse. Aber Fehlanzeige. Es war eine Nachricht von Instagram. Dort hatte ich erst letztens ein Neues Bild von mir gepostet. Wahrscheinlich wars nur irgendein neuer Like. Ich starrte auf die Nachricht. Es war eine Abonnentenanfrage von dem User: „Donotcry666". Ich hob eine Augenbraue. Seltsamer Name. Der Account hatte keine Bilder hochgeladen und auch kein Profilbild. Nach kurzer Überlegung und einem mahnenden, »Hunter! Handy weg!«, von meiner Oma, lehnte ich die Anfrage ab.
Keinen Bock auf sowas.

Dann legte ich lässig meine Ellenbogen auf dem Tisch ab, nahm noch einen Schluck von meinem Kakao und beteiligte mich wieder an dem Gespräch über meine Mama. Über Rachel.

***

Hey ihr Lieben,
das war das Ende von „This Person Will Not Exist" und es ist wirklich krass das zu sagen. Ich habe mit diesem Buch und dem ersten Band insgesamt drei bis vier Jahre meines Lebens verbracht.
Ich habe den ersten Band mit siebzehn angefangen zu schreiben. Irgendwie fühlt es sich jetzt komisch an, die Story zu beenden.
Witzig auch, dass ursprünglich nichtmal ein zweiter Band geplant war.
Aber wie ihr sehen könnt, hatte ich genug Stoff diesen zu füllen. :D

Ich hatte das Buch angefangen zu schreiben, als ich mich damals viel über das Darknet informiert hatte. Ich spiele schon immer gerne Horrorspiele und das Spiel „Welcome to the game" war damals eine willkommene Inspiration für meine Geschichte. Eine etwas unschönere Inspiration für die Geschichte war, dass ich damals selbst gestalkt wurde. Natürlich nicht so extrem wie in diesem Buch, aber extrem genug, dass ich sagen kann, dass das bis jetzt die schlimmsten Jahre meines Lebens waren. Ich hoffe euch blieb und bleibt so eine Erfahrung erspart.

Ich danke jedem von Herzen, wer die ganze Zeit dabei geblieben ist. Ich hätte niemals gedacht, dass Leute diese Story so viel lesen und vorallem mögen würden.

Ich werde mich demnächst an ein neues Buch setzen und dort mein ganzes Herzblut reinstecken. Diese Geschichte hier zu schreiben hat mir viel beigebracht. Mein Traum ist es, irgendwann mal einen Roman auf den Markt zu bringen. Mal sehen ob dieser Traum mal wahr wird :D.
Könnt auch gerne Storywünsche hier herein schreiben. Ich bin mir noch nicht 100% sicher, welches Genre ich dort behandeln werde, oder obs bei diesem hier bleibt.

Mich würden noch eure Gedanken zu diesem Buch interessieren. Schreibt gerne wie es euch gefallen hat, was ich noch verbessern kann, wer euer Lieblingscharakter war, was ihr zu den Charakteren denkt usw.
Würde mich sehr freuen, eure Meinungen dazu zu hören. :)

Das nächste und letzte Kapitel ist ein Bonuskapitel und wichtig um zu verstehen, wieso Derek so ein Mensch geworden ist, wie er nun eben ist. Viel Spaß damit. :)

Vielen Dank nochmal an alle, habe euch lieb. <3

This Person Will Not ExistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt