Kapitel 4

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Doch ich löste mich aus meiner Starre als ich zwei Hände auf jeweils einem Arm spürte, die eine Hand gehörte Erwin der mich verständnislos ansah und die andere gehörte Hange die auch nicht besonders begeistert aussah. Ich stand auf und drängte mich an Erwin vorbei, ich drückte den Typ noch fester auf den Tisch als Levi, der ihn mir ein wenig grinsend übergab. "Hey, es gibt keine Prügelei in meiner Bar!" hörte ich die tiefe Stimme des Wirten rufen. "Das ist ja auch keine Prügelei, ich erleichtere ihnen nur die Arbeit. Sie wollen doch keine betrunkenen Gäste, die ihnen die andere Kundschaft vergrault oder?" fragte ich und schaut über meine Schulter zu ihm. Daraufhin sagte er nichts mehr sondern drehte sich kopfschüttelnd wieder um. Die Leute die inzwischen auf uns aufmerksam geworden waren schauten alle in ihr Glas und versuchten so unauffällig wie möglich zu wirken. "Du kleine Schlampe, ich zeig dir gleich-" doch weiter kam er nicht, da hatte ich ihn schon hoch gezogen und krallte meine Nägel in seinen Arm und seine Schulter. Ohne ein weiteres Wort ging ich aus der Bar hinaus in eine Seitengasse. Ich konnte mir schon denken weshalb die anderen Menschen uns anstarrten, immerhin war er hier um mindestens zwei Köpfe größer und zweimal so breit wie ich. Dennoch hatte ich mehr Kampferfahrung und kannte mich eindeutig besser darin aus, welche Körperstellen bei Menschen als auch bei Titanen am empfindlichsten waren. Ich ließ ihn los und er taumelte ein Stück vorwärts. Dann stützte er sich an der Hauswand ab und drehte sich endlich zu mir um. Ich musste lächeln, endlich. Endlich konnte ich zumindest ein wenig Rache nehmen. "Also sag was du zu sagen hast. Was denkst du über mich?" fragte ich herausfordernd und schaute zu ihm nach oben als er sich vor mir aufbaute. Er wirkte nicht besonders einschüchternd auf mich, auch wenn er es noch so sehr versuchte. "Du bist eine verdammte Hure, die weder das Recht hatte Tom so zu hintergehen und dann auch noch seinen Namen in den Dreck zu ziehen." ich lachte auf, er schaute ein wenig verwirrt ließ sich aber nicht beirren. "Wir waren doch noch nicht einmal verheiratet." sagte ich belustigt und lehnte mich an die Hauswand. "Ich wusste schon Von Anfang an was du für eine bist, also sag mir, mit wem da drin f*ckst du? Mit dem Kleinen, dem Kommandant oder vielleicht sogar mit der Brillenschlange?" mein Lächeln verblasste. Doch seine Mundwinkel gingen immer mehr in die Höhe. "Es ist der Kommandant nicht wahr? Ein Mann der tausende Menschen in das Land der Titanen führt, kann nur einen schrecklichen Geschmack haben. Dieses rote Haar und diese Respektlosigkeit..." kurz bevor seine dreckigen Finger meine Haare berühren konnten holte ich blitzschnell mein Messer hervor und schnitt ihm damit in die Finger. Im Licht des Mondes und der umliegenden Häuser konnte ich das Blut sehen das auf den Boden tropfte. Er schrie auf da schnitt ich erneut seine Hand, genau dieselbe. Er sackte zu Boden und kniete vor mir. "Du kleine elende-" ich trat mit dem Bein auf seine Brust und blieb darauf stehen, sodass er gegen die andere Mauerseite fiel. Er hielt sich mit der anderen Hand seine Verletze und schaute mich geschockt an. Als er den Ausdruck auf meinem Gesicht sah mischte sich auch Angst darunter. "Verlier noch ein Wort über den Aufklärungstrupp und den Kommandant und ich schneide dir deine Kehle durch." flüsterte ich schon fast und ließ die Spitze meines Messers langsam über seinen Hals laufen. Er hielt den Atem mit aufgerissenen Augen an und ich konnte die Schweißperlen auf seinem ganzen Gesicht sehen. Als er nichts mehr sagte stieß ich mich ab und ging zurück. Am Ende der Gasse konnte ich bereits Erwin, Levi und Hange sehen. Ich atmete tief durch und machte mich schon für die Fragen bereit. "Da bin ich." sagte ich lächelnd und alle drei warfen einen Blick hinter mich in die Gasse. "Also gut, dann gehen wir." sagte Levi und war der erste der sich auf den Weg machte.

Ein paar Stunden später lag ich in meinem Bett und ließ mir alles durch den Kopf gehen, schon so lange hat keiner mehr über das Vergangene gesprochen. Über das was war und was ich getan und nicht getan hatte. Ich dachte an das letzte mal als diese unerträglichen Schmerzen wegen Tom aushalten musste, was ich tun musste und wozu ich mich überwinden musste. Ich schämte mich für mein damaliges Ich, dass ich mich nicht gegen ihn gewehrt habe sondern die Situation immer so weit lange provoziert habe bis ich schließlich dafür einstecken musste. Ich rollte mich auf die Seite und schaute aus dem Fenster. Bald würde ich irgendwelchen Kindern beibringen wie man einen Titan richtig erlegt und wie man sich dabei nicht verhalten sollte. Mit dem Gedanken an meine eigene Rekrutenzeit schlief ich schließlich ein.

A Nightmare that came true   /Attack on titanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt