Kapitel 1

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"Mara! Komm wieder zurück!" rief meine Mutter, doch ich lief einfach weiter. Tränen rannen mir übers Gesicht. Ich lief den kleinen Hügel bergab durch die Straße und hörte gar nicht auf ihre Schreie. "Du musst nicht mehr wiederkommen, wenn du jetzt gehst! Wir haben akzeptiert, dass du dem Aufklärungstrupp beigetreten bist, aber wenn du das durchziehst wirst du nicht länger Willkommen sein!" rief sie noch und jetzt drehte ich mich um. "Ich bin überall lieber als in diesem Haus! Ihr seid doch alle verblödet!" rief ich und ignorierte die Trauer die sich auf ihrem Gesicht breit machte. Die Wut in mir ließ mich zittern. Was war nur los mit ihnen? Ich kam seit Wochen wieder nach Hause und dann passierte das? "Mara, jetzt warte doch, sie hat es nicht so gemeint!" Tom hielt mich am Handgelenk fest, doch ich entriss es ihm. Sofort spürte ich den brennenden Schmerz auf meiner Wange, er hatte mich geschlagen. "Was ist nur los mit dir? Wie kannst du dich so verhalten?" fragte er in einer ganz anderen Tonlage. Ich hielt mir die Wange und schaute auf zu ihm, "Was ist nur mit dir los? Du scheinst genauso den Verstand verloren zu haben wie meine ganze Familie!" kreischte ich und sah wie einige Leute aus dem Fenster schauten. "Rede nicht so mit mir, ich bin dein Verlobter!" er trat einen Schritt auf mich zu, woraufhin ich zurück wich. "Willst du noch eine? Dann geh, geh weiter und ich schlage dich noch einmal." sagte er und mir traten Tränen in die Augen. "Du bist ein Monster, noch schlimmer als die Titanen dort draußen." und schon hatte ich mir die nächste gefangen. "Als deine Eltern gesagt haben, ich könnte dich zur Frau nehmen habe ich mich geehrt gefühlt. Ich war froh mit so einer Frau wie dir Kinder zu bekommen! Doch dann musstest du dem Aufklärungstrupp beitreten! Du musstest anfangen dein Leben in die Hand zu nehmen! Du hättest es so gut mir mir haben können!!" schrie er und kam immer näher auf mich zu. Ich wich jedes mal einen Schritt zurück. "Deine Mutter weinte jeden Tag an dem du nicht bei uns warst! Deine Schwestern genauso, sie mussten die ganze Arbeit erledigen, die du machen solltest. Dein Vater hat mich angebettelt mir keine andere zu suchen, keine Hübschere, keine Freudigere, keine Frau die es auch wert ist sie zu heiraten!" die Leute die nun schon auf der Straße waren, blieben teilweise stehen und starrten uns an. "Dann geh doch und such dir eine andere Gebärmaschine, ich bekomme zum Glück keine Kinder mehr! Von einem Mann wie dir hätte ich sie mir eigenhändig aus dem Körper geholt noch bevor es einen Herzschlag geben könnte!" ich spürte einen dumpfen Schlag auf meiner Wange und meine Glieder brannten, er hatte mich so fest mit der Faust geschlagen, dass ich am Boden lag. Ich schmeckte Blut, "Komm schon, schlag mich noch einmal. Deine Männlichkeit braucht wohl diese Art an Genugtuung." sagte ich und grinste ihn vom Boden aus an. Ich hatte diesen Mann schon immer gehasst, seine Arroganz und Ignoranz. Er war es, der meiner ganzen Familie gesagt hatte, dass ich zum Aufklärungstrupp ging, sie wollten mich alle davon abhalten und hatten mich sogar zu Hause eingesperrt. Petra, eine gute Freundin von mir hatte es geschafft meinen Brief an Levi Ackermann zu überbringen und so war ich dann persönlich von Erwin Smith, Levi Ackermann und Hange Zoe befreit worden. Diese Situation war mir noch bis heute peinlich, auch wenn ich Levi und Hange jetzt als Freunde ansehen konnte und sogar zu den besten Leuten des Aufklärungstrupps gehörte. Ich lag noch immer am Boden und meine Uniform hatte inzwischen schon Schmutzflecken. "Willst du das wirklich? Ich möchte nicht, dass deine Kollegen sich um ihre Lieblings-Hure sorgen." sagte er und ich lachte laut. "Wenigstens sorgen sie sich um mich, anders als du!" sagte ich und richtete mich langsam wieder auf. Ich hatte zwar die Möglichkeit, mich zu wehren doch ich wollte nicht. Ich wollte, dass endlich alle sahen was in diesem Haus vor sich ging, wenn die Fenster und die Türen verschlossen wurden. Ich wollte, dass unsere Nachbarin sah, wem sie da jeden Tag ein Kompliment mache, was für ein liebevoller Verlobter er doch sei. Aber besonders wollte ich, dass er mich so zurichtete wie noch nie, damit die Soldaten endlich einen Grund hatten ihn festzunehmen, damit ich die Chance hatte mich an ihm zu rächen. "Keiner dieser Typen sorgt sich um dich! Sieh dich doch nur an, diese hässlichen roten Haare, diese Sprenkel auf deinem Gesicht als wärst du mit Scheiße beworfen worden und diese ekelhafte Art von dir! Kein Mann will eine Frau die lieber außerhalb der Mauern ihr Leben riskiert, als Leben zu schenken. Du solltest hier drin bleiben und Nachwuchs austragen und mich befriedigen!" ich wich zurück, bis ich eine Mauer hinter mir spürte. Zwar spürte ich die Angst in mir, aber ließ sie nicht an die Oberfläche, ich wusste auf was er hier hinaus wollte und ich würde bestimmt nicht die Fassung verlieren. "Wenn du auch nur annähernd ein guter Mann wärst, würdest du wissen, dass man eine Frau, vor allem die Ehefrau nicht so behandelt. Ich bin keine Gebärmaschine du-" doch weiter kam ich nicht, er hatte einen Haarschopf ergriffen und schlug meinen Kopf auf der Wand auf. Ich spürte eine Wärme auf meiner Schläfe und wie eine Flüssigkeit von meinem Kinn herab tropfte. Der Schmerz und das Schwindelgefühl in meinem Kopf ließen mich nicht mehr klar denken. "Ein Wort noch und es wird das letzte sein, was du je gesagt hast." Plötzlich bebte der Boden unter uns und sein griff wurde leichter. Ich nutzte die Chance und schlug seine Hand weg, ich ergriff seinen Arm und drehte ihn ihm schmerzhaft auf den Rücken. Ich drückte ihn gegen die Wand und schaute mich um, die Erde bebte noch immer. Als ich hoch sah, blieb mein Herz stehen. Die Leute um uns herum, waren schon längst in Panik verfallen, als ich sie schreien und laufen sah. Mein Kopf schmerzte und ich konnte mich nicht bewegen. Tom hielt ich noch immer fest, er wand sich und versuchte meinem Griff zu entkommen. Ich musste fliehen, kam mir nach ein paar Sekunden der Gedanke und ich ließ ihn los. "WAS IST LOS? Hast du etwa Schiss bekommen?" fragte er, doch ich riss mir etwas von meiner Uniform ab und band es mir um die pochende Stelle auf meinem Kopf, ich musste zumindest die Blutung stoppen. Ich hatte den Blick schon abgewandt, als Tom bemerkte was vor sich ging. Dort oben, war ein Kopf, er schaute über die Mauer hinein in die Stadt. Der Kopf hatte keine Haut, sondern bestand nur aus Muskeln und Fleisch. Seine riesige Hand hatte sich über die Mauer gelegt, als er hinein Blickte. Ich lief bereits zum Haus zurück, als ich durch ein Beben zu Boden gerissen wurde. Panik machte sich in mir breit, als ich noch mehr Menschen schreien sah. Sie liefen alle in Richtung Bote und zu den Eingängen ins innere der Mauer. Was war hier nur los? Ich stand wieder auf, doch was ich diesmal sah ließ mein Herz beinahe stoppen. Es flogen Steine und Menschen durch die Luft, Häuser waren zerstört und es brannte bereits ganz in der Nähe. Dieser riesige Titan dort, hatte ein Loch in die Mauer getreten und verschaffte so vielen kleineren einen Eingang in die Stadt. Panik machte sich in mir breit. Ich richtete mich wieder auf und lief die Straße hinauf zu dem Haus meiner Eltern. Als ich ankam, standen alle Türen offen, sie hatten das Haus also verlassen. Ich rannte die Stiegen nach oben und suchte nach meiner Ausrüstung. Und da sah ich sie, mein 3D-Manöver mit den Schwertern. Ich legte alles an, als ich Schritte hinter mir hörte. "Bring mich hier raus!" verlangte er, als er in das Zimmer gekommen war. Um uns herum, erbebte die Erde und ich hörte die Schreie da draußen. "Aus dem Weg." verlangte ich und sah ihn stur an. Ich würde bestimmt nicht sein Leben retten um das von vielen weiteren zu riskieren. Er lachte auf und machte ein paar Schritte auf mich zu. "Du wirst mich aus dieser Hölle in Sicherheit bringen. Dein Job ist es doch Leben zu retten, also rette meines. Ich bin dein verdammter Ehemann." ich grinste ihn an. "Du warst mein Verlobter." erklärte ich und zerschlug das Fenster hinter mir. Er hechtete auf mich zu, doch ich war schneller und schaffte es mich hinaus zu schwingen. "MARAAA!" schrie er noch doch ich war schon längst weg. Ich musste unbedingt die anderen Soldaten holen. Ich hatte Glück, dass meine Ausrüstung hier war. Ich schwang mich durch die Straßen und sah nichts als Angst und Zerstörung. Die Menschen weinten und schrien vor Angst. Titanen liefen durch die Stadt, brachen Häuser auf, verschlangen Menschen und zerstörten mit jedem Schritt ein wenig mehr. Ich bemühte mich, keinen Titanen umzubringen, dadurch würde ich nicht Zeit sparen um die Soldaten zu holen. Außerdem hatte ich selbst keine Chance gegen all die Titanen die in die Stadt strömten. Inzwischen war ich bei den Boten angekommen und landete am Hafen. Die Bote waren völlig überfüllt und das Personal gab ihr bestes um die Menschen schnell aus der Stadt zu bekommen. Ich ging zu einem der Angestellten und tippte ihn an. Ich bekam eine Gänsehaut als ich die Angst und Verzweiflung in seinen Augen sah. Ich schluckte und sagte dann, "Gebt mir die Kinder, ich bringe sie auf die andere Seite!" so schnell konnte ich gar nicht schauen, da war ich schon von unzähligen schreienden und Verletzten Menschen umzingelt. Ich nahm einer Frau ihr Baby ab und hielt es fest an mich gedrückt. "Ein bisschen Abstand." rief ich und schoss dann nach oben. Es dauerte einige Sekunden bis ich oben angelangt war und die Soldaten auf mich zukamen. Ich drückte einem jungen Soldaten das Baby in die Hand. Auch hier oben war die reinste Panik ausgebrochen. Ich wandte mich an einen der Soldaten der auf mich zugelaufen war. Ich kannte ihn ein wenig, er hatte hier offenbar das Sagen. "Ich möchte mit sofort mit jemanden aus dem Aufklärungstrupp sprechen." verlangte ich und alle die um mich herum standen schauten mich erschrocken an. "Sie bringen das Baby hier in Sicherheit, ich werde versuchen so viele Menschen wie möglich hier nach oben zu bringen und Sie werden sich darum kümmern, dass sie gut auf der anderen Seite ankommen! Und Sie sorgen dafür, dass Soldaten des Aufklärungstrupps so schnell wie möglich hier sein werden." sie verstanden offenbar wie ernst ich das meinte, denn sie liefen los als ich wieder zur Mauer ging und einen Schritt nach vorne machte. Ich war nicht einmal unten angekommen, da hielten mir Mütter und Väter ihre Kinder entgegen. Ich schnappte mir eines und schnellte wieder nach oben. Dafür musste es doch eine schnellere Lösung geben. Oben angekommen ließ ich das kleine blonde Mädchen los und sie weinte unaufhörlich. Sie hielt meine Hand fest und ich konnte den Blick kaum abwenden. "Bitte rette meine Mama!" mein Herz brach ein Stück, doch ich übergab sie dem Soldaten, dem ich vorhin schon das Baby gab. "Bring sie weg und hol Soldaten, sie sollen alle 3D-Manöver tragen und helfen die Leute hier heraus zu holen. Außerdem brauchen wir weiterhin Gas. Füll die Aufzüge auf der anderen Seite mit den Leuten!"

Ich verbrachte den ganzen Tag, bis die Sonne untergegangen war, damit die Leute zu retten. Einige Soldaten des Aufklärungstrupps versuchten die Titanen von uns fernzuhalten. Ich hatte es geschafft, dass jeder einzelne Hafen und jedes Tor mit Soldaten ausgestattet war. Wir retteten unzählige Menschenleben. Als ich noch auf der Mauer stand und hinunter in die Stadt schaute, konnte ich die Ereignisse des heutigen Tages kaum fassen. Ich wollte meine Familie sehen und die Verlobung auflösen. Ich wollte sehen ob sie sich geändert hatten und mich inzwischen akzeptierten und sich für mich freuten. Ich hatte sie zurück gelassen und sogar Tom einfach sterben lassen. Ich blieb stehen und ließ mir die Haare ins Gesicht wehen. Mein Zopf hatte sich gelöst, als ich einen kleinen Jungen hier hinauf brachte. Ich schaute in die Richtung in der mein Elternhaus lag. Ich hatte es heute tatsächlich geschafft Menschen zu retten. Im Licht des Mondes konnte man neben den zerstörten Häusern auch die Titanen sehen, wie sie durch die Straßen streiften. Viele hatten sich auch bei den Häfen gesammelt und sprangen an der Mauer hoch. Ich grinste, ich würde mich schon noch an ihnen rächen. Dafür dass sie mir genommen hatten was mir gehörte. Sie hatten mir einfach alles genommen. "Mara! Zum Glück geht es dir gut!" als ich aufschaute wurde ich von jemanden direkt in eine Umarmung gezogen. Das Pochen auf meiner Schläfe wurde kurz schlimmer, doch ich genoss es trotzdem. Das Mädchen löste sich von mir und ich sah Tränen in ihren Augen glitzern. "Ich hätte wissen müssen, dass es dir gut geht, ich hatte nur solche Angst." Sie zog langsam ihre Arme zurück und wischte ihr Gesicht im Umhang trocken. "Hast du dir das schon ansehen lassen?" hörte ich eine Stimme hinter ihr und Petra trat beiseite. "Levi." sagte ich überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet ihn hier zu sehen. "Als wir hörten, dass du hier bist sind wir sofort los um dir zu helfen." erklärte Petra und lächelte mich warm an. "Du bist ja verletzt." sie griff nach der abgebundenen Wunde und ich zog scharf Luft ein als sie das Stoffteil abnahm. "Ja ich habe es mir noch nicht ansehen lassen." Levi schaute nach unten zu den Titanen. "Was hast du hier gemacht?" fragte er und ich seufzte. "Das würde ich auch gern wissen." hörte ich eine weitere Stimme und mir gefror das Blut in den Adern. Sogar Kommandant Erwin war hierher gekommen. Ich sah wie er immer größer und größer wurde, als er auf uns zukam. "Ich bringe sie zu einem Arzt, Levi du kümmerst dich um die Soldaten die sich um die Menschen kümmern, sie sollen ausgewechselt werden." Levi nickte und Petra folgte ihm, nachdem sie mir ermutigend zulächelte. Erwin und ich standen uns zwar nahe, doch ich hatte trotzdem immer ein seltsames Gefühl in seiner Nähe. Es war als würde er mich durchschauen. "Komm, deine Verletzung sieht ernst aus." er legte die Hand auf meinen unteren Rücken und schob mich in Richtung Ausgang. Nachdem ich losgegangen war nahm er seine Hand wieder weg. "Was hast du hier getan?" fragte er und ich konnte seine harten Gesichtszüge im Schein der Fackeln sehen. Das mulmige Gefühl in meinem Bauch ließ mich wieder weg sehen.

A Nightmare that came true   /Attack on titanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt